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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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mir wurde bewusst, dass es ihn Mühe gekostet hatte, auf den Namen zu kommen. »Die mag ich. Die mag ich. Die mag ich.« Er blickte sich um, anscheinend prüfend, ob jemand in der Nähe war. »Dicke Hupen.«
    Ich lachte, aber auf eine freundliche Art.
    »Ja, das stimmt«, sagte ich. »Aber du solltest nicht so reden.«
    »Das Mädchen im Auto, ist das deine Freundin?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete ich. Es machte keinen Sinn, ihn zu fragen, ob er Zigaretten hatte. Wahrscheinlich bekam er nur drei Pfund Taschengeld in der Woche oder so. Und gab es aus für Brausepulver und kleine Monsterfiguren.
    »Ich hab ihre Hupen gesehen.«
    »Wen meinst du?«
    »Das Mädchen im Auto. Die mit dem weißen Pulli. Hab gesehen, wie sie ihn ausgezogen hat. Ist das ihr Freund?«
    »Carl ist nicht ihr Freund. Nur ein Typ.«
    »Er hat sie geküsst.«
    »Schwachkopf«, sagte ich, obwohl es mich nicht überraschte. Ich entfernte mich ein Stück von ihm und schimpfte leise vor mich hin.
    »Ich muss hier die ganze Zeit in der Kälte rumstehen, bis er endlich fertig ist mit seinem süßen Knastköder. Keine Ahnung, was die von mir erwarten.«
    Ich hatte aufgehört zu murmeln, bevor ich merkte, dass er mir nachgelaufen war und hinter mir hertrottete. Ich blieb stehen und drehte mich um.
    »Hör zu«, sagte ich und versuchte, erwachsen und vernünftig zu klingen. »Du solltest nicht hier rumschleichen und andere Leute beobachten. Du solltest dich nicht in den Büschen verstecken. Das ist abartig. Carl – der Mann im Wagen – wird das nicht gut finden. Er wird dich ausschimpfen. Du solltest nach Hause gehen. Ist dir nicht kalt?«
    Er stand direkt vor mir. Er streckte mir den Ball entgegen.
    »Ich will nicht mit dir spielen«, sagte ich laut, in der Hoffnung, ihn zu vertreiben, auch wenn es ein bisschen streng klang. »Geh nach Hause, okay?«
    »Halt mal kurz. Ich hab was für uns. Muss ich in meiner Jacke suchen. Du darfst aber nichts verraten, schwöre bei Gott.«
    Ich seufzte, stöhnte fast und nahm ihm den Ball ab. Er kramte in sämtlichen Taschen seiner teuren Jacke, bis er fand, wonach er suchte. Ein Zehner-Päckchen Embassy. Er klappte den Deckel hoch, es fehlten nur zwei, gab mir die Schachtel und nahm den Ball zurück. Ich sah auf die Zigaretten und lachte.
    »Du rauchst?«
    »Jeden Tag. Die ganze Zeit. Wann ich will«, entgegnete er. »Mein Dad hat dem Mann im Paki-Laden gesagt, dass er mir keine mehr verkaufen soll, aber er macht es trotzdem. Ich bin alt genug. Ich hab Geld bekommen zu Weihnachten. Ich kann damit machen, was ich will.«
    »Das solltest du auch nicht sagen«, bemerkte ich. »Wie heißt du?«
    »Wilson.«
    »Wilson, du solltest nicht ›Paki‹ sagen – das ist nicht nett.«
    »’tschuldigung, ’tschuldigung. Warum ist das nicht nett?«
    »Sie hören das eben nicht gern.« Ich bezweifelte, dass es sinnvoll war, es ihm zu erklären. Er würde es sowieso nicht kapieren. »Wenn sie das hören, verkaufen sie dir vielleicht keine Kippen mehr.«
    »Gar keine mehr?« Wilson machte ein bestürztes Gesicht, und ich musste tief Luft holen, um mir ein Lachen zu verkneifen. Es war so kalt, dass die Luft in meiner Nase auf dem Weg nach innen wehtat und mich daran erinnerte, dass ich jetzt eine Zigarette vertragen könnte.
    »Hast du Feuer?«, fragte ich. »Sollen wir uns eine anzünden?«
    »Ich habe es verloren«, sagte Wilson. Er wirkte geknickt, und ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn daran erinnert hatte.
    »Macht nichts«, sagte ich rasch.
    »Es war toll. Mein bestes Stück. Da war eine Frau drauf, in einem Kostüm.«
    »Was für ein Kostüm?«, fragte ich und dachte an Karneval und Halloween.
    »Ein Badekostüm. Wenn man den kleinen Hebel runterdrückt und das Feuerzeug anmacht, löst sich das Kostüm auf, und man kann ihre Hupen sehen. Das war echt toll.«
    Er wirkte wieder wie ein begossener Pudel. Ich war bereit zu glauben, dass das Feuerzeug wirklich sein bestes Stück war.
    »Wo hast du es verloren?«
    »Im Wald. Zwischen den Bäumen.«
    »Sollen wir es suchen gehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Alles voll mit Kiefernnadeln. Laub und Spinnen und so. Ich hab schon gesucht. Ich kauf mir ein neues. Das mach ich. Wann ich will.«
    »Also gut, dann nehmen wir eben meins«, sagte ich und holte es aus meiner Jackentasche.
    Nachdem wir geraucht hatten und Wilson kurz hinter einem Baum verschwunden war, um zu brechen, gab ich ihm die Zigaretten zurück. Ich hätte sie auch einstecken können. Er hätte sie

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