Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
Vom Netzwerk:
Gründlichkeit und Schnelligkeit war sein Handeln hier kaum zu umschreiben. Monomanie kam der Sache schon näher.
    »Ja. Ich verstehe. Nun, und habt Ihr die Zahlen?«
    »Natürlich.«
    Natürlich. Ich hob eine Braue.
    »Der Grundaufwand für Waffen, einschließlich der Feuerwaffen, beträgt fünfundzwanzigtausend Pfund. Dazu kommen die Kosten für das Auftakeln und Ausrüsten der sieben Kriegsschiffe, über die Euer Gnaden verfügen. Und Ihr erwähntet ein Großschiff, das darüber hinaus in Auftrag gegeben werden soll?«
    »Aye. Das mächtigste Schiff seit den Tagen des alten Rom.« Im Geiste hatte ich es schon entworfen – ein Tausend-Tonnen-Schlachtschiff. »Ich habe meine Pläne beim Schiffbaumeister zu Plymouth hinterlassen …«
    »Ich habe sie hier.« Er deutete auf eine lederne Mappe, die auf seinem wackligen Tisch lag. Ich nahm es nicht befriedigt, sondern mit Verdruss zur Kenntnis.
    »Der Bau würde zwei Jahre in Anspruch nehmen«, stellte er fest. »Was nun die weitere Ausrüstung betrifft: Wagen, Zelte, Proviant, Pferde – oh, das macht mir Kopfschmerzen. Unmöglich zu sagen. Nehmt zehntausend Pfund, oder auch das Zweifache. Aber! Ich habe etwas Außergewöhnliches entdeckt! Ich weiß, wie sehr Euer Gnaden die Artillerie lieben, vor allem Kanonen … Habe ich Recht?«
    »Ja.« Ich war auf der Hut.
    »Regardez!« Er zog ein Blatt mit Zeichnungen von riesigen Kanonen hervor – Bombarden, wie man sie benutzte, um Stadtmauern zusammenzuschießen. »Es gibt eine Waffenschmiede in den Niederlanden, die bereit ist, ein volles Dutzend davon zu gießen – wunderbare Kreaturen, eine jede nach einem anderen Apostel benannt! Hier zum Beispiel ist der Evangelist Johannes!« Er streckte mir die Zeichnung entgegen.
    »Und der Preis?« Ich achtete darauf, dass ich ruhig sprach, aber in mir war das Feuer der Kriegslust jetzt entfacht. Die Kanone mit ihrem Zubehör und ihren Verzierungen war für mich so erregend wie eine Frau.
    »Eintausenddreihundertvierundvierzig Pfund und zehn Schilling pro Geschütz, dazu zwölf Pfund pro Lafette.«
    »Das macht zusammen …«
    »Sechzehntausendzweihundertachtundsiebzig Pfund.«
    Unerhört. Mehr als alle anderen normalen Kanonen zusammen. Aber ich musste sie haben, keine Frage. Ich begehrte sie.
    »Wie lang ist die Lieferfrist?«
    »Sie sind bereit, sie zu gießen«, erklärte er triumphierend. »Im Juni können sie in Calais angeliefert werden.«
    »Gut gemacht, Wolsey. Gut gemacht. Aber was kostet nun alles zusammen, unter Berücksichtigung all dessen?«
    »Einundsechzigtausendzweihundertachtundsiebzig Pfund.«
    Mehr als das Zehnfache der gesamten Staatsausgaben des vergangenen Jahres! Es verschlug mir die Sprache.
    Er las in meinem Gesicht und sagte entschuldigend: »Wir werden das Parlament fragen müssen.«
    »Nein! Das werde ich nicht tun! Ich bettle nicht bei meinen Untertanen, als wäre ich ein Knabe! Ich werde alles aus dem königlichen Schatz bezahlen!«
    Er ließ es tatsächlich zu, dass eine Empfindung über sein sonst unergründliches Gesicht huschte. Es war verdrossene Ungeduld. »Euer Gnaden, das Parlament würde Euch die Mittel für den Krieg bereitwillig gewähren. Warum wollt Ihr nicht lieber das Geld des Volkes ausgeben, statt Eures eigenen?«
    »Weil es dann nicht mein Krieg wäre. Ich will dabei Schutzherr und Held zugleich sein!« So, jetzt hatte ich es ausgesprochen, was ich zutiefst wünschte – und ich war selbst überrascht.
    Er breitete die Hände aus, als wolle er sagen: Da haben wir es. Nun, dagegen lässt sich nichts machen. »Wie Ihr wünscht.« Mit welcher Anmut er sich geschlagen gab.
    »Verzeiht, wenn ich einen schmerzlichen Punkt berühre«, sagte er. »Aber Dekan Colet hat wieder eine pazifistische Predigt gehalten, letzten Sonntag zu Greenwich.«
    »Ich habe ihn … überzeugt.« Fast hätte ich gesagt, »zum Schweigen gebracht«.
    »Eine Erleichterung für uns alle.« Er lächelte.
    »Papst Julius ist krank. Was meint Ihr? Ob er sterben wird? Und wenn, was bedeutet das für unseren Krieg?«
    »Meine Informanten sagen, es sei keine ernste Krankheit, sondern nur eine diplomatische. Er wird davon genesen. Er ist entschlossen, Frankreich aus Italien zu vertreiben. Ludwigs jüngste Triumphe dort – sie lagen zu dicht vor seiner Haustür. Nein, die Heilige Liga wird weiter bestehen.«
    »England, Spanien, das Heilige Römische Reich, Venedig, der Papst – alle gegen Frankreich!«, rief ich begeistert.
    »Und England die einzige Eiche«, ergänzte

Weitere Kostenlose Bücher