Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)
Street. Nummer fünfzehn. Okay?«
Sie nickte, verstand, was er sagen wollte, und hoffte, sie würde seine Adresse nicht brauchen – jedenfalls nicht ohne Einladung. Und selbst dann … Nun ja, darüber musste sie erst einmal nachdenken. »Danke. Für alles.«
Rachel folgte ihm zur Eingangstür und blieb dicht hinter ihm, als er sie öffnete. Er stand draußen auf dem Fußabstreifer, sie redete leise auf ihn ein. Liv hörte nicht, was Rachel sagte, bemerkte aber ihre Anspannung. Daniel hob seine Stimme und sagte so laut, dass auch sie es hören konnte: »Es ist nicht, wie du denkst, Rachel.«
»Da bin ich mir nicht sicher.«
»Das ist mir scheißegal. Hör auf, dir um mich Gedanken zu machen, und finde lieber den Kerl.«
»Ich bin dabei, Daniel. Das ist mein Job, weißt du noch? Und nicht deiner. Halt dich da raus.«
»Du solltest …«
Daniel stand nicht mehr an der Tür und sprach so leise, dass Liv den Rest nicht hören konnte. Rachel beugte sich zu ihm und sagte irgendwas, während Liv am Küchentresen stand und wünschte, sie könnte die Lautstärke aufdrehen.
»Ist das meiner?«, fragte Rachel, als sie zurückkam, und zeigte auf eine Tasse, in der ein Teebeutel hing.
Liv ignorierte ihre Frage. »Was sollte das eben?«
Rachel sah zur Eingangstür, schien die Entfernung abzuschätzen und zu überlegen, wie weit Liv das Gespräch mitgehört hatte. »Setzen wir uns doch zuerst.«
»Nein. Ich will jetzt darüber reden. Daniel ist der Einzige, der mir letzte Woche irgendwie geholfen hat. Wenn Sie sich mit ihm deswegen streiten, möchte ich wissen, warum.«
Die Kommissarin steckte die Hände in die Taschen ihrer Jeans. »Na schön, wie Sie wollen. Vor ein paar Tagen sagten Sie, Sie würden Daniel nur flüchtig kennen und seien ihm nur auf dem Flur bei der Arbeit begegnet.«
»Das stimmt.«
»Ich nehme an, dass Sie sich samstags nicht bei der Arbeit über den Weg laufen.«
Liv runzelte die Stirn und wusste nicht, wohin das alles führen sollte. »Ich habe ihn beim Fußballspiel meines Sohnes getroffen. Er hat mich zum Auto gebracht und war dabei, als ich das Foto gefunden habe. Wir haben einen Kaffee getrunken, und er hat mir angeboten, mein Haus zu kontrollieren.«
»Er hat Ihnen vor ein paar Tagen Frühstück gebracht und war heute ohne seinen Wagen hier.«
»Und?«
»Ich frage mich einfach, ob Sie sich besser kennen, als Sie angeben, oder ob Sie … sich vielleicht in den letzten Tagen nähergekommen sind.«
Liv sah sie erstaunt an. Rachel dachte wohl, sie schlief mit ihm und hätte ihn gestern Abend in ihrem Wagen mitgenommen, um sich im Bett bei ihm zu bedanken. Was ging Rachel das überhaupt an? Das spielte doch überhaupt keine Rolle! »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, aber wie gesagt, habe ich vor Montag kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Aber es stimmt, dass wir seitdem miteinander gesprochen haben und er neue Schlösser installiert hat. Ich habe ihn außerdem gestern Abend angerufen, nachdem ich wieder einen Brief in meinem Briefkasten gefunden hatte, und dann hat er gleich noch meine Wohnung kontrolliert. Aber ich habe nicht mit ihm geschlafen. Er ist nach Hause gefahren, und ich saß im Krankenhaus und habe gehofft, dass Sheridan nicht von meinem verdammten Stalker angegriffen worden ist. Soweit ich das beurteilen kann, hat er mir mehr geholfen als Ihre ganze Fragerei und der Streifenwagen, der ab und zu meine Straße auf und ab gefahren ist. Also ehrlich gesagt, verstehe ich nicht ganz, wo Ihr Problem ist.«
Rachel sah sie einen Augenblick schweigend an, sie schien sich keinesfalls zu ärgern. »Ich muss mir sicher sein, dass Sie mir alles erzählen.«
»Ich wüsste nicht, warum ich das nicht tun sollte.«
»Livia, in solchen Situationen neigen Menschen manchmal dazu, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ist das hier der Fall?«
»Ich wäre ja froh, wenn ich irgendwas in die Hand nehmen könnte.«
»Sie haben wirklich keine Ahnung, wer die Drohbriefe geschickt haben könnte?«
Liv runzelte die Stirn. Warum traute Rachel ihr nicht? »Nein.«
Sie sah sie noch einen Augenblick an, sagte aber nichts. Dann nickte sie nur. »Okay. Zeigen Sie mir, was Sie in Ihrem Garten gefunden haben.«
Liv führte sie zum Ende des Beetes und versuchte immer noch die Puzzleteile zusammenzufügen. Halt dich da raus , hatte Rachel zu ihm gesagt. Glaubte sie etwa, dass er eigenmächtig Nachforschungen anstellte? Dass er sie ermunterte, Informationen zurückzuhalten? Was Liv anging, konnte
Weitere Kostenlose Bücher