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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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Es gibt sogar einen Film darüber, den sie in der Schule zeigen. Hast du ihn gesehen?«
    Wilson schüttelte den Kopf. Ich fragte mich, ob er überhaupt jemals eine Schule besucht hatte. Er hatte die Aufklärungsfilme über zugefrorene Gewässer, Feuerwerkskörper und Herkulesstauden verpasst. Wie schade.
    »Ich war trotzdem auf dem Eis«, sagte ich. »Das macht nämlich verdammt viel Spaß.«
    »Was hat dein Dad gesagt? Hat er dich gehauen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nee, natürlich nicht. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß, oder?«
    »Er weiß es aber«, sagte Wilson und nickte. »Mein Dad weiß immer Bescheid. Er lässt mich nicht mehr angeln. Angeln ist das Wichtigste. Und die Würmer.«
    »Klar.«
    »Einmal habe ich einen ganz fetten erwischt. Der war so groß wie ein Skateboard.«
    »Klar.«
    »Ja.« Er breitete die Arme aus, um es mir zu demonstrieren. »Ich habe ihn in unserem Garten ausgebuddelt – so groß. Größer als die Fische, die wir geangelt haben, hat mein Dad gesagt.«
    Sein Ball fiel herunter und kullerte von seinen Füßen eine kleine Böschung hinab in die schäbige Hecke, und er drehte sich weg von mir, um ihn zu holen. Ich folgte ihm, bückte mich unter die Zweige und holte den Ball heraus, bevor er drankam.
    Wilson lachte, und ich zog ein welkes Blatt aus meinen Haaren, als wir aus den Büschen herauskamen. Das Erste, was ich sah, war Carl, der mit Chloe vor der angekokelten Tafel stand. Ich dachte, sie betrachteten das Bild des Hermelins, bevor mir klar wurde, dass sie nach mir Ausschau hielten. Wilson blieb hinter mir stehen, als Carl sich umdrehte und ein selbstzufriedenes Gesicht aufsetzte. Die Hände in den Taschen vergraben, standen seine Ellenbogen heraus wie Henkel.
    »Ist das dein Lover?«, rief er. Er grinste mich höhnisch an, träge, aber nur zur Show. Er legte die Finger auf Chloes Schulter, klammerte sich fest und dirigierte sie über den Kies zu mir und Wilson, aber sein Blick war undeutlich und flackerte immer wieder zurück zum Wagen.
    Chloe zuckte zusammen. Sie sah schlimm aus – ihre Haare waren durcheinander, und sie tätschelte ständig daran herum. Sie kaute an ihren Lippen und zupfte den Kragen ihres Pullovers zurecht, um die kleinen roten Flecken an ihrem Hals zu verdecken.
    »Ja, Carl, das ist mein Lover. Wir haben uns bis jetzt immer heimlich getroffen, weil wir wussten, dass du mit Konkurrenz nicht klarkommst.«
    Es rutschte mir heraus, bevor ich mich beherrschen konnte. Tja, das war’s dann wohl mit der Mitfahrgelegenheit nach Hause, dachte ich.
    Carl machte ein verdutztes Gesicht, dann lachte er. Ein echtes Lachen, offen und aufrichtig.
    »Freches Luder«, sagte er und lachte wieder, während er den Kopf schüttelte, als hätte er nicht geahnt, dass ich witzig sein konnte. Dachte wahrscheinlich, ich hätte Schiss vor ihm. Chloe sah Carl an, nicht begeistert.
    »Blöde Zicke!«, giftete sie lautlos. Ich sah weg.
    Wilson fing auch an zu lachen, und Carl lachte mit ihm für eine Weile, wobei er es übertrieb und sich sogar auf die Schenkel klatschte. Das ging so lange, bis Carl plötzlich die Hand ausstreckte und Wilson den Ball unter dem Arm wegschlug. Er rollte zwischen seinen Beinen durch über das Gras. Wilson verfolgte ihn, aber er landete wieder im Gebüsch, bevor er ihn fassen konnte. Als Wilson sich bückte, um ihn herauszuholen, hob Carl den Fuß und gab Wilsons Hintern einen sanften Schubs, sodass er vornüberkippte. Als er sich aufrappelte, war sein Gesicht rot, und seine Haare standen in Büscheln ab. Seine Nase lief, und er war stinksauer. Es sah lustig aus.
    Ich entfernte mich von Wilson und stellte mich näher zu Carl und Chloe. Wilson blickte finster und rieb sich den Hintern mit der freien Hand.
    »Yeah, du und dein Knastköder!«, sagte er. »Ich werde meinem Dad sagen, was du und dein Knastköder mit meiner Hand gemacht habt.« Er hielt die Hand mit dem Kratzer hoch, den er nicht bemerkt hatte, wie ich vermutet hatte.
    »Wilson«, sagte ich leise, weil Carl nicht mehr lachte, sondern ihn nur anstarrte mit leerem, mattem Blick.
    »Ich sag ihm, dass du und dein Knastköder mich im Gesicht verletzt habt. Dass ihr meine neue Jacke kaputtgemacht habt. Dass ihr mir meinen Ball weggenommen habt. Mein Dad wird euch vermöbeln.«
    »Halt die Klappe, Wilson«, sagte ich, ohne ihn anzusehen. Ich versuchte, einen Schritt zur Seite zu machen, um mich vor Carl zu stellen, aber Wilson war schneller und blieb, so dicht er konnte, vor Carl stehen, wo

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