Ich, Heinrich VIII.
Höhepunkt angelangt, und die Ernte würde erweisen, dass sich alles gelohnt hatte, was dazu nötig gewesen war. So war mir zumute, als stehe die Ernte meines Lebens bevor, und alles, was davor gelegen hatte (der kalte Winter meiner Kindheit, der überstürzte Frühling meiner Thronfolge – hart, kalt, notgedrungen vor der Zeit – und das Kämpfen und Roden und Brennen und Pflügen in England seitdem), seien Felder gewesen, die nun endlich gerodet waren, fruchtbar und still, bereit für das, was nun kam.
»Mit diesem Ring will ich dich nehmen zu meinem Weibe, mit meinem Leib will ich dich verehren, meine weltlichen Güter will ich dir geben: im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.« Ich ließ den Ring auf Catherines Finger gleiten, schob ihn langsam höher, fühlte, wie die zarten Fältchen ihres Fleisches nachgaben, bis das Gold am Ende angelangt war und dort stecken blieb. Hitze verbreitete sich in Wellen aus meinen Lenden, als ich den Weg des Ringes mit meinem Finger verfolgte. »Kein Wille als der seine« war in das innere Rund graviert, und oh!, ich wusste, was dieser Wille war. Es war die reine Fleischeslust, nunmehr geheiligt durch den Bischof von Winchester und seine Worte. Wunderbare Worte, welche die Wollust in ein Sakrament verwandelten.
»Der Herr in Seiner Barmherzigkeit lasse sein Auge wohlgefällig ruhen auf Euch und erfülle Euch mit Seinem geistlichen Segen und Seiner Gnade, auf dass Ihr so zusammen lebet in diesem Leben, dass Ihr in der kommenden Welt ein ewiges Leben findet«, sang Gardiner. Ich wandte mich Catherine zu und küsste sie von Herzen, und ich sah, wie sie die glänzenden Augen aufwärts drehte und dann schloss.
Wir setzten uns zu einem kleinen Hochzeitsmahl, wie es jeder private Bürger wohl auch getan hätte, mit Freunden und Verwandten an einen Tisch im Speiseraum. Eine Große Halle gab es in Oatlands nicht, nur einen hohen Raum im ersten Stock, wo Jagdtrophäen an den Wänden hingen; Hirschköpfe und Eberschädel starrten mit gläsernen Augen auf uns hernieder.
Catherine und ich saßen Seite an Seite und lachten über alles. Wir lachten über Brandon, als er aufstand, den Becher in der Hand, und einen feierlichen Trinkspruch über die Ehe ausbrachte. Er selbst war viermal verheiratet gewesen, und er war einer der Kammerherren in meiner Hochzeitsnacht gewesen, als ich Katharina öffentlich zu Bette geführt hatte. Alles schien sich jetzt zusammenzufügen, alles war eins. Wir lachten, und wir berührten uns. Und berührten uns. Gütiger Jesus! Diese Berührungen!
Wir lachten über Cranmers sanfte Glückwünsche. (Und berührten uns.) Wir klatschten, als Lady Maria die ihren gesprochen. (Und berührten uns – unter dem Tisch, damit sie es nicht sah.) Wir verneigten uns würdevoll nach den Worten des kleinen Edward; er sprach drei Worte in lateinischer Sprache, die er zu diesem Anlass auswendig gelernt hatte. Und während alledem ging die Sonne unter und warf Schatten über die Furchen auf den Kornfeldern draußen. Endlich war sie untergegangen, aber die endlose Dämmerung des Sommers verweilte noch, länger und immer länger, bis ich ihr am liebsten befohlen hätte, zu enden.
Endlich, endlich war es dunkel genug im Speisezimmer, um erst Kerzen, dann Fackeln anzünden zu lassen. Es wurde Zeit für unsere Gäste, sich zu verabschieden, und das taten sie mit Küssen und Glückwünschen. Diesmal fand kein feierlicher Zug ins Brautgemach statt. Wie jeder Wollhändler oder Soldat hatte ich die Freiheit, meine Braut ohne Hilfe ins Bett zu bringen.
Ich führte meine süße Catherine in die Kammer, schloss die dunkle Tür fest und sicher hinter mir. Es war einigermaßen dunkel hier; die einsame Kerze auf der hölzernen Truhe tanzte in der wehenden Sommerluft. Zwei Dachfenster gingen auf die reifenden Felder hinaus. Ich machte Anstalten, sie zu schließen. Catherine hielt mich auf und legte mir eine weiche Hand auf den Arm.
»Heute in meiner Hochzeitsnacht«, sagte sie, »möchte ich nicht eingeschlossen und fortgesperrt sein. Ich möchte einen Hauch vom Himmel spüren, von der Welt, die draußen liegt.«
»Alles, was du willst«, sagte ich. Die Fenster blieben offen, und die kornduftende Luft wehte herein, und sie trug die Rufe der Arbeiter und der Reisenden auf der Straße unten vor dem Haus zu uns.
Ich wünschte, ich könnte genau berichten, was in den nächsten Stunden geschah. Ich sagte dies und das. Sie sagte dies und das. Wir taten dies und jenes.
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