Ich, Heinrich VIII.
gegen die Mauren schicken werdet? Er ist begierig, es nun zu erfahren, denn es ist sein Wunsch, dass sein geliebter Schwiegersohn an seinen glorreichen Eroberungen teilhabe.«
»Hmmm. Ja. Ich glaube, ich hatte versprochen« – ein Blick aus dem Fenster auf die tanzenden Freudenfeuer und die glückliche Menge –, »fünfzehnhundert Mann zu schicken. Mit Langbogen selbstverständlich.« Es gab keine Grenzen mehr; ich konnte jetzt tun, was ich wollte, und ich würde es tun. Etwas sang in meinem Herzen, etwas, das noch nie dort gewesen war. »Aber ich glaube, dreitausend wären nützlicher. Und zwar« – na los doch, sag es, denn du willst es doch – »außerdem mit den neuen Kanonen. Die können wir dann im Felde erproben.«
»Oh! Euer Gnaden!«
Hatte ich Vater nicht auf seinem Totenbett versprochen, gegen die Ungläubigen zu kämpfen? Durfte ich weniger tun, nachdem Gott mir seine Gunst nun so deutlich erwiesen hatte? »Es ist mir eine Ehre, gegen die Feinde Christi zu Felde ziehen zu dürfen«, versicherte ich ihm.
Die Massen draußen bewegten sich wie die Schuppen einer Schlange. Schlange. Ich musste mich um das Maskenspiel kümmern. Mit einem Kopfnicken bedeutete ich Caroz, dass die Unterredung beendet sei. Aber er starrte mich immer noch an, mit weit aufgerissenen Augen, fast wie gebannt. »Euer Gnaden …« sagte er. »Euer Mantel … er ist prachtvoll. Er blendet mich!«
Es war ein kreisrunder Umhang aus Goldbrokat, fast zehn Pfund schwer. Belustigt stellte ich mir vor, wie der kleine Spanier darin aussehen würde. Gewöhnliche Menschen denken immer nur an den Glanz des Goldes, niemals an sein Gewicht. »Er gehört Euch«, sagte ich; ich öffnete die Spange und legte ihm den Mantel um die Schultern. Beinahe wären ihm die Knie eingeknickt, sowohl unter der Last als auch vor Erstaunen. Oh, sein Gesicht!
Bevor er ein Wort sagen konnte, war ich an ihm vorbei und öffnete die Tür zum Vorsaal, der als Probenraum diente; die Schauspieler waren schon kostümiert und sprachen ihre Texte.
»Weiter, nur weiter!«, befahl ich; ich konnte es kaum erwarten, zu sehen, wie sie meinen Einfall darstellten: die Geschichte des kleinen Herkules, wie er die Schlangen erwürgt, die Juno in ihrer Eifersucht an seine Wiege entsandte, um ihn zu vernichten. Für die Rolle des kraftvollen Säuglings hatte ich ein großes Kind gebraucht; Sir John Seymours sechsjähriger Sohn Edward trug jetzt ein Säuglingshemd und übte das Erwürgen der »Schlangen« –
lange Schläuche von buntem Samt, in denen lebende Frettchen steckten, damit sie sich von allein bewegen und winden konnten.
»Ich hasse den Knaben!«, verkündete Juno und deutete auf die Wiege. »Jupiter hat gesündigt, und dieses Kind ist die Frucht seiner Sünde. Es muss sterben!«
Selbstverständlich ging das Kind aus dem Kampf mit den Schlangen siegreich hervor, und die glückliche Conclusio ward von »Britannia« verkündet: »So muss jeder untergehen, der des Königssohnes Feind ist und ihm zu schaden trachtet. Eifersucht, Neid und Bosheit haben keinen Bestand vor dem Willen der Götter, denn deren Schutz verleiht dem Prinzen übernatürliche Kraft.« Sodann versammelte sich die ganze Compagnie um die Wiege, hob die Arme, und es begann ein verschlungener Kontertanz. Ich als Jupiter würde schließlich in ihrer Mitte auftauchen und das ganze Maskenspiel zu einem glücklichen Ende bringen.
Danach würden wir alle vortreten, die Bühne verlassen und uns Katharina präsentieren. Denn sie war es, die ich mit all dem ehren wollte – sie, die Göttin, die einen Erben zur Welt gebracht hatte. Und wenn man sagen sollte, es zieme sich nicht für einen König, sich irgendjemandem zu »präsentieren«, wer immer es sei … nun, ich würde tun, was ich wollte.
Inzwischen hatte man Befehl gegeben, das Volk in die Halle zu lassen. Ich konnte die Leute hören; der Lärm hallte wider, schwoll zu einem Tosen an.
»Lasst uns beginnen!«, rief ich, und man schob die mit Rädern versehene Bühne hinaus in die Halle.
Das Spiel war unvergleichlich! Die Kostüme verschlugen allen die Sprache, vor allem aber die »Schlangen«. Im Licht der flackernden Fackeln erschienen sie echt: böse, juwelengleiche Kreaturen, die passenden Werkzeuge für eine eifersüchtige Göttin. Als es zu Ende war und wir vor dem gewaltigen Publikum standen, fühlte ich mich überwältigt. Worte, von denen ich nicht gewusst hatte, dass ich sie in meinem Inneren barg, brachen aus mir hervor.
»Morgen reite ich
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