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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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wird, eine Ehe einzugehen. Zum Wohle des Reiches und um des Glücks Eurer Untertanen willen.«
    Herzliebes Parlament! Es will mir anempfehlen zu tun, was ich mir vor allem anderen ersehne!
    Zwei Tage später wurde die Bitte zugestellt: Das Volk bat »den König Heinrich, sein hochedles Herz in Liebe zu einer edlen Person zu fassen, durch welche Seine Majestät noch weitere Leibesfrucht und Thronfolgeschaft zum Troste seines Reiches erlangen möge«.

    Die Klageschrift gegen Cromwell beschrieb ihn als einen »gar falschen und verdorbenen Verräter, Lügner und Betrüger«, der sich gegen den König vergangen habe, und beschuldigte ihn der Ketzerei und des Hochverrats. Man legte ihm noch vieles andere zur Last, aber das Scheußlichste war, dass er ein »verächtlicher Ketzer« sei, der »ketzerische Literatur verbreitet, Ketzern die Erlaubnis zum Predigen gegeben und sie aus dem Kerker gelassen« habe. Auch habe man ihn sagen hören (also hatten andere von seinem Ketzertum gewusst und nur nicht gewagt, vorzutreten und ihn zu entlarven!), der Lutheraner Robert Barnes – der wegen häretischer Lehren zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt worden war – habe die Wahrheit gepredigt, und auch wenn der König davor die Augen verschließe, »ich würde mich doch nicht davor abwenden, und wendet sich auch der König ab und sein ganzes Volk, so kämpfte ich doch in eigener Person auf diesem Felde mit dem Schwerte in der Hand gegen ihn und alle anderen«.
    Überdies hatte er, als Adelige neulich von seiner niederen Herkunft gesprochen hatten, Berichten zufolge gedroht: »Wenn die Lords mich so behandeln, will ich Ihnen ein Frühstück reichen, wie es in England niemals aufgetragen, danach auch der Stolzeste Bescheid weiß« – ein Beweis dafür, dass er insgeheim die Macht hatte, die Regierungsgewalt zu ergreifen, wenn er solche Mittel gegen Norfolk und die anderen ins Feld führen wollte.
    Cromwell wurde wegen Hochverrats hingerichtet, und zwar am achtundzwanzigsten Juli 1540. Wie ich es vorhergesehen hatte, sandte er viele Briefe aus seiner Zelle im Tower. Ich bin sicher, sie waren so überzeugend, wie nur der Teufel sie schreiben kann, wenn er gewöhnlichen Worten magische Kraft verleiht. Ich wagte nicht, sie zu lesen, sondern ließ die Dinge den ihnen bestimmten Gang nehmen. Es waren am Ende seine eigenen Gesetze, die Cromwell das Leben kosteten. Er hatte die Neuerungen eingeführt, Gefangenen einen Rechtsbeistand zu verweigern, Menschen zu verhaften, ohne ihnen Gelegenheit zur Einrede zu geben, ihnen ohne rechtmäßiges Urteil die Ehrenrechte zu nehmen, sie hinrichten zu lassen, ohne ihnen ein Gerichtsverfahren zu gewähren. Die Härte, die er bei anderen hatte walten lassen, suchte nunmehr ihn selber heim.
    Als Gemeinem ward ihm nicht das Privileg zuteil, in der Abgeschiedenheit des Towerhofes hingerichtet zu werden, noch bekam er das Schafott der Aristokraten oder einen Schwerthenker aus Frankreich.
    Will:
    Heinrich las Cromwells Briefe zwar nicht, aber aus irgendwelchen seltsamen Gründen, die nur er selber kannte, bewahrte er einen von ihnen ungeöffnet bei seinem Tagebuch auf. Hier folgt, was der unglückselige Verdammte seinem Herrn schrieb. Es liegt Ironie darin, dass wir die Einzigen sein sollen, die es lesen, lange nachdem es geschehen ist.
    Meine Ankläger kennen Euer Gnaden. Gott vergebe ihnen. Denn wie ich stets Liebe empfand für Ehre, Person, Leben, Gedeihen, Gesundheit, Reichtum, Freude und Wohlergehen Eurer Majestät sowie Eures teuersten und innigst geliebten Sohnes, Seiner Gnaden des Prinzen, und für Eure Anliegen, so helfe mir Gott in meiner Not und verdamme mich, wo ich je hätte das Gegenteil gedacht. Welche Mühe, Pein und Arbeit ich habe auf mich genommen, wie es meine Pflicht und Schuldigkeit, das weiß Gott auch. Denn stände es in meiner Macht – wie es steht in Gottes Macht –, Eure Majestät auf ewig in der Blüte der Jugend leben zu lassen, so täte ich es, und Gott weiß es. Stände es in meiner Macht, gestern oder heute, Euch zu machen so reich, dass alle Menschen könnten reich werden von Euch, so helfe mir Gott, ich würde es tun. Stände es in meiner Macht, gestern oder heute, Eurer Majestät so viel Macht zu geben, dass alle Welt gezwungen wäre, Euch zu gehorchen, so täte ich es, und Christus weiß es. Sire, was Euren Staat betrifft, so habe ich alle Tage meinen Verstand, meine Macht und mein Wissen darein gegeben und keines Menschen geachtet (nur Eure Majestät davon

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