Ich habe einen Namen: Roman
Clarkson sprang von seinem Stuhl auf. »Das können Sie nicht
ernst meinen!« Er schrie geradezu. »Es waren Männer der Sklavenhändler, die
Thomas Peters getötet haben. Und Sie haben sie aus Ihrer Familie
herausgerissen. Sie sind eine Närrin, wenn Sie das auch nur erwägen. Denken Sie
daran, mit wem Sie sich einlassen!«
»Das hat Armstrong auch
gesagt«, sagte ich.
»Was Sklavenhändler
angeht, ist William Armstrong eher von der ehrbaren Sorte«, sagte Clarkson.
»Wenn er sagt, es ist gefährlich, würde ich ihm glauben.«
»Ich richte mein Leben
nicht danach aus, was gefährlich ist und was nicht«, antwortete ich. »Sonst
wäre ich in New York nicht meinem Besitzer davongelaufen, wäre nicht nach
Neuschottland gefahren, in ein Land, wo ich keine Freunde hatte, kein Land,
kein Zuhause und keine Arbeit, und das im Dezember. Und ganz sicher wäre ich
nicht mit nach Freetown gekommen.«
Clarkson setzte sich
wieder und schüttelte lächelnd den Kopf.
»Hat die Gefährlichkeit
Sie davon abgehalten, zur Navy zu gehen?«, sagte ich. »Würde Sie eine Gefahr
davon abhalten, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um nach Hause zu Ihren
geliebten Menschen zu gelangen?«
Clarkson rieb sich die
Handgelenke und sah mir in die Augen. »Nun, Meena, Sie wissen, was Sie wollen.
Niemand sonst weiß es besser. Sie waren mir immer eine unglaubliche Hilfe. Wenn
ich Ihnen jetzt auch helfen kann, würde ich es gerne tun.«
Ich erzählte ihm, dass
ich dem Sklavenhändler ein Fass Rum angeboten hätte, er aber sicher mehr wolle.
Clarkson sagte, er würde einige Mittel, die ihm zur Verfügung stünden, dazu
nutzen, um mir, und nur mir, drei Fass Rum zu verschaffen. Das sei sein
Geschenk für mich. Ich hätte ihm lang und treu gedient, sagte er, und wenn mir dieser
Rum erlaube, nach Hause zu kommen, dann sei es so.
»Achten Sie nur darauf,
so lange wie möglich bei einem Fass zu bleiben«, sagte Clarkson. »Denn am Ende
treibt er Sie doch hoch. Die Afrikaner sind tüchtige Händler.«
»Lieutenant Clarkson,
bitte vergessen Sie nicht, dass Sie mit einer Afrikanerin sprechen.«
Er lächelte und
schüttelte mir die Hand. »Na, dann viel Glück«, sagte er. »Und sollten Sie von
Ihrer Expedition zurückkommen, ziehen Sie vielleicht England in Betracht.«
»Wenn ich es nach Hause
schaffe«, sagte ich, »habe ich vor zu bleiben.«
So Gott will
Im September
des Jahres 1800, etwa einen Monat nachdem die Orkane und Gewitterstürme der
Regenzeit aufgehört hatten, bereitete ich mich auf die lange Reise ins
Landesinnere vor. Ich hatte einen kräftigen Beutel aus Ziegendarm, in den ein
Liter Wasser passte und den ich in einer etwas größeren Tasche aus
Antilopenleder um den Hals trug. So konnte ich ihn, wann immer wir an einer
Wasserstelle vorbeikamen, schnell wieder auffüllen. In eine zweite Ledertasche
kamen eine Schlafmatte, ein Paar bequeme Ledersandalen, einige Sachen zum
Wechseln sowie zehn bunt gefärbte Seidentücher aus Indien, die ich im Laden der
Company erworben hatte. Wahrscheinlich würde ich hin und wieder eines davon
zurücklassen müssen, um mir einen Gefallen zu erkaufen. Mit dabei hatte ich
auch einen Beutel Chinarinde, die ich aufkochen würde, falls mich ein Fieber
befiel, und die Blätter einer Pflanze, die bei den Temne als Tuma bekannt war
und mit der sich, zerstoßen, gekocht und mit Limonensaft vermischt, Gonorrhö
behandeln ließ. Das konnte meinen Wert für einen daran leidenden Mann erhöhen,
der zufällig ein Stück mit mir ging. Ich war nicht sicher, welchen Wert Münzen
im Landesinneren hatten, aber ich hatte auch fünf Goldguineen dabei. Wenn eine
Bezahlung erforderlich war und Guineen akzeptiert wurden, würden sie mir
helfen. Vor allem waren sie nicht schwer, und damit sie beim Gehen nicht
klimperten, hatte ich sie in das Futter meiner Tasche eingenäht.
Ursprünglich hatte ich
gehofft, schon bald nach meinem ersten Besuch auf Bance Island aufbrechen zu
können, doch am Ende hatte es sechs lange Jahre gedauert. Während dieser Jahre
war die Kolonie einmal von französischen Kriegsschiffen beschossen worden, und
es war eine zweite Welle Neger gekommen, Hunderte jamaikanische Maroons,
ebenfalls aus Halifax und gerade rechtzeitig, um einen bewaffneten Aufstand
verärgerter Neuschottländer niederzuschlagen, die immer noch kein Land erhalten
und in der Kolonie kaum etwas zu sagen hatten. Trotzdem, irgendwie zog Freetown
immer mehr Afrikaner an, Temne und andere, die sich in den
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