Ich kenne dich
davongekommen.«
»Sagt Terry.«
Sie seufzte, plötzlich genervt von mir. »Ich erzähle dir das nur zu deinem eigenen Schutz«, erklärte sie. »Sogar Shanks sagt, dass sich alles um unsere Schule herum abspielt. Die glauben, der Täter stammt hier aus der Gegend. Wir sollen nur noch zu zweit rausgehen. Ich wusste nicht, ob du das mitbekommen hast. Ich dachte, du willst vielleicht, dass ich dich begleite.«
»Du glaubst, er springt an einem Freitagmorgen um halb acht aus dem Gebüsch und stürzt sich auf mich?«, fragte ich und musste an die Dinge denken, die wir über den Kerl mit der Halloween-Maske gesagt hatten. Dass er harmlos war – dass es lustig war und erbärmlich und auf eine schräge Art fast niedlich.
»Ich kann uns für unterwegs eine Schachtel Kippen besorgen. Ich weiß, im Moment fühlst du dich wahrscheinlich mies, nach allem, aber es könnte besser für dich sein, wenn wir beide zusammen gehen.«
»Möglich«, entgegnete ich. Donalds Geld war in einer Sockenspitze zusammengerollt, die in einem Gummistiefel ganz hinten in meinem Schrank versteckt war. Ich hatte keinen Kippen-Engpass, nicht, wenn ich das nicht wollte.
»Es wird schlimmer«, wiederholte Emma. Sie appellierte regelrecht an mich.
»Hat Shanks wirklich gesagt, dass wir nur noch zu zweit gehen dürfen? Betrifft das nur unseren Jahrgang oder die ganze Schule oder was? Chloe hat nichts davon erwähnt. Sie wohnt näher bei mir als du.«
Emma hob die Hand und ließ sie schwach in den Schoß zurückfallen, als wollte sie ein Argument hervorbringen und hätte beschlossen, aufzugeben, bevor sie überhaupt anfing.
»Ich sage es dir nur, mehr nicht. Du musst ja nicht.« Sie wandte den Blick von mir ab, zog ein Notizblatt über meinen Schreibtisch zu sich und schrieb etwas darauf.
»Das ist meine Telefonnummer«, sagte sie. »Wenn du Begleitung haben möchtest, ruf mich an, sobald du aufstehst, und ich komme rüber.«
»Wahrscheinlich werde ich das nicht tun«, erwiderte ich. »Du brauchst also nicht zu warten oder so.«
Emma hätte nun aufstehen müssen. Hätte ihre Sachen zusammensammeln und sich zum Aufbruch rüsten müssen. Das tat sie nicht, sondern sah mich wieder an, als wollte sie mich mit ihrem Blick etwas fragen. Fast flehentlich.
»Chloe lässt sich bestimmt von Carl fahren«, sagte ich. »Warum lässt du dich nicht einfach auch von ihm abholen?«
Emma schüttelte langsam den Kopf.
»Ich gehe jetzt besser«, sagte sie.
Ich hörte, dass sie langsam die Treppe hinunterging, den dumpfen Schlag, als sie mit dem Geigenkasten gegen das Geländer stieß. Barbara stand nicht auf, und Emma musste sich wohl selbst hinauslassen und sanft unsere Haustür hinter sich zuziehen.
Ich ging am nächsten Morgen zur Schule, und die Straßen waren voll wie immer, und ich fühlte mich sicher, und nichts passierte. Ich war unbesiegbar, weil ich in meinem eigenen hellen, schwankenden Heiligenschein aus Eis herumlief. Da ich wusste, dass die Polizei nicht kommen und mich holen würde, waren meine Gedanken so weit entfernt von Männern mit Halloween-Masken, als würde der Triebtäter gar nicht existieren.
Chloe ließ sich von Nathan chauffieren – ich stellte mir vor, wie sie hinten saß, den Kopf gegen das Fenster gelehnt, während die kajalumrandeten Augen alles aufnahmen und sie schweigend durch den Berufsverkehr rollten. Nathan gehörte zu der Sorte Väter, die auf Elternabenden von sich selbst redeten und Shanks erzählten, sie betrachteten sich als »hart, aber fair«. Bestimmt hatte er versucht, mit Chloe zu reden, damit sie aufhörte zu schmollen und mit ihm kommunizierte. Ihre Probleme mit ihm teilte. Ihre Sorgen wegen Jungs und Schwangerschaft und ihrer Wahlfächer. Und Chloe starrte bestimmt aus dem Fenster, ihrem eigenen Spiegelbild in die Augen, und ignorierte ihn. Ich weiß nicht, wie Emma zur Schule kam, aber sie kam spät, die Jacke falsch zugeknöpft und mit fettigem Haaransatz. Sie musste sich hinten irgendwo dazwischenquetschen, weil ich auf meinem normalen Platz saß, neben Chloe.
Erst später wurde mir bewusst, dass Emma mir keinen Gefallen tun wollte, mich nicht testete, keinen Auftrag erledigte von Chloe. Sie hatte Schiss, und sie wünschte sich verzweifelt jemanden, der sie begleitete. Ich hätte es sehen müssen. Ihr Elternhaus war eine halbe Meile entfernt von meinem und lag in der falschen Richtung. Sie hatte keinen Carl, und ihr Vater hatte kein Auto. Sie musste sich vorgekommen sein wie leichte Beute.
Obwohl
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