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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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einem Becher Ale warteten, dass sie an die Reihe kämen.
    Bis jetzt hatten sich nur sehr wenige geweigert.
    Thomas More.
    Bischof Fisher.
    Und ein paar einsame Klöster.
    Alles zusammengenommen nur ein paar Dutzend Leute. Ein paar Dutzend – unter drei Millionen!
    Katharina und Maria hatte man den Eid noch nicht vorgelegt. Zweifellos würden sie sich ebenfalls weigern. Katharina hatte mir einen Brief nach dem anderen geschickt, mich abwechselnd ermahnt und nach meiner Liebe geweint. Die Briefe betrübten mich und überhäuften mich mit Schuldgefühlen. Würde sie denn niemals Ruhe geben?
    Der Papst hatte ihr Flehen endlich vernommen und erhört. Endlich hatte er sich aus irgendeiner Art von urzeitlichem Schlummer aufgerafft und das Urteil im Falle der Ehe zwischen Heinrich VIII. von England und der Prinzess-Witwe, der Hinterbliebenen seines verstorbenen Bruders Arthur, gesprochen: Der Dispens war rechtens, die Ehe gültig, und wir sollten unverzüglich zueinander zurückkehren. Im Falle des Ungehorsams würde … so furchtbare Dinge würde er dann tun … es würde uns noch Leid tun …!
    Der Tobsuchtsanfall eines widerspenstigen Kindes.
    Ein dummer Tor, dieser Klemens. Hätte er sein Urteil gleich gesprochen, als Wolsey ihn das erste Mal gebeten … wäre es dann etwas anderes gewesen?
    »Klemens sagt, er will Bischof Fisher zum Kardinal ernennen«, berichtete Cromwell leise.
    »Was – nachdem er sich mir verweigert hat?«, fragte ich. »Dann schicke ich seinen Kopf nach Rom, auf dass er dort den Kardinalshut in Empfang nehme!«
    »Die Hinrichtungen werden beginnen?«
    »Sie müssen.« Aber ich würde Sinnesänderungen in letzter Stunde akzeptieren. Ehrlich gesagt, ich betete um sie.
    »Wann?«
    »Wenn die Betreffenden angemessen Gelegenheit bekommen haben, sich den Kopf zu klären und zur Besinnung zu kommen. Im Tower natürlich.« Und zwar nicht in dem neulich hübsch hergerichteten Teil.
    »Wie viele Monate werdet Ihr ihnen gewähren?«
    Weshalb fragte er so präzise, so drängend?
    »Ein Jahr und einen Tag. Dann kann ich mir nie vorwerfen, ich hätte übereilt gehandelt.«
    »Im Gegenteil, Ihr zeigt Euch überaus milde. Nicht leicht zu erzürnen, just wie der Allmächtige. Die Prinzess-Witwe hingegen – sie stellt die Geduld eines Mannes auf eine harte Probe. Zu Buckden baumelt sie als Köder der Rebellion. Und Chapuys ist es, der den Köder baumeln lässt.«
    »Sie erhält zum letzten Mal die Gelegenheit, sich zu fügen. Ich habe Brandon mit einer Delegation von Kommissaren zu ihr geschickt, um ihr den Eid abzunehmen. Weigert sie sich, geht sie in den Kerker und begibt sich aller ihrer Rechte.« Ein angemessen unangenehmer Auftrag für Brandon, hatte ich mir gedacht.
    Cromwell schaute mich fragend an.
    »Ihr braucht nicht an mir zu zweifeln«, erklärte ich. »Ich werde nicht nachgeben.« Alle, so schien es, zählten darauf, dass ich letzten Endes klein beigeben würde. Aber das war ein Irrtum. Vor allem für diejenigen, die ihr Leben auf diese Hoffnung setzten.
    More, das wusste ich, zählte darauf, dass ich nicht klein beigab. Denn dann wäre ich nicht die unübertreffliche Geißel, nach der er so gierig lechzte.
    »Es wird also bis zum nächsten Sommer dauern, bis alles … bereinigt ist?«
    »Könnt Ihr es ertragen, so lange zu warten?« Crum brannte darauf, dass ich meine Macht zeigte.
    »Die Frage ist, könnt Ihr es, Eure Majestät?«
    »Ich würde es vorziehen, dass sie bereuen, jawohl! Also gebe ich ihnen reichlich Gelegenheit dazu. Und Muße, die Gefahr zu bedenken, in der sie schweben.«
    »An den neunundneunzig liegt Euch nichts … Ah, Ihr nehmt Euren Titel ›Oberstes Haupt der Kirche von England‹ sehr ernst.«
    »Macht Euch nicht lustig über mich.« Natürlich nahm ich ihn ernst. »Cromwell«, sagte ich, mich anderen Dingen zuwendend, »es wird niemals einen neuen Wolsey geben. Aber es ist gewiss an der Zeit, dass ich Eure Stellung anerkenne, indem ich Euch einen Titel gebe, der Eure Funktion in gewisser Weise beschreibt. Ich habe daher beschlossen, Euch zum Obersten Minister zu ernennen. Ihr wisst, was das bedeutet.«
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    »Dann macht daraus, was Ihr wollt.« Es würde interessant sein, zu beobachten, wie er das Etikett tragen, was für ein Gewand er sich daraus schneidern würde.
    Mein Schlummer auf der harten Strohmatratze in Wolseys ehemaligem Schlafgemach in dieser Nacht war leicht und unruhig. Deshalb wusste ich nicht, ob ich geschlafen oder gewacht hatte,

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