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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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fassen konnte. Für Wilson waren Chloe und ich und Mädchen wie wir genau im richtigen Alter – so alt, wie er sich fühlte. Er hätte genauso wenig mit Frauen in seinem Alter etwas anfangen können wie wir mit den Freunden unserer Väter. Aber die Idee war diffus, also sagte ich nichts, und Chloe fasste das als Zustimmung auf.
    »Ich wette, er hat Carl und mich im Auto beobachtet«, sagte Chloe. »Wahrscheinlich hat er sich dabei hinter einer Hecke einen runtergeholt. Er hat dich in die Büsche mitgenommen und über deine Titten gesprochen.« Sie steckte den Daumen zwischen die Lippen und knabberte daran. Ich habe gesehen, dass sie sich mit den Zähnen kleine Hautfetzen vom Fleisch riss und das Blut ableckte, ohne mit der Wimper zu zucken. Es würde ihr im Traum nicht einfallen, an den Nägeln zu knabbern und den Nagellack zu versauen, aber sie kaute an der Haut, bis ihre Schulhefte mit blutigen Fingerabdrücken übersät waren.
    »Nein«, sagte ich, »nein. Ich finde, wir sollten es melden. Du willst nur verhindern, dass Carl Ärger bekommt. Es war nicht so. Er war nicht so.«
    Chloe drehte sich rasch auf die Seite und zog die Knie an. Ich hörte ihre Gelenke knacken.
    »Halt endlich die Klappe wegen Carl!«, sagte sie, zu laut. Die Frau in dem Bett gegenüber starrte zu ihr, legte den Finger vor den Mund und machte »Pst«. Chloe lächelte sie an, bis sie ihre volle Aufmerksamkeit hatte, und formte dann langsam mit dem Mund das F-Wort.
    »Mir ist schleierhaft, warum du ihn plötzlich so verteidigst«, sagte sie. »Was kümmert er dich überhaupt? Er hat nichts mit uns zu tun. Außer, da hat doch was stattgefunden im Wald … eh?« Sie kicherte und sprach mit leiser, gleichmäßiger Stimme weiter, sodass es unmöglich war, sie zu unterbrechen oder zu ignorieren. Wenn Chloe sich in etwas verbiss, ließ sie nicht locker.
    »Sehnst du dich so verzweifelt nach einem Freund? Ich weiß ja, dass du neidisch bist, aber ich wusste nicht, dass es so schlimm ist. Shanks gibt dir wohl nicht mehr so den Kick, was? Ich habe gesehen, dass du durch die Scheibe hereingespäht hast, um zu sehen, was Carl und ich machen. Hast du ihm gesagt, er soll mit dir in den Wald gehen und dich fingern? Hat es dir gefallen? Hast du einen Mongo an deine Kirsche gelassen, und jetzt hast du ein schlechtes Gewissen deswegen?«
    »Alles klar, Mädels?« Wir hörten Amanda, bevor wir sie sahen, während sie durch den Gang klapperte und den Krankenschwestern für die Weihnachtsdekoration in der Station Komplimente machte. »Sehr festlich!« Bevor sie sich wieder auf ihren Platz neben Chloe setzte, beugte sie sich über den Fernseher und schaltete das Programm um. Terry hatte das Studio in einem Crescendo der Titelmelodie verlassen und es Fiona überlassen, die Schulen aufzuzählen, die aufgrund des schlechten Wetters geschlossen waren. Niemand beschwerte sich.
    »Wo ist Dad?«, fragte Chloe.
    »Er musste ins Büro. Die brauchen ihn da für irgendwas.« Amandas Augen waren gerötet, und es war mir peinlich, sie anzusehen. »Er hat gesagt, er kommt morgen früh wieder, und schickt dir liebe Grüße.«
    Chloe sah mich vielsagend an und lachte.
    »Er hat gesagt, er gibt mir Geld für Zeitschriften.«
    »Hat er das? Oh, ich glaube nicht … «
    »Hast du mir eine Limo mitgebracht?«
    Chloe streckte die Hand aus, eine kleine weiße Pfote. Amanda legte eine Flasche Mineralwasser hinein.
    »Das muss reichen. Du weißt, der Arzt hat gesagt, du sollst auf süße Getränke verzichten und lieber bei Wasser bleiben, bis alles wieder klar ist.«
    Chloe holte tief Luft und war kurz davor loszulegen – ich sah es kommen. Und etwas kam über mich.
    »Oh«, sagte ich langsam, »eine Harnwegsinfektion.« Amanda nickte.
    »Nun, ich wette, da ist dir bestimmt ein Stein vom Herzen gefallen«, fuhr ich fort. »Du hattest richtig Schiss, nicht wahr?« Ich kehrte Chloe den Rücken zu. »Sie hatte Angst, ganz viele Schwierigkeiten zu kriegen.«
    Meine Hände, die immer noch in meinem Schoß lagen, zitterten. Aber zu spät, um jetzt einen Rückzieher zu machen. Amanda starrte mich an.
    »Was meinst du mit Schwierigkeiten? Warum sollte sie Schwierigkeiten bekommen, wenn sie doch krank ist?«, sagte Amanda.
    »Sie hat gedacht, Carl hätte ihr irgendwas angehängt«, antwortete ich strahlend. Mir fiel das Wort an der Toilettentür ein, und ich hörte Chloe mit den Zähnen knirschen.
    »Chlamydien. Eine ungewollte Schwangerschaft. Sowas eben. Aber eine Harnwegsinfektion, nun, das

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