Ich habe einen Namen: Roman
dafür sorgen, dass ich ein angenehmes Zimmer bekäme. Er sah auf die Uhr
an seiner Kette und schien gehen zu wollen. Da brach die eine Frage aus mir
hervor, die ich nicht zurückhalten konnte.
»Warum tun Sie das?«
»Was?«
Ich machte eine Geste
zu den Fenstern hin, zu den Regalen, der Decke. »Das. Alles.«
Armstrong räusperte
sich und verschränkte die Arme. Als er sprach, war seine Stimme weicher,
weniger heftig. »Ich kenne nichts anderes. Ich liebe Afrika. Ich wünschte, es
müsste nicht sein, wie es ist, aber wenn wir hier verschwinden, ziehen die
Franzosen morgen ein. Alle tun es. Die Engländer. Die Franzosen. Die Holländer.
Die Amerikaner. Selbst die verdammten Afrikaner handeln schon seit ewigen Zeiten
mit Sklaven.«
»Das macht es nicht
besser.«
»Wenn wir die Sklaven
nicht holten, würden die anderen Afrikaner sie umbringen. Sie abschlachten. Wir
stellen wenigstens einen Markt zur Verfügung und halten sie am Leben.«
»Wenn Sie aufhörten,
würde der Markt austrocknen.«
»Sie waren noch nicht
in England, also lassen Sie mich Ihnen etwas sagen. Neunundneunzig von hundert
Engländern trinken ihren Tee mit Zucker. Wir leben für unseren Tee, unseren
Kuchen und unsere Süßigkeiten. Wir leben dafür und werden uns unseren Zucker
nicht nehmen lassen.«
»Aber Sie brauchen doch
keine Sklaven, um Zucker zu produzieren«, sagte ich.
»In der Karibik auf den
Zuckerrohrfeldern arbeiten ausschließlich Schwarze. Nur die ertragen das.«
»Sie könnten etwas
anderes mit dieser Festung anfangen.«
»Was? Wie Ihr geliebter
John Clarkson in Freetown?«
Ich nickte.
Armstrong schlug mit
der Faust auf den Tisch. »Hat die Kolonie in Freetown schon irgendetwas
produziert, was sich ausführen ließe? Zuckerrohr? Kaffee? Exportieren Sie
Schiffsladungen Elfenbein oder Gabanholz? Sie bauen weder Reis noch Mais an.
Sie haben nicht eine einzige Farm, Sie können sich nicht mal selbst versorgen.«
Ich war auf diese
Diskussion nicht vorbereitet. Meine Gedanken bewegten sich im Kreis und suchten
nach einer Antwort.
»Mildtätigkeit bringt
keinen Profit«, sagte Armstrong. »Nichts. Die Kolonie in Freetown ist ein
Kindergarten, finanziert aus den tiefen Taschen reicher Abolitionisten, die
keine Ahnung von Afrika haben.«
Ich wusste nicht, was
ich erwidern sollte. Es stimmte, dass die Kolonie noch nichts produziert hatte,
aber das rechtfertigte noch lange nicht den Sklavenhandel.
»Hören Sie«, sagte
Armstrong, »war die Erfahrung so schrecklich für Sie? Sehen Sie sich an, Sie
sind ein Ausbund an Gesundheit, bequem gekleidet, mit Essen im Bauch, einem
Dach über dem Kopf, und Sie haben die Abolitionisten, die für Sie kämpfen. Dem
Großteil der Welt geht es nicht so gut.«
Mir fehlten die Worte.
Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Ich fühlte mich ausgelaugt. Plötzlich
wollte ich das Bett, das mir angeboten worden war. Einen Ort, an dem ich
Armstrongs Argumente durchdenken konnte.
»Wir nähren die Sklaven
hier, was denken Sie«, sagte er. »Es liegt schließlich nicht in unserem
Interesse, die Leute verhungern zu lassen, die uns Profit bringen sollen. Und
ich bin es leid, dass die Abolitionisten behaupten, wir würden unseren
Gefangenen Brandzeichen ins Fleisch sengen. In all meinen Jahren hier habe ich
so etwas nicht erlebt. Das ist nichts als wildes Gerede, um die Damen der Gesellschaft
aus der Ruhe zu bringen.«
Ich zögerte. Es war mir
egal, dass er der stellvertretende Leiter dieser Sklavenfestung war. Es war mir
egal, dass ich Bance Island nur mit seiner Einwilligung wieder verlassen
konnte. »Warum drehen Sie sich nicht einen Moment lang um?«
»Wie bitte?«
»Bitte drehen Sie sich
um. Nur für einen Moment.«
Er tat es. Ich öffnete
eine Schnalle, drei Knöpfe und zog mein Kleid so weit herunter, dass die
hervortretenden Narben über meiner Brust sichtbar wurden. »Jetzt dürfen Sie
wieder gucken.«
Er drehte sich um und
stieß einen Schrei aus.
»Das ist meine
Erinnerung an Bance Island«, sagte ich.
William Armstrong trat
näher und sah genau auf mein freigelegtes Fleisch. Ein Flüstern kam von seinen
Lippen. »Wissen Sie, was das ist?«
»Das ist das Zeichen,
das man mir eingebrannt hat, hinten in Ihrem Sklavenpferch, als ich elf Jahre
alt war.«
Blut stieg Armstrong
ins Gesicht. Er tat einen Schritt zurück. »Die beiden Buchstaben«, sagte er.
»Wissen Sie, wofür die stehen?«
»Es ist ein G und ein
O«, sagte ich. »Was sie bedeuten, habe ich nie erfahren.«
»Grant,
Weitere Kostenlose Bücher