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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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neuerlicher Krampf – »wenn Katharina krank genug ist, wird das alles nichts nützen.« Ja, der Teufel beging eine Dummheit, indem er sich an Katharina vergriff.
    »Aber wenn sie erst nicht mehr in England ist, könnte sie genesen.«
    Das stimmte. Außerhalb der englischen Grenzen, wo man sie behandeln würde, wie es ihre Eitelkeit diktierte, wo sie nur schmeichlerische und unterwürfige Reden hören würde, würde sie rasch genug wieder zu Kräften kommen.
    »England wird sie niemals verlassen«, sagte ich. »Und was ihre fehlgeleitete Ritterschar angeht, so werden wir ihnen geschickt und unbemerkt den Boden entziehen; wenn und falls der Zeitpunkt dann kommt, da sie versuchen, etwas zu unternehmen … werden sie merken, dass sie festsitzen.«
    Arme Katharina. Sie würde nie etwas von ihren Möchtegern-Rettern erfahren.
    »Ich möchte der Prinzessin-Witwe ein Zeichen der Ermutigung in ihrer Krankheit senden«, sagte ich zu Crum. »Nicht Chapuys. Aber vielleicht eine Schachtel Zuckerwerk und einen meiner Musiker … Und bekümmert Euch um die Lehnsangelegenheiten.«
    So, damit wäre er beschäftigt. Ich würde schreien, wenn er mich jetzt nicht unverzüglich allein ließ, damit ich mein Bein massieren könnte.

    Annes Schwangerschaft nahm einen guten Verlauf; das gesündeste Wesen in ganz England war das in ihrem Leibe. Während ihre Magie an all ihren Gegnern fraß, wuchs das Kind wie ihre Zufriedenheit.
    Das Jahr sank immer tiefer auf den dunklen Grund des Winters. Mein Bein heilte nicht, aber wenigstens wurde es auch nicht schlimmer. Fitzroy, den ich unter dem Vorwand der Weihnachtsfeiern an den Hof geholt hatte, blieb weiter blass, und der Husten schüttelte ihn (ein Husten, der wie Vaters klang), aber auch ihm ging es nicht schlimmer. Maria schwebte in jenem Zwischenreich, da man nicht ganz krank und nicht ganz gesund ist, und mir oblag die schmerzliche Aufgabe, Katharina ihren natürlichen Wunsch abzuschlagen, ihr zu helfen. Sie hatte an Chapuys geschrieben:
    Ich bitte Euch, sprecht mit dem König und fleht ihn an, er möge so barmherzig sein, seine und meine Tochter zu mir zu schicken, denn so ich sie mit eigenen Händen und mit dem Rate meines eigenen und anderer Ärzte pflegen kann und es Gott dann immer noch gefällt, sie von dieser Welt zu nehmen, kann mein Herz in Frieden sein; sonst aber leidet es große Pein. Sagt Seiner Hoheit, es sei niemand nötig, sie zu pflegen, denn ich selbst, und ich werde ihr Bett in meine Kammer stellen und über sie wachen, wenn es notwendig ist.
    Ich muss meine Zuflucht zu Euch nehmen, denn niemand sonst ist in diesem Königreich, der wagen wird, dem König, meinem Herrn, zu sagen, was ich Euch zu sagen bitte. Ich bete zu Gott, er möge Euch den Eifer lohnen.
    Aus Kimbolton. Katharina die Königin.
    Es war eine erbarmungswürdige Vorstellung, wie die alte, kranke Katharina umherhumpelte und Maria »pflegte« und sich einbildete, sie sei in der Lage, sie zu kurieren. Die Wahrheit war, dass zwei ganz andere Faktoren eifersüchtig Anspruch auf ihre Person erhoben: ihre eigene Krankheit nämlich und das Netzwerk derer, die sie »befreien« wollten, um dem Papst und dem Kaiser Anlass zu bieten, in England einzufallen. Maria würde zweifellos auch darauf drängen, dass ein solcher Weg eingeschlagen werde. Maria war verstockt und von widerspenstigem Ungehorsam erfüllt und umstürzlerisch, wo die fromme Katharina es nicht war. Katharina liebte mich noch immer, Maria nicht. Nein, ich konnte nicht zulassen, dass sie wieder vereint wurden und unter einem gemeinsamen Dache lebten, so gut man sie auch bewachen mochte.
    Es war mir nicht entgangen, wie sie noch als Bittstellerin auf dieser Unterschrift beharrte: Katharina die Königin.
    Weihnachten war eine Heuchelei. Es war notwendig, die zwölf Tage einzuhalten, notwendig, dass Anne und ich zusammen erschienen, notwendig, dass sie als Mutter des erhofften Erben gepriesen wurde. Prinzessin Elisabeth wurde an den Hof geholt, herausgeputzt und vorgezeigt. Sie war jetzt zweieinhalb Jahre alt und – ich war gezwungen, es zuzugeben – ein liebreizendes Ding. Ihr Haar war golden rot und dicht, sie war stets von übersprudelnder Munterkeit, und – dies war bezeichnender als alles – ihr Verstand war flink und scharf. Sie wusste eine Anzahl überraschender Wörter – »Schwertscheide« und »Eichbaum« und »Edikt«. Sie wurde gleichsam als Verheißung dessen zur Schau gestellt, was von dem künftigen Erben zu erwarten sei – denn wenn

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