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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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zusammen, als sie das las. Kelly sah sie prüfend an und schien bereit, die Arme auszustrecken und sie aufzufangen falls nötig.
    Erwartete dieser Kerl das? Dass sie seinen kleinen unverschämten Zettel las und zu Boden sank, als hätte man ihr Korsett zu eng geschnürt? Da hatte er aber Pech, es machte sie nur noch aufsässiger und hartnäckiger.
    Sie hatte Tony Wallaces Kurs »Gib niemals auf, mach nie einen Rückzieher« absolviert, Begriffe wie »verletzt« und »schwach« und »alleine« waren nur Ansporn, sich noch mehr zu wappnen. Sie hatte Angst, und sie hatte guten Grund dazu. Aber keinen, sich zu verstecken!
    »Ich habe keine Ahnung, wie seiner Meinung nach verängstigte Leute aussehen sollen.« Sie lief durch den kleinen Raum und riss sich die Gummihandschuhe von den Händen. Teagan stand an der Tür und hob grüßend die Hand, sie wusste nicht, ob sie unterbrechen oder sich aus der Schusslinie halten sollte.
    »Tee, was gibt’s?«, fragte Kelly.
    »Habt ihr die Post gesehen? Unser Briefkasten war leer.«
    Kelly nahm die Post und brachte sie Teagan an die Tür. Teagan nahm sie entgegen und senkte die Stimme. »Hat sie wieder einen gekriegt …?«
    »Schon gut, Tee, du kannst es ruhig laut aussprechen.« Liv wollte eigentlich souverän klingen und ihr zu verstehen geben, dass sie ruhig darüber sprechen konnte, aber sie hörte sich nur ungeduldig und herablassend an.
    »Liv«, warnte Kelly.
    Teagan sah verunsichert drein. »Tut mir leid, ich, äh …« Sie deutete zum Empfang und zog sich schnell zurück.
    »Mist.« Liv ging nervös im Büro herum.
    »Liv, warum setzt du dich nicht?« Kelly zog den Besucherstuhl unter dem Schreibtisch hervor.
    »Ich will mich nicht setzen.«
    »Gibt’s ein Problem?« Daniel Beck stand in der Tür, wie immer die Arme vor der Brust verschränkt, gelassen, aber zu allem bereit.
    »Ja, tut mir leid, Daniel.« Kelly legte eine Hand an die Tür, als wollte sie ihn wegscheuchen. »Das ist jetzt gerade ein ungünstiger Moment.«
    Doch sie irrte sich. Daniel war jetzt genau der Richtige – nicht, weil er groß und stark war. Irgendetwas an ihm vermittelte Liv das Gefühl … Ja, was war das nur? Als verkörpere er das, was sie früher gewesen war, eine zähere, patentere Version ihrer selbst. Die Liv, die vor ihrer Ehe existiert hatte, bevor Mutterschaft, Täuschung und Verlust sie verändert hatten. »Nein, ist schon in Ordnung, Kell. Daniel, ich habe wieder einen Drohbrief erhalten. Der Absender ist beleidigt, weil ich keine Angst habe.«
    Daniel musterte zuerst sie, dann Kelly, anschließend sah er sich im Zimmer um. Vielleicht, weil er die Stimmung einschätzen wollte, oder er überlegte, wie er am schnellsten verschwinden konnte falls nötig. »Kann ich ihn sehen?«
    Liv zeigte auf den Schreibtisch.
    Während er ihn las, zog Kelly einen Stuhl heran. »Liv, setz dich endlich.«
    »Nein, es geht mir gut.«
    »Waren die anderen auch so?«, fragte Daniel.
    »Sie waren so geschrieben, aber mit anderem Inhalt.«
    »Haben Sie schon mit Rachel Quest gesprochen?«
    »Wir haben ihn gerade erst gefunden«, sagte Kelly.
    »Hier steht, dass Sie nicht verängstigt aussehen. Das heißt, er hat Sie gesehen. Wo haben Sie eingekauft?«, fragte Daniel.
    Er hielt sich nicht damit auf, Bestürzung zu zeigen, sondern versuchte gleich, die Nachricht zu entschlüsseln. Das dämpfte Livs Zorn und half ihr, sich zu konzentrieren. »Ich war gestern Nachmittag beim Metzger und dann im Lebensmittelgeschäft auf der Park Street, außerdem habe ich in einem Einrichtungsladen Vorhänge gekauft. Das kann man nicht wirklich als Shoppingtour bezeichnen.«
    »Waren Sie sonst noch irgendwo?«
    »Nein.« Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, denn sie verstand, worauf er hinauswollte. »Das bedeutet, er hat mich irgendwo da draußen gesehen.«
    Daniel nickte. »Und wenn er nicht den ganzen Tag da draußen auf Sie wartet, bis Sie rauskommen, muss er irgendwo hier wohnen oder arbeiten, sich irgendwo aufhalten, wo er Sie beobachten kann oder vorbeilaufen sieht.«
    Liv sah auf die Straße hinaus. »Ich bin sechs Häuserblocks bis zur Parkzone gelaufen. Zwischen hier und dort hätte er überall sein können.« Ihr fiel wieder ein, dass sie beschwingt gewesen war, weil Kelly ihr die Neuigkeit von Toby Wright überbracht hatte. Dass sie bewusst zügig gegangen war, weil sie die Vorhänge und das Essen besorgen wollte, bevor es dunkel wurde. Der Einbruch hatte ihr Angst eingejagt, aber vielleicht hatte sie

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