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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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Ich musste eine Jeans von ihr wegwerfen, weil sie nicht mehr sauberzukriegen war.«
    Sie hörte auf, an den Bildern herumzufummeln, und sah mich an. »Gibt es etwas, das ich wissen sollte? Ich finde ihr Verhalten sehr extrem. Es ist schwierig, zu beurteilen, was normal ist.«
    »Wir haben nie darüber gesprochen. Tut mir leid.«
    Amanda lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Ich sollte dich nicht bedrängen. Nathan hat mir gesagt, ich soll dich in Ruhe lassen. Vergiss es einfach, und genieße den Nachmittag.« Sie wedelte mit der Hand und fügte mit brüchiger Stimme hinzu: »Geh nur und hol deine Kassetten.«
    Chloes Zimmer war voller Augen. Wir hatten ganze Nachmittage darin auf dem Boden verbracht und aus Smash Hits Bilder ausgeschnitten, die wir an die Wand klebten. Die Dusche lief immer noch im Bad. Ich betrat den rosa Teppichboden und hielt den Atem an, während ich dem Wasserrauschen lauschte.
    Chloe hatte eine Spezialschublade. Es war eigentlich nur die untere Schublade ihres Nachttischs. Sie erzählte mir, dass sie in der siebten Klasse angefangen hatte, BH s zu tragen, und dass sie sie dort aufbewahrte statt bei ihren Socken. In der achten Klasse benutzte sie die Spezialschublade für Zigaretten. Nun war sie gefüllt mit wiederverschließbaren Klarsichttüten, die vollgestopft waren mit Kondomen.
    Sie war bei einer Beratungsstelle in der Stadt gewesen, wo Kondome gratis verteilt wurden, ohne dass jemand Fragen stellte. Patsy – Dr. Monatsbinde – hatte ihr gesagt, wo sie hinmusste und was sie sagen sollte. Chloe mochte neue Sachen, die glänzten. Sie mochte es, eine Spezialschublade zu haben und Accessoires und Geheimnisse. Sie musste alle Hemmungen überwunden haben und bestimmt zehnmal dort gewesen sein. Ich hatte sie einmal begleitet und fand es peinlich genug, dass ich draußen warten musste ( du kannst nicht mit reinkommen. Oder willst du, dass die uns für Lesben halten? ), während ich die Kaugummiklumpen auf dem Gehweg zählte und die morgendliche Schlange vor dem Pub auf der anderen Straßenseite beobachtete.
    Ich zog die Schublade auf und sah die Tüten. Wahrscheinlich mehr Gelegenheiten zum Sex, als ein Mensch jemals in seinem Leben haben konnte. Und darunter, kaum versteckt, ein schwarzer Klotz, das Handy. Ich nahm es heraus, horchte auf das anhaltende Plätschern des Wassers in der Dusche nebenan und schaltete es ein. Die Kunststoffschale hatte Löcher über dem Lautsprecher. Ich hielt sie mit dem Daumen zu und spürte, dass das Ding in meiner Hand summte. Ich musste an den Tag denken, als die Polizei bei uns war, und an die Nachricht, die ich ihr auf die Mailbox gesprochen hatte.
    Es wäre besser gewesen, wenn sie tatsächlich gekommen wären, um mit mir über Wilson zu reden.
    Ich drückte die Tasten, hob das Handy an mein Ohr, lauschte. Da war ich. Angepisst und in Panik und kurz davor, etwas zu gestehen, das ich nicht getan hatte, wie sie genau wusste. Außerdem hatte sie die Nachricht gespeichert. Hübsche Absicherung für sie.
    Ich schaltete das Handy wieder aus, legte es zurück in die Schublade, schob sie zu. Zog sie wieder auf, nahm es heraus, stopfte es hinten in meine Jeans und zog meinen Pullover herunter, um die Beule zu verdecken. Die Kassetten, die ich mitnehmen wollte, lagen auf Chloes Schreibtisch, sauber gestapelt. Ich nahm sie und ging nach unten, ohne mir die Mühe zu machen, die Tür zu schließen.
    Ich hätte die Nachricht einfach löschen und das Handy zurück in die Schublade legen können. Chloe hätte nichts davon mitbekommen, aber falls doch, konnte sie kaum zu mir kommen und sich darüber beklagen. Ich dachte an ihre Würgegeräusche im Wald. Trotzdem steckte ich ihr Handy ein, und ich tat es, weil ich wollte, dass sie es mitbekam. Ich wollte, dass sie feststellte, dass es futsch war, und sich überlegte, wie und warum ich es gestohlen hatte. Ich wollte, dass sie Schiss bekam und durcheinander war, so wie sie zugelassen hatte, dass ich Schiss bekam und durcheinander war. Und vor allem wollte ich etwas Handfestes in meiner Tasche, etwas, das ich festhalten und mit nach Hause nehmen und mir in Ruhe ansehen konnte, wenn ich alleine war und Zweifel in mir aufkeimten, dass all das tatsächlich passierte.
    Das Eis steckte fest in den rostigen Dosen und Saatschalen. Amanda hatte Chloe gezwungen, sich die Haare zu föhnen, bevor wir rausdurften, und mir dann einen Becher mit Salz in die Hand gegeben. Ich starrte darauf und wollte lachen. Das Lachen fühlte sich an wie

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