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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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»Ich bin froh, dass er tot ist«, und untersucht das Knie ihrer Jeans. »Falls jemand dabei nachgeholfen hat, hat dieser Jemand mich gerettet.«
    »Da war bloß das eine Mal«, sage ich rasch. »In seinem Wagen. Er hat mich geküsst. Es hat mir nicht gefallen. Ich dachte, er mochte mich. Dass er nicht mehr auf Chloe abfuhr.«
    »Wann war das?«
    »Ich habe es euch erzählt. Als Chloe im Krankenhaus war. Als sie ohnmächtig wurde.«
    Emma nickt. »Ich habe sie gefunden, vor der Schule. Weißt du noch? Sie hat geheult.«
    »Sie hat mir erzählt, dass sie dachte, sie wäre schwanger«, sage ich.
    Emma lacht. »Sie hat dich angelogen. So blöd war er nicht.«
    Meine Augen brennen, und ich fühle mich allein gelassen und winzig – sehr weit weg. Emma lacht wieder – und ich kapiere. Sie lacht, wenn sie wütend ist, und je mehr sie lacht, desto wütender ist sie. Das, denke ich, wäre vor zehn Jahren nützlich gewesen zu wissen.
    »Denkst du, Carl hätte es darauf ankommen lassen? Die ganze Welt hätte von ihm erfahren, wenn er sie geschwängert hätte. Es hat nur funktioniert – dass er sich regelmäßig mit ihr traf und so tat, als wäre er ihr Freund – , weil sie es mochte, Geheimnisse zu haben.«
    »Wir wussten davon«, wende ich ein.
    »Wir waren seine Mädchen «, entgegnet sie finster. »Ich hätte es niemandem sagen können – nicht ohne dass meine eigenen schmutzigen Angelegenheiten an der Schule verbreitet worden wären.«
    »Du hast aber Brüder«, sage ich. »Sie hätten dir bestimmt geholfen.«
    Sie blickt mich kopfschüttelnd an. »Du hast ja keine Ahnung«, entgegnet sie und beißt sich auf die Unterlippe.
    Ich betrachte sie, denke daran, wie sie lebt – alleine, ohne jemanden anzufassen außer ihre Hunde – und erhasche einen Blick auf etwas Gewaltiges und Schwarzes, etwas, das ich nicht zu fassen bekomme.
    Es ist kalt dort, wo Emma ist.
    Mir wird bewusst, dass ich es nicht verstehe.
    »Carl hat es nicht gefallen, dass du Bescheid wusstest«, sagt Emma. »Er war richtig sauer auf sie, als er dahinterkam. Auf mich auch, als hätte ich was damit zu tun gehabt. Trotzdem, sie dachte, du tanzt nach ihrer Pfeife, solange sie lieb und nett zu dir war. Schwanger? Sie brauchte bloß eine Ausrede, weil sie dich die ganzen Ferien über hängengelassen hat. Irgendwas, um dich abzulenken von der Silvesterparty. Du warst wie ein Hund, der ihr überallhin gefolgt ist, mit hängender Zunge, und der auf Kommando gehorcht hat.«
    »Ich war ihre beste Freundin!«
    Emma lacht und äfft mich nach. » Ich war ihre beste Freundin. Ich wusste alles über sie. Niemand kannte Chloe so gut wie ich.«
    Die Versuchung ist groß. Ich war mit ihr zusammen , liegt mir auf der Zunge, ich weiß .
    »Hör auf«, sage ich. Es ist alles, was ich herausbringe. »Hör sofort auf.«
    »Sonst was?«
    »Sonst schmeiße ich dich raus.«
    Emma hört auf und nippt an ihrem Glas.
    »Sie hat sich immer mehr auf Carl eingelassen. Ihre Eltern dachten, sie wäre bei mir oder bei dir. Er hatte da ein paar Sachen laufen, Sachen, die man nicht erfinden konnte.« Sie zittert. »Das alles hat sie eingeholt.«
    »Sie wollte nicht, dass ich es wusste?«
    »Du hättest es jemandem erzählt, wenn du gewusst hättest, wie schlimm es war. Ich habe es niemandem sagen können. Hätte ich sie verpetzt, hätte ich mich selber verpetzt.«
    »Du hättest keinen Ärger bekommen.«
    Emma deutet auf den Fernseher. »Glaubst du etwa, ich war scharf darauf, dass jede Kleinigkeit, die er mit mir anstellte – mit uns –, in der Glotze gezeigt wird, damit alle Bescheid wissen?«, schnaubt sie. »Die Schule war so schon schlimm genug. Ich glaube, Chloe war einfach dankbar, dass es jemanden gab, mit dem sie sich abwechseln konnte.«
    »Das ist lächerlich«, sage ich. »Sie war völlig vernarrt in ihn. Sie wäre ausgeflippt, wenn sie das gewusst hätte.«
    »Wen, glaubst du, hat sie in der Nacht zu Carl geschickt, als sie im Krankenhaus lag? Sie hat mich angerufen in heller Panik. Ihre Eltern wussten Bescheid. Dank dir. Sie sind ausgerastet. Sie konnte Nathan ausreden, Carl anzuzeigen, aber sie wollte trotzdem, dass ich zu ihm gehe und ihn warne.«
    Ich frage mich, warum die beiden das für sich behalten hatten, wenn es so schrecklich war. Warum sie Carl vor der Entdeckung schützten. Mag sein, dass Emma sich geschämt hat, aber Chloe bestimmt nicht. Chloe gefiel es, einen festen Freund zu haben.
    »Ich sollte mich also mit Carl treffen, an ihrem üblichen Platz. Sie

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