Ich habe mich versehentlich auf den Staubsauger gesetzt
eine tief in den Schwellkörper reichende Risswunde. Ventral war die Harnröhre circa 1 Zentimeter proximal des Sulcus coronarius bis auf eine etwa 2 Zentimeter breite Brücke auf der Dorsalseite durchtrennt. Zahlreiche cerclageartige Präputiumsverletzungen. Erstversorgung Adaptationsnähte an der Glans penis und am Präputium. Einlegen eines Tiemann-Ballon-Kath Char 20 zur Harnröhrenschienung und End-zu-End-Vereinigung der Urethra mit 2 x 0 atraumatischen Cat. Fettgaze, Druckverband.
Verlauf: Nach operativer Wundversorgung wurde ein Dauerkatheter zur Schienung der Urethra eingelegt. Bei täglichem Verbandswechsel und Blasenpflege heilte die Harnröhrenverletzung primär ab. Eine Harnwegsinfektion mit Bacterium proteus und coli wurde mit Refobacin beherrscht. Infolge der Quetschungen und Durchblutungsstörungen im Bereich der Glans penis kam es jedoch zu einer teilweisen Nekrose der Glans. Die große Wunde an der Glans heilte dann per Granulationem. Bei der Entlassung nach 47 Tagen war die Miktion unbehindert, der Harn steril.
Fall 4
Schu., 66 Jahre, röm.-kath., verheiratet, Beruf: Rentner (Grafiker)
Vorgeschichte: Der 66-jährige Patient hatte mit 30 Jahren geheiratet. Nach 26 Jahren wurde er wieder geschieden und lebte, nachdem er sieben Jahre allein war, mit einer 54-jährigen Witwe zusammen. Er war mit starken sexuellen Tabus behaftet, sodass er nur zögernd Auskunft über sein Sexualleben gab. Dennoch ließ sich Folgendes explorieren: Den ersten Geschlechtsverkehr hatte er mit 23 Jahren. Auf Fragen nach Masturbationsgewohnheiten und Häufigkeit gab er nur ausweichend Antwort. Selten sei er mit Prostituierten verkehrt. Während seiner Ehe habe er bis auf den Anfang nur ein Mal pro Woche Geschlechtsverkehr mit seiner Frau gehabt. Die Abstände seien mit wachsendem Alter größer geworden. Mit seiner jetzigen Lebensgefährtin sei er seit 1,5 Jahren nur noch alle ein bis drei Monate sexuell verkehrt. Er bestritt sehr heftig, jemals pornografische Literatur gelesen zu haben. Onanie hielt er für ungesund, konnte aber nicht angeben, warum.
Unfallhergang: Dazu gab der Patient zuerst folgende Darstellung: Er sei gestolpert und mit dem Penis auf ein Glas gefallen. Als ihm aber gesagt wurde, dass die Art der Verletzungen unmöglich durch ein Glas verursacht werden konnte, sondern vielmehr alles auf einen Masturbationsversuch mit einem Staubsauger hindeute, widersprach er nicht und bestätigte sogar, dass er einen Staubsauger »Kobold« der Marke Vorwerk benutzt hätte. Zu dem Patienten war kein richtiges Vertrauensverhältnis herzustellen, sodass nicht weiter in ihn eingedrungen wurde.
Lokalbefund: Die Glans penis zeigte multiple tiefe Schnittverletzungen, teils mit erheblichen Gewebsdefekten auf. Die Haut war an der Corona glandis vollkommen abgerissen, die Glans mit dem Schaft nur mehr auf einer Breite von einem Zentimeter verbunden. Die Harnröhre fehlte bis 1 Zentimeter proximal vom Frenulumansatz-Bereich.
Erstversorgung: Zunächst sparsamste Wundexzision. Dann Versorgung der Harnröhre, wobei die Schleimhaut mit der äußeren Haut im Sinne einer vorderen Hypospadie vernäht wurde. Ein Ballonkatheter wurde in die Blase eingeführt. Dann Versorgung der Glans, wobei eine gute Wiederherstellung gelang. Druckverband mit Fettgaze.
Verlauf: Unter antibiotischem Schutz kam es zu einer komplikationslosen Abheilung, wobei sich allerdings eine etwa fingerkuppengroße Nekrose an der Ventralseite der Glans penis ausbildete. Am 36. Tag wurde der Patient aus der stationären Behandlung entlassen.
Nachuntersuchung: Nach vier Jahren wurde der Patient zur Nachuntersuchung bestellt. Der Penisbefund zeigte den Zustand nach Zirkumzision; es bestand eine Hypospadia penis mit einer frei durchgängigen Öffnung an der Ventralseite des Penis unmittelbar proximal des Sulcus coronarius. Das ursprüngliche Orificium externum war narbig verzogen, verwachsen und nur 4 Millimeter sondierbar. Narbige Einziehung im Sulcus coronarius, die auf die Glans übergeht. Varizenartige Erweiterung der Venen im Bereich der Glans penis. Es zeigte sich ferner eine Deviation des Penis nach ventral und dextral. Sensibilitätsverlust im gesamten Narbenbereich. Miktion mehrstrahlig, ansonsten unauffällig. Beschwerden beim Geschlechtsverkehr bestanden noch im Sinne einer verminderten Erektion und einer Deviation des Penis. Bei der Ejakulation würde das Sperma nur heraustropfen.
Fall 5
Be., 48 Jahre, röm.-kath., ledig, Beruf:
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