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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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und zwar so zu reden, dass, selbst wenn die Bildregie Mist baut, wir Zuschauer immer noch in der Lage sind, uns die leuchtenden Wörter und Grafiken bildlich vorzustellen, als wären sie wirklich da.
    »Hier nun eine kurze Zusammenfassung der Fakten zu diesem Fall«, sagt Terry. »Am zweiten Weihnachtstag im Jahr 1997 verließ Daniel Wilson sein Elternhaus für einen Spaziergang. Die ganze Verwandtschaft war zu Besuch, und er sagte seinen Eltern, dass er ein bisschen frische Luft schnappen wollte. Er verließ das Haus, und wir wissen, dass er einen langen Spaziergang quer durch die Stadt zum Avenham Park machte, wo er zwei junge Mädchen ansprach und um eine Zigarette bat. Die beiden konnten ihm entkommen und wirkten später in einer preisgekrönten Filmrekonstruktion mit, die zum ersten Mal Anfang 1998 auf diesem Sender ausgestrahlt wurde.
    Die nächsten Bilder von Wilson, die uns vorliegen, stammen von einer Texaco-Tankstelle fünf Meilen weiter – es ist möglich, dass er zu Fuß gegangen ist, aber wahrscheinlich hat ihn jemand im Wagen mitgenommen. Diese Person konnte nie ausfindig gemacht werden, trotz der Aufrufe der Polizei und von Wilsons Eltern.
    In der Zeit, in der er verschwand, wurde die Stadt heimgesucht von Übergriffen auf junge Mädchen und unsittlichen Entblößungen. Damals war ich nicht in der Lage, Ihnen Fakten über den Täter zu liefern. Allerdings hörten die Überfälle schlagartig auf, nachdem Daniel Wilson verschwunden war – was einige Quellen zu der Annahme verleitete, dass der anonyme Triebtäter und der Vermisste ein und dieselbe Person sind.«
    »Es gab noch zwei Überfälle danach«, sage ich frustriert. »Warum verschweigt er die immer?«
    Emma sieht mich sonderbar an, als würde sie fragen, warum mir das so wichtig sei.
    »Man kann nicht einfach irgendwelche Sachen erfinden. Man kann nicht einfach die Tatsachen verdrehen, wie es einem gefällt, und es im Fernsehen zeigen, sodass jeder es für die Wahrheit hält«, sage ich. »Dieses eine Mädchen im Schwimmbad. Die von unserer Schule. Das ist erst danach passiert.«
    »Ein Nachahmungs-Exhibitionist«, erwidert Emma sarkastisch, »bloß dass der nicht nur die Hosen runtergelassen hat.«
    »Das ergibt keinen Sinn«, sage ich. »Die haben uns ständig erzählt, dass es schlimmer werden wird. Und als es schlimmer wurde, als er versucht hat, ein Mädchen in ein Auto zu zerren, behauptete Terry, dass er es gar nicht war, sondern ein Nachahmungstäter, den wir nicht zu berücksichtigen brauchen.«
    Emma lacht. »Nun, wenn Terry das sagt, muss es stimmen.«
    Terry macht weiter, ohne die Fakten für die perfekte und saubere Story in die Quere kommen zu lassen, die es wäre, wenn er sie denn beweisen könnte.
    »War Wilson ein Opfer der Selbstschutzorganisation? Sind Sie ein Vater, Bruder oder Onkel eines der jungen Opfer von damals? Was, glauben Sie, hat sich hier abgespielt?«
    »Er ist derjenige, der davongekommen ist«, sage ich, und Emma nickt. »Selbst damals schon habe ich nie gedacht, dass er es war. Ich war mir immer sicher, dass er, weil er so war, wie er war, dazu niemals fähig gewesen wäre.« Ich lache. »Ich war vierzehn, was wusste ich schon?«
    »Du denkst also, Terry hat recht? Dass die letzten beiden jemand anderes war?«
    Darüber habe ich viel nachgedacht. »Ich nehme an, es war dieser Typ aus der Videothek«, antworte ich. »Er war ganz scharf darauf, bei der Rekonstruktion mitzumachen, oder nicht? Wahrscheinlich hat ihm das jede Menge billige Kicks verschafft. Chloe hat mir erzählt, dass Shanks einmal ein paar Mädchen aus der Siebten abends nach Hause gefahren hat und kurz vor der Videothek anhielt, um ein paar Dosen Limo zu besorgen. Videomann hat ihn beobachtet und hinterher in der Schule angezeigt. Wer würde sowas machen? Shanks hat dadurch Ärger bekommen, weil er den Leuten eine Angriffsfläche bot und jeder leicht behaupten konnte, er wäre der Perverse.« Ich unterbreche mich und überlege noch mal kurz. »Andererseits«, ich hacke mit der Handkante durch die Luft, »hat es direkt danach aufgehört. Einfach so. Das Mädchen im Hallenbad war die Letzte. Vielleicht hat Terry recht. Vielleicht war tatsächlich Wilson der Täter, und irgendwem hat die Idee so gut gefallen, dass er es selbst ausprobieren wollte.«
    Er war besessen von Knastködern . Ich hätte es beinahe gesagt, aber dann lasse ich es. Die Videothek ist mittlerweile dicht – schon seit Jahren. Wenn die Leute sich einen Film ansehen möchten,

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