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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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definitiv.«
    »Und?« Sie zuckte mit den Achseln.
    »Was, wenn er tot ist? Was, wenn wir die Letzten waren, die ihn lebend gesehen haben? Carl hat ihn verfolgt, nicht? Du kannst ihn nicht … «
    »Du hast doch gehört, was die gesagt haben«, fiel sie mir ins Wort. »Wahrscheinlich ist er dieser Bürgerwehr über den Weg gelaufen und hat Prügel kassiert. Bestimmt schämt er sich, nach Hause zu gehen.«
    »Chloe … «
    »Nicht. Mein. Problem.«
    War es möglich? Konnte es sein, dass Wilson wirklich auf der Flucht vor Carl direkt in diese Gruppe Männer gelaufen war und sich so in Schwierigkeiten gebracht hatte?
    Ich dachte an die Männer, die frierend und träge um das Wohnmobil herum auf dem Asda-Parkplatz gestanden hatten, um sich fotografieren zu lassen und ein bisschen vor den Journalisten zu schimpfen, bevor sie nach Hause gingen und sich ein Schulterklopfen von ihren Frauen und Freundinnen abholten. Ich wette, die hatten mehr Zeit damit verbracht, vor dem Plakat an der Seite des Wohnmobils zu posieren als mit der aktuellen Suche. Es war unwahrscheinlich, dass sie den Täter erwischen würden, im Gegensatz zu dem, was Terry sagte.
    Und wenn sie jemanden erwischten, was würden sie mit ihm anstellen? Ihn verprügeln, sicher, aber ihn umbringen? Das waren Erwachsene, von denen Terry redete. Eine Aktionsgemeinschaft, der Wilson in die Arme gelaufen war. Es war nicht möglich. Aber ich wusste, so oder so hatte er es niemals aus dem Wald geschafft. Und ich wusste, und dieses Wissen kroch in meine Eingeweide wie kaltes Wasser, dass es nicht die Gruppe von frierenden Männern an jenem Tag auf dem Asda-Parkplatz war, die verantwortlich gemacht werden würde – sondern ich, Chloe und Carl.
    »Wir sollten nicht die Schuld auf uns nehmen für etwas, was Carl getan hat«, sagte ich.
    Chloe drehte den Kopf und sah mich an. » Ich habe mich nicht mit ihm unterhalten. Du warst diejenige, die sich mit ihm angefreundet hat. Du warst diejenige, die mit ihm im Wald verschwunden ist.«
    »Wir haben seinen Ball gesucht.«
    Chloe schnaubte.
    »Es war nicht so.«
    »Er hat von Titten geredet, und von Knastködern. Natürlich war es so.«
    »Sei nicht albern. Wir müssen das melden. Wir haben ihn als Letzte gesehen. Carl hat ihm eine Scheißangst eingejagt. Schau mal, ich habe dieses Plakat.« Ich holte das harte Dreieck aus meiner Gesäßtasche und fing an, es auseinanderzufalten, aber Chloe schlug es mir aus der Hand.
    »Nimm das weg«, sagte sie plötzlich. »Das betrifft uns nicht.«
    »Wenn wir zur Polizei gehen«, sagte ich, »kommst du ins Fernsehen. Wenn du willst, können wir sagen, dass du als Letzte mit ihm gesprochen hast. Dann werden sie dich sicher interviewen. Wahrscheinlich wirst du in Terrys Sendung eingeladen.«
    Mir fiel ein, dass ich sie schon einmal damit geködert hatte, als ich versuchte, sie zu überreden, ihre Begegnung mit dem Maskenmann zu melden. Damals hatte sie nicht auf mich gehört, aber es war trotzdem einen Versuch wert. Jeder wusste, dass Chloe ganz scharf darauf war, ins Fernsehen zu kommen.
    »Nein«, sagte sie.
    Chloe fuhr fort, ihre zerfransten Haarspitzen zu untersuchen.
    »Carl hat ihm was angetan«, sagte ich. »Ich weiß, er ist dein Freund, und es ist nicht deine Schuld, dass er was Schlimmes getan hat – aber du darfst dich nicht von ihm da mit reinziehen lassen.«
    »Scheiß auf Carl«, sagte sie. Sie begann, an ihrem Armband zu spielen, drehte es wieder und wieder an ihrem Handgelenk, als würde sie bei sich selbst Brennnessel machen. Ein Glücksarmband. Ein glückliches Leben.
    »Du willst bloß nicht, dass Amanda und Nathan von ihm erfahren«, sagte ich und schnaubte. »Das ist so egoistisch.«
    »Leck mich«, entgegnete Chloe. Sie nahm sich eine weitere Praline mit weichem Kern heraus. Ihre Wimpern waren verklebt, und sie kaute rasch. »Ich hab dir gleich gesagt, dass der Kerl pervers ist«, fügte sie hinzu und begann, an ihrer aufgerissenen Fingernagelhaut zu knibbeln.
    »Ist er nicht«, widersprach ich.
    Chloe lachte und wandte den Blick ab von mir. »Das sind sie alle«, sagte sie und schüttelte den Kopf, als wären die Gedanken Spinnweben, die in ihren Haaren klebten.
    »Er hat eben gern mit Leuten gequatscht.«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. »Er sollte Leute in seinem Alter anquatschen«, erwiderte sie und rieb sich den Nacken. »Das ist schräg. Junge Mädchen anzuquatschen.«
    Mir lag etwas auf der Zunge – ein Gedanke oder ein Gefühl, das ich nicht schnell genug

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