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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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»Bist du sicher?«
    »Ja, er ist nur ein kleiner Klugscheißer. Und nicht mal das, wenn es hart auf hart kommt.«
    Nun, da die Aufregung nachließ, fühlte sich die Luft draußen kühl an, sie schlang die Arme um ihre Brust und sah ihm auf der Straße nach. Sie nahm Sheridans Arm und schob sie ins Haus zurück.
    Liv schloss die Tür, drehte den Schlüssel um und legte die Sicherheitskette vor. Ihr Herz schlug nicht mehr so schnell wie vorher, doch ihre Hände zitterten immer noch.
    »Der verdammte Kerl hat mich zu Tode erschreckt.« Sie stellte den Baseballschläger wieder an die Wand.
    Sheridan hatte eine Hand auf die Brust gelegt und grinste.
    »Was ist denn?«
    Sheridan lachte kurz. »Aber nicht im Entferntesten so, wie wir ihn erschreckt haben. Hast du sein Gesicht gesehen?« Ihre Schultern zuckten, sie versuchte ein Kichern zu unterdrücken. »Zwei verrückte Weiber in Socken.«
    Liv blickte zu ihren Füßen und sah ihren großen Zeh, der durch einen grünen Socken lugte.
    »Die Waffen schwenken und ihn wie verdeckte Ermittler vom Zaun reißen.« Sie tat, als habe sie eine Waffe in der Hand, und senkte die Stimme. »Keine Bewegung, du Arschloch!«
    Liv grinste. Jetzt, wo sie wieder drinnen waren und der Junge zum Abendessen nach Hause gegangen war, erschien ihr das Schreien und Fluchen ein wenig übertrieben.
    Sheridan zeigte wie eine böse Lehrerin mit dem Finger auf Liv und wiederholte die Ermahnung: »Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt.«
    Ein zaghaftes Kichern stieg in ihrer Kehle empor. »Der arme Junge. Ich hätte ihn beinahe zum Weinen gebracht.«
    »Ja, aber du hast ihm einen guten Rat erteilt. Sag einer Frau nie, dass sie sich verpissen soll, du kleiner Scheißer«, sagte Sheridan und lachte schallend.
    Liv stimmte ein, zuerst leise und ein wenig beschämt über ihre eigene Aggression. Doch es hatte sich gut angefühlt, die Einfahrt runterzurasen, zu schreien, herumzukommandieren und alles unter Kontrolle zu haben. Selbstbewusst zu sein, statt sich nur still zu ärgern. Johlend gingen sie zu den Sofas, ließen sich darauf fallen und lachten weiter. Es war schon viel zu lange her, dass Liv so schallend gelacht hatte, und es fühlte sich seltsam, reinigend und wohltuend an.
    Als es wieder still im Raum wurde, fiel Livs Blick wieder auf den Spalt am Fenster zwischen Boden und altem Laken. Auf den Steinplatten draußen lagen Erde und Terracottascherben und erinnerten an den dumpfen Schlag gegen die Fenster.
    »Ich brauche einen Drink«, sagte Sheridan.
    »Ich muss die Vorhänge aufhängen«, antwortete Liv.

18
    Liv beugte sich über das Waschbecken im Badezimmer und sah prüfend in ihr Gesicht. Make-up würde unmöglich alles abdecken. Der dunkle Ring unter ihrem unverletzten Auge kam allerdings nicht von den Schlägen, sondern von zu wenig Schlaf. Vielleicht konnte sie auf einer Seite ein wenig Grundierung auftragen. Genau, und dann wie das Phantom der Oper rumlaufen.
    Sie duschte und zog sich an, ging hinunter und verdrehte die Augen, als sie Sheridan sah, die heißes Wasser in den Kaffeezubereiter goss – im eleganten Hosenanzug, mit perfekt gestyltem Haar, perfektem Make-up und passendem Lächeln.
    »Mann, du gibst mir das Gefühl, als wäre ich gerade erst aus dem Wäschekorb gekrochen. Kannst du nicht einmal strubbelig aussehen?«
    »Du trinkst sicher eine große Tasse«, antwortete Sheridan. »Du siehst ganz gut aus …« Sie musterte Liv. »Sportlich. Was ist mit den Schuhen? Willst du zur Arbeit laufen?«
    Am Abend zuvor war sie auf Socken die Einfahrt hinuntergestürmt, und da war ihr wieder eingefallen, dass Daniel ihr geraten hatte, allzeit zur Flucht bereit zu sein. Ihr enger Rock und Stilettos waren nicht gerade dafür geeignet. Ihre Halbschuhe waren zwar keine richtigen Joggingschuhe, passten jedoch zu ihrer Hose. Mit denen konnte sie sehr viel besser laufen als auf Socken oder mit schwindelerregend hohen Stöckelschuhen. »Ich dachte mir, es wäre besser, das richtige Outfit zu tragen, falls ich noch mal rennen muss.«
    Sheridan grinste, als wollte sie gleich noch mal einen fiesen Witz über den Teenager vom Vorabend reißen, doch dann sah sie Liv in die Augen, und der Schalk verschwand aus ihrem Blick. »Musst du ins Büro? Ich meine, es ist doch dein Laden, kannst du dir nicht freinehmen, wann du willst?«
    Liv und Kelly hatten Sheridan nichts von ihren finanziellen Schwierigkeiten erzählt. Und Liv wollte nicht, dass irgendetwas darüber an die Öffentlichkeit gelangte. »Wir

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