Ich, Heinrich VIII.
warum? Warum?« Bei Gott, ich musste es wissen.
»Es ist charakteristisch für Menschen mit schwachen Adern. Das Blut wird ja, wie Ihr wisst, in kleinen Röhren durch den ganzen Körper geleitet. Wenn sich in diesen Röhren eine schwache Stelle findet, brechen sie, lecken, bilden Geschwüre. Und wenn sie schließlich heilen, haben sie die Neigung, doch wieder aufzubrechen, denn die eigentliche Schwäche ist noch vorhanden.«
»Aber woher kommt diese Schwäche?«
»Sie ist etwas, das den Gefäßwänden innewohnt. Schaut, Eure Majestät: Wir wissen, dass ein Mensch seine Verfassung von seinen Vorfahren erbt. Mir scheint es nun, mit Verlaub, hinreichend klar zu sein, dass die Schwäche der Tudors normalerweise in der Lunge liegt. Die Lunge ist das System, das sie dahinrafft. Man sagt ja, eine Kette sei nur so stark wie ihr schwächstes Glied, und die Kette der Tudors ist immer wieder von der Lungenfäule, der Schwindsucht, zerrissen worden: Prinz Arthur; der verstorbene König, Euer Vater; Euer eigener Sohn Heinrich Fitzroy. Die Schwäche, die Eurer Lunge zugedacht war, wurde nun durch Gottes Gnade in Eure Beine versetzt. Statt Euch nun vor der Zeit zu ermorden, zwingt sie Euch nur, auf gepolsterter Bank zu sitzen, derweil andere tanzen. Lob sei dem Herrn, der Euch verschont hat!«
Ich schaute hinunter auf mein schwärendes Bein, und ein Schauder überlief mich, als ich versuchte, mir dieses üble Gerinne in meiner Lunge vorzustellen. »Aber gibt es denn nichts, was Ihr tun könnt?«
»Ich habe eine neue Salbe«, sagte er. »Sie wird aus verschiedenen alchimistischen Metallen gemacht. Aber nichts wird wirken, solange Ihr das Bein gebraucht. Es muss ruhig gestellt werden und darf nicht belastet werden. Bettruhe, Eure Majestät.«
»Dann wird es jedermann erfahren!«, schrie ich auf. »Wenn ich mitten in den Feiertagen im Bett liege – nein! Ihr müsst Euch etwas einfallen lassen, das mich auf den Beinen hält.«
»Ein Verband wird klobig und auffällig sein«, protestierte er. »Nein, es gibt keine Möglichkeit, Euer Geheimnis zu verbergen; Ihr würdet die Wunde nur ganz umsonst reizen.«
»Ich werde Kostüme und Mäntel tragen. Es sind nur noch drei Tage bis zum Dreikönigsfest. Nur noch ein bisschen länger! Wenn Ihr die Wunde jeden Morgen und jeden Abend verbindet und die Salbe auftragt …?«
Er machte missbilligende Miene. »Im Interesse der Wunde kann ich es nicht empfehlen«, antwortete er halsstarrig.
»Ist die Wunde denn das Wichtigste? Was ist mit meinem eigenen Interesse? Was ist mit dem Englands? Nein, es darf sich nicht herumsprechen, dass ich, der König, ein solches Leiden habe. Es gibt Leute, die sich darüber freuen würden; sie würden sagen, es sei eine Strafe.«
»Also gut. Aber das Geschwür muss verbunden werden.«
Er legte seine Instrumente und Verbände auf die Sitzfläche der Fensterbank. Als Erstes nahm er einen kleinen Schwamm zur Hand, mit dem er das offene Geschwür betupfte. Es brannte einen Augenblick lang heftig und wurde dann taub. »Der Schmerz, den Ihr fühlt, kommt von der reinigenden Wirkung des Alkohols. Die Betäubung kommt vom Mandragora-Saft. Wenn Ihr es einatmen wolltet, würdet Ihr einschlafen.«
Alraunwurzel. Ein böses Ding, das schrie, wenn man es aus dem Boden zog, und das zwei Beine und das Geschlecht eines Mannes hatte. Sie betörte also das Gehirn, betäubte das Fleisch …
»Natürlich hat es mit Hexen und dem Teufel zu tun. Aber manchmal können wir das Böse zu unserem Vorteil nutzbar machen, in einem Schlaftrunk oder einem Schmerzmittel.«
Die Wunde war nicht wirklich taub, sondern nur auf eine warme, segensreiche Weise unempfindlich gegen Schmerz.
»Jetzt die Salbe, die lindern und heilen wird. Ziegenfett, vermischt mit gemahlenen Perlen und gebranntem Blei.« Er bestrich das Geschwür dick damit, wie man eine Torte mit Creme bestreicht. »So.« Mit Genugtuung betrachtete er seine Kunst.
»Der Schmerz ist vergangen.«
»Aye. Nun, ein Verband wird es möglich machen, dass Ihr Euch ankleidet und Eure Gemächer verlasst; aber für die Heilung ist er schlecht. Seht zu, dass Ihr möglichst lange ohne Verband im Bett liegen könnt. Heute Nacht dürft Ihr das Bett unter keinen Umständen mehr verlassen.«
Und so ward ich zu Bett gelegt, mit einem Berg von Kissen unter meinem kranken Bein und von einer dicken Pelzdecke umhüllt. Das Feuer, in dem nur süßes Apfel- und Kirschbaumholz brannte, knisterte und seufzte mit zischendem, duftendem Atem.
»Damit
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