Ich habe einen Namen: Roman
nicht mal Protest von den
Dorfbewohnern.
Einmal wurde ein Mann
aus der Befestigung eines Dorfes herausgeführt und zu unseren Fängern gebracht.
Seine Hände waren gefesselt, und hinter ihm liefen Kinder her, die zusahen, wie
die Dörfler mit den Menschenfängern verhandelten. Am Ende bekamen sie ein paar
Kupferarmreife und etwas Salz, und unsere Fänger nahmen den Mann und hängten
ihn mit einer Stange an den Letzten unserer Gruppe. Die Kinder fingen an, den
neuen Gefangenen zu verhöhnen. Es wurde immer schlimmer, und dann warfen die
Älteren mit Steinen und faulem Obst nach uns. Ein Stock flog mir gegen den
Schenkel, riss die Haut auf, und ich begann zu bluten. Ich rang um Luft und
verschluckte die Kaurimuschel, die ich immer noch im Mund mit mir trug. Ich
würgte, als sie mir den Schlund herunterrutschte, und suchte hinter Fomba
Schutz. Fomba tat sein Bestes, die heranfliegenden Steine und Äste abzuwehren,
und schrie die Jungen an aufzuhören. Splitternackt, das Haar verfilzt und
verdreckt, den Kopf zur Seite geneigt und wild mit den Händen gestikulierend,
bot er einen furchterregenden Anblick. Er wurde von ein paar Steinen und Mangos
getroffen, bevor unsere Fänger die Jungen wegjagten und uns weitertrieben.
Ich konnte nicht
verstehen, warum die Dorfjungen sich so benommen hatten. Sicher, auch die
Kinder in Bayo, mich eingeschlossen, hatten Fomba unablässig geneckt. Aber wir
hatten ihm doch nie wehgetan. Wir hatten ihm keine Schlinge um den Hals gelegt
oder ihm sein Essen verweigert. Ich hatte nie Gefangene an den Mauern unseres
Dorfes vorbeiziehen sehen, aber wären Männer, Frauen und Kinder so wie wir
jetzt an Bayo vorbeigetrieben worden, schlimmer noch als Wolosos, dann hätte
ich doch gehofft, dass wir für sie gekämpft und sie befreit hätten.
Abends brachte Chekura
eine Kalebasse Wasser und etwas Sheanuss-Seife und bot an, die Wunde auf meinem
Schenkel zu säubern.
»Das kann ich selbst«,
sagte ich.
»Lass mich dir helfen«,
sagte er und goss etwas Wasser auf mein Bein und die Wunde.
»Warum verhöhnen uns
die Kinder aus den Dörfern?«, fragte ich ihn.
»Das sind doch nur
kleine Jungs, Aminata«, sagte Chekura.
»Und was ist mit all
den Dorfbewohnern, die unseren Fängern Waren verkaufen und uns nachts bewachen?
Warum helfen sie diesen Männern?«
»Warum helfe ich ihnen?«,
fragte er. »Welche Wahl haben sie?«
»Sie sind nicht alle
von ihren Onkeln verkauft worden«, sagte ich.
»Wir kennen ihre
Geschichte nicht«, sagte Chekura.
Als wir am nächsten Tag
an einer Stadt vorbeikamen, war ich erleichtert, dass wir nicht wieder mit
Beleidigungen überschüttet wurden und keine Steine flogen. Ein paar Frauen mit
Obst und Nüssen gingen zu unseren Fängern. Eine von ihnen sah mich eindringlich
an, folgte mir und ging ein Stück neben mir. Sie nahm ihre Trage vom Kopf und
gab mir eine Banane und ein kleines Säckchen Erdnüsse. Ich verstand nicht, was
sie sagte, aber ihre Stimme klang gutherzig. Sie legte mir ihre trockene,
staubige Hand auf die Schulter. Es war eine so unerwartet gütige Geste, dass
sich meine Augen mit Tränen füllten. Sie tätschelte mir die Schulter, sagte
etwas in eindringlichem Ton und war verschwunden, bevor ich ihr danken konnte.
Während
unseres langen Marsches hatte ich meine erste Blutung. Ich versuchte mich zu
beruhigen und redete mir ein, ich würde sowieso nicht mehr lange leben und die
Erniedrigung würde damit bald vorbei sein. Krämpfe fuhren mir durch den Leib,
und nackt, wie ich war, ließ sich das Blut, das mir die Beine hinunterrann,
nicht verbergen.
Als Chekura näher kam,
zischte ich ihn an: »Geh weg.«
»Bist du krank?«
»Geh weg.«
»Trink etwas Wasser.«
Ich nahm ein paar Schlucke aus dem Wassersack, weigerte mich aber, Chekura
irgendwelche Beachtung zu schenken.
»Hast du dich
geschnitten?«
»Bist du blöd?«
»Ich kann dir helfen.«
»Lass mich in Ruhe.« Er
ging noch eine Weile neben mir, aber ich schwieg. Endlich wandte er sich ab,
und ich rief ihm hinterher: »Wenn wir heute Abend haltmachen, schicke eine Frau
aus dem Dorf zu mir.«
Er nickte und ging
weiter.
Abends ließen wir uns
außerhalb eines Dorfes nieder. Chekura verschwand. Etwas später kamen zwei
Frauen zu meinen Fängern, deuteten auf mich und sprachen mit ihnen. Es ging
eine Weile angeregt hin und her, dann gaben sie den Männern etwas Palmwein und
kamen zu mir.
Die Frauen unterhielten
sich in einer Sprache, die ich nicht verstand. Eine Frau zog an meiner Hand.
Ich
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