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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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ich mir an Weihnachten und Silvester alles reinziehen kann, worauf ich Bock habe, ohne auseinanderzugehen.«
    Ich sparte mir, Carl zu fragen, ob ich die Eclairs auch in den Kofferraum legen sollte. Er würde uns wohl alle nach Hause bringen, denn der Himmel hatte sich weiß gefärbt, und es konnte jeden Moment anfangen zu schneien. Er würde seine Mädels nicht durch den Schneeregen stapfen lassen, sodass sie sich nasse Füße und eine Lungenentzündung holten.
    »Fährst du mit, Lola?«, fragte Carl. Normalerweise ignorierte er mich, und weil ich nicht damit gerechnet hatte, von ihm angesprochen zu werden, stammelte ich nervös eine Antwort, und Chloe und Emma lachten, als mein Fuß sich in einer losen Schlaufe des Sicherheitsgurts verhedderte und ich auf den Rücksitz stolperte.
    »Kann Emma heute mal vorne sitzen?«, fragte Chloe, und Carl zuckte mit den Schultern und antwortete: »Warum nicht?« Emma wirkte sehr zufrieden mit sich selbst, und ich war auch zufrieden, weil das bedeutete, ich konnte mit Chloe hinten sitzen – aber sie beugte sich während der gesamten Fahrt vor und unterhielt sich mit Carl.
    Ich habe noch den Schal, den Emma damals im Debenhams mitgehen ließ. Ich bewahre ihn in meiner Sockenschublade auf, hinter den alten Socken, die ich nur nicht wegwerfe, um mich selbst zu bestrafen, wenn ich zu faul war, mich um die Wäsche zu kümmern. An dem Schal hängt immer noch das Preisschild.
    Ich frage mich, ob sie das absichtlich getan hat. Sie wollte meine Frage zu Chloe nicht beantworten. Wollte mir nicht sagen, woran sie sich erinnerte. Aber sie hatte vor meinen Augen lange Finger gemacht: um mir den Trick zu demonstrieren und mich daran zu erinnern, dass es so vieles gab, was ich über die Dinge, die sie zusammen mit Chloe unternommen hatte, nicht wusste.
    Emma wird mich irgendwann auf den Schal ansprechen. Sie wird mich dafür auslachen, dass ich nach wie vor keinen Fuß in einen Debenhams setze, wird über meine Frisur lachen und über die Brille, die ich mir ausgesucht habe, weil ich nach all den Monaten, in denen wir sowas wie Berühmtheiten zweiten Grades waren, von niemandem mehr angesehen werden möchte.

6
    Mag sein, dass Weihnachten öde war, aber ich hatte nichts anderes erwartet. Ich war herausgewachsen. Ich war aus allem herausgewachsen. Alles ödete mich an, abgesehen von den endlosen Runden durch den Park mit Chloe. Ziellos umherspazieren, warten, dass die Jungs auftauchten, und, neuerdings, warten, dass Chloe und Carl auf dem Rücksitz seines Wagens zum Ende kamen.
    Wenn ich mit Chloe unterwegs war, machte sich immer so eine Art Aufbruchstimmung bei mir breit. Sie wollte Carl belabern, mit uns nach Manchester zu fahren und uns in eine richtige Nobeldisko einzuschleusen, in der Promis verkehrten. Fußballer. Leute aus der Rockszene. Sie sagte, er würde vorher mit uns schicke Kleider kaufen gehen und uns anschließend in ein Lokal ausführen, wo es Cocktails und Sushi gab und wo niemand nach unserem Ausweis fragen würde, weil man Carl dort kannte, und in seiner Begleitung könnte uns nichts passieren. Es würde bald so weit sein; es könnte jeden Tag losgehen. Sie hatte ihn nicht gefragt, wann genau es losgehen würde, denn sie wollte den richtigen Zeitpunkt abwarten. Aber wenn der richtige Zeitpunkt da wäre, würden wir losfahren, wir drei.
    Ich hatte mich sehnsüchtig auf den zweiten Weihnachtstag gefreut, an dem ich wieder rausdurfte. Chloe und ich hatten uns im Avenham Park verabredet, an dem Platz mit dem Rosengarten und dem Springbrunnen und der viktorianischen Promenade, die am Fluss entlangführte. Das war unser üblicher Treffpunkt. Ein guter Ort – nah zur Stadt und zu den Geschäften und dem Spar, in dem man keinen Ausweis zeigen musste, und Leute aus unserer Klasse trieben sich immer dort herum. Das war unser Treffpunkt. So war es abgesprochen. Chloe wollte heimlich eine Flasche aus dem Haus schmuggeln. Aber Carl war aufgetaucht, ließ uns in seinen Wagen einsteigen und fuhr mit uns zum Cuerden Valley Park. Das ist nicht wirklich ein Park, sondern ein Naturschutzgebiet – mit einem großen Wald und einem künstlichen See und Wanderwegen und roten Mülltonnen für Hundescheiße und Verstecken für Vogelbeobachter. Wir hätten nicht zu Fuß dorthin kommen können.
    »Warum fahren wir so weit raus?«, fragte ich.
    »Weil heute jeder Depp mit seinem Hund unterwegs ist«, antwortete Carl gereizt. »Ich wollte ein bisschen Frieden.«
    Es waren immer Parks. Parks oder das

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