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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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dürftigen Fundament solcher Autorität. Weil Rom es so sagt! Das Parlament aber wird dies jetzt untersuchen und dann zurückweisen.«
    »Anhand welcher spezifischen Gesetze?«
    Ah! Immer rascher begriff er jetzt die juristischen und kanonischen Feinheiten des Falles. Gut. Sollte er sich darin verlieren. Ich lächelte. »Es sind zwei.« Er machte ein überraschtes Gesicht. »Nur zwei. Erstens: Das Gesetz zum Verbot von Revisionsappellen an Rom. Zweitens: Ein Gesetz, welches die Ernennung und Weihe von Bischöfen ohne die vorherige Erlaubnis aus Rom vorsieht. Einen Namen dafür habe ich noch nicht – mir wird hoffentlich etwas Harmloses einfallen.«
    »Ich verstehe. Dann hat Rom nicht mehr die Befugnis, den englischen Klerus zu benennen, noch die, später über sein Handeln zu bestimmen. Rom wird impotent sein.«
    Wieso musste er dieses Wort benutzen? »So ist es.«
    »Weshalb sollte das Parlament sich bereit finden, solche Gesetze zu erlassen?«, fragte er milde.
    »Weil ich es eingelullt habe. Es hält die Gesetze für so harmlos wie ihre Bezeichnungen. Ich habe mir alle erdenkliche Mühe gegeben, ein Bild von mir zu malen, das mich Hand in Hand mit Klemens zeigt. Würde ein so loyaler Sohn irgendetwas tun, was seinem geistlichen Vater schaden könnte? Selbstverständlich nicht. Diese Gesetze sind Nichtigkeiten, glaubt das Parlament. Wessen Name unter der Ernennungsurkunde eines Bischofs steht … welches Gericht über einen Revisionsantrag verhandelt … das ist doch dem Volk gleichgültig.«
    Er erhob sich langsam von der Fensterbank und rieb sich die Stirn. »Ihr begeht einen Fehler«, sagte er in tiefer Betrübnis.
    Jetzt musste ich mir noch eine »Warnung« anhören. Allmählich fand ich mich damit ab, dass derlei zu den Berufsrisiken eines Königs gehörte. Ich seufzte und wartete.
    »Wenn Ihr das Parlament in dieser Weise benutzt, gebt Ihr ihm damit eine Macht, die Euch später reuen wird. Wenn es die Macht hat, ein Recht zu übertragen, dann wird es auch die Macht haben, dieses Recht wieder fortzunehmen. Sollte es sich später einmal dazu entschließen, und habt Ihr dann den Papst nach Eurem eigenen Willen aller moralischen, kirchlichen und juristischen Autorität in England entkleidet, an wen wollt Ihr Euch dann um Unterstützung wenden? Ihr macht das Parlament zum König in England. Davor fürchte ich mich, Euer Gnaden. Ihr entledigt Euch der Herrschaft eines fernen, inkonsequenten, aber moralisch fundierten Partners und ersetzt ihn durch einen säkularen in Eurer unmittelbaren Nähe.«
    War das alles? »Mit dem Parlament weiß ich umzugehen«, erwiderte ich geringschätzig. »Es ist ein Kind in meinen Händen.«
    »Aber Kinder werden erwachsen, Euer Gnaden. Und wenn Euer Sohn noch ein Kind ist, wird das Parlament sein älterer Bruder sein. Wer wird dann regieren?«
    »Ich habe nicht die Absicht, das Parlament ins Kraut schießen zu lassen. Ich werde es zurückstutzen, wenn der Bruch mit Rom vollzogen ist.«
    »Gestutzte Hecken wachsen schneller nach, wie Euch jeder Schlossgärtner bestätigen wird. Und wenn menschliche Wesen einmal die Macht geschmeckt haben, vergessen sie das nicht so bald.« Er sah mich seltsam an, als wolle er noch etwas hinzufügen, besinne sich dann aber.
    »Etwas anderes steht mir im Augenblick nicht zu Gebote. Soll ich ganz darauf verzichten und nach eigenem Gutdünken herrschen – wie Nero? Himmel, welch ein reizvoller Gedanke!« Ich lächelte. »Aber ich fürchte, das Volk würde das niemals hinnehmen. Und ich arbeite und lebe mit dem, was ist, nicht mit dem, was sein könnte, sollte oder müsste.«
    Ich schaute aus dem Fenster auf die schlammige Themse, die sich dort vorüberwälzte, trostlos und märzdüster.
    »Gleichwohl weiß ich Eure Warnung zu würdigen.« Ich streckte die Hand aus und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich glaube wahrhaftig, Ihr habt doch so etwas wie politischen Instinkt, Thomas. Ich bin erleichtert!«
    Er lächelte matt.
    »Und nun zu angenehmeren Dingen. Eure Weihe. Es wird eine hübsche Feier geben …«

    Und es gab eine. Hübscher aber, für mich wenigstens, war eine einfache Zeremonie in einem privaten Gemach in Westminster, die ihr voraufging. Dort nämlich gelobte Thomas Cranmer in Anwesenheit meiner selbst sowie einiger verschwiegener Zeugen feierlich, dass er nicht gedenke, das Gehorsamsgelübde gegen den Papst zu halten, wenn dies bedeute, dass er gegen die Gesetze des Landes, den Willen des Königs oder das göttliche Recht verstoße. Das

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