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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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dass es beim ersten Mal wehtut. Also wenn er in dich eindringt. Damit rechnet man automatisch, oder? Emma meinte, dass es auch ein bisschen bluten könnte. Ich weiß Bescheid.«
    Wie kam es, dass Emma plötzlich in solchen Sachen eine Expertin war? Wer würde es mit ihr schon machen?
    »Hat es denn geblutet?« Das war wie das Augenbrauen-Zupfen, das Beine-Enthaaren mit Wachs, die Löcher in den Ohren. Es gab einen Grund, warum ich Chloe immer den Vortritt ließ.
    »Keine Ahnung. Es war dunkel. Außerdem hatte ich meine schwarze Reizwäsche an. Falls es geblutet hat, war nichts davon zu sehen. Egal. Darum geht es nicht. Hör auf, so perverse Fragen zu stellen.«
    »Was ist dann das Problem?«
    »Das ist jetzt schon ganze elf Tage her, und es tut immer noch richtig weh. Es brennt, wenn ich aufs Klo muss. Richtig heftig. Voll ätzend.«
    Chloe blickte nach oben und fuhr mit dem Zeigefinger an ihrem unteren Lidrand entlang. Zuerst links, dann rechts.
    »Elf Tage?« Ich zählte. »Das war am zweiten Weihnachtstag. Du hast also zum ersten Mal mit ihm gepennt, als ich draußen vor dem Wagen herumstand?«
    Ich konnte es nicht glauben. Ernsthaft, ich wollte meinen Ohren nicht trauen. »Ich bin eigentlich deine beste Freundin«, fuhr ich fort. »Es war scheißkalt, als ich da draußen warten musste. Ursprünglich wollten wir an dem Tag was zusammen machen.«
    »Nein«, sagte sie ungeduldig – als würde ich nicht kapieren, worum es ging. »Das war später. Nachts.«
    »Ihr seid noch mal rausgefahren?«
    »Das ist hier nicht das Thema.«
    Chloe klang wie meine Mutter. Sie klang wie ein Lehrer. Sie legte es darauf an, dass ich mir wie ein Trottel vorkam, ohne Grund. Nur weil sie sich an einen dunklen Ort hatte bringen lassen, um auf dem Rücksitz eines Wagens mit irgendeinem schrägen Typen zu poppen, dachte sie wohl, sie konnte mit mir auf die Toilette gehen und alle provozieren, mich eine Lesbe zu nennen, und mir anschließend über den Mund fahren.
    »Nun, freut mich für dich«, sagte ich.
    Als ich davor angenommen hatte, dass Chloe mit einem Mann schlief, hatte mich das einigermaßen interessiert, was nichts mit lesbisch zu tun hatte, sondern ich war nur neugierig, die Fakten zu erfahren und wie sehr es wehtat auf einer Skala von eins bis zehn und ob es peinlich war, so ganz ohne Klamotten, oder ob man sich einfach in dem Moment fortreißen ließ und sich nicht daran störte. Aber hinterher würde es einen wahrscheinlich stören, wenn man sich wieder beruhigt hatte, und dann musste man sich anziehen vor jemand anderem und durfte sich dabei nicht dämlich anstellen, und das interessierte mich irgendwie auch.
    Und ich hatte gefragt, und Chloe hatte herumgedruckst, als wäre es ein großes persönliches Geheimnis, das sie mir nicht verraten wollte, und das alles nur, weil die dumme Kuh keine Ahnung hatte, weil sie es in Wahrheit noch gar nicht getan hatte.
    »Hab dich nicht so. Ich versuche ja, es dir zu erklären«, sagte Chloe. »Irgendwas stimmt nicht. Ich war beim Arzt, und da lag dieses Faltblatt im Wartezimmer. Ich habe nur die vordere Seite gelesen. Danach hatte ich zu viel Angst reinzugehen.«
    Chloe setzte sich auf den geschlossenen Klodeckel, öffnete ihre Tasche und zeigte es mir. Es war gefaltet und auseinandergefaltet und wieder gefaltet worden, und das Papier war an manchen Stellen bereits eingerissen. Es war ein Merkblatt über Schwangerschaft.
    »Hier, das ist die Stelle.«
    Ich las den Textteil, auf den Chloe zeigte. Da stand, dass bei manchen Frauen eins der allerersten Anzeichen für eine Schwangerschaft ist, dass sie häufig Wasser lassen müssen. Es hieß weiter, das sei so, weil die Gebärmutter sich senkt und auf die Blase drückt. Das kann auch Rückenschmerzen verursachen.
    »Denkst du, das ist der Grund? Musst du denn oft aufs Klo?« Ich drehte das Merkblatt um. Hinten war ein Bild von einer Frau, die seitlich stand, in zwei Hälften geschnitten, während ihr vorgewölbter Bauch in ein Diagramm verwandelt war. Genau wie das Bild von der Frau, die einen Fuß auf die Toilette stützt, auf der Anleitung in einer Tampon-Schachtel. Eine Strichzeichnung von etwas halb Entwickeltem in ihrem Bauch. Ein Schleimaal oder eine Tiefseekrabbe.
    »Was soll es sonst sein? Ich muss ungefähr zehnmal am Tag. Und die Schmerzen strahlen hoch bis in den Rücken.«
    »Vielleicht ist es was anderes.«
    Ich versuchte, eine andere Erklärung vorzubringen, aber mir fiel keine ein.
    Chloe schüttelte den Kopf und streckte die

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