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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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so ein komisches Gefühl in seiner Anwesenheit. Er zappelte die ganze Zeit herum. Ständig klopfte er oder trommelte oder faltete Fahrkarten oder zupfte an der Plastikverkleidung in seinem Wagen. Wenn solche Menschen eine Münze in die Hand bekommen oder einen Kartenstapel oder sogar Stift und Papier, fangen sie an, damit zaubern zu üben – selbst wenn sie plumpe Hände haben, wie Carl.
    Das alles ging mir durch den Kopf, als Carl sich herüberbeugte und meinen Hals an der Seite küsste. Ich erschrak so sehr, dass meine Arme hervorschossen, als würde ich fallen oder mich verteidigen. Das war mir peinlich. Er lachte leise, und ich spürte seine Zähne an meiner Haut. Ich zog die Schultern hoch und wich mit dem Kopf zurück, und die weißen Dreiecke in seinen Augen grinsten mich an, und dann tat er es wieder.
    Ich war nicht darauf vorbereitet, zu spüren, dass seine Zunge herauskam und gegen meine Zähne drückte, hoch zum Zahnfleisch, und herumfuhr, als wäre ich ein Raum, in den er einbrechen wollte – und mein Mund das Schloss. Währenddessen fing er an, seine Hände unter meine Jacke zu schieben. Er nestelte an meinem Pulloversaum, und ich spürte, wie rau seine Hände waren, als der Stoff plötzlich nachgab und seine Hände meinen Bauch berührten und nach oben glitten.
    Ich will das nicht , dachte ich und wurde in den Sitz hineingedrückt. Er küsste mich immer noch. Ich konnte seinen Speichel an meinem Hals riechen und spüren, wie er in meinem Gesicht trocknete. Ich dachte an die kleinen Blutergüsse an Chloes Hals und streckte ruckartig die Hand nach dem Türgriff aus.
    Als die Beifahrertür mit einem Knacken aufging, drückte der nach Fluss riechende Wind sie direkt wieder zu, aber das Geräusch genügte, um Carl zu veranlassen aufzuhören. Er nahm die Hände aus meinem Pulli und lehnte sich zurück.
    Ich hatte Angst, er könnte beleidigt sein oder verunsichert.
    »Ich … ich sollte … «, sagte ich und klang in meinen eigenen Ohren wie eine Zehnjährige.
    »Du hast wohl keinen Bock«, sagte er und lachte. Sein Mund glänzte. »Bist du mehr an Chloe interessiert?«
    Ich spürte, dass mein Gesicht ganz heiß war, und ich war froh, dass es dunkel war.
    »Ich gehe«, sagte ich, aber es klang nicht so empört, wie ich war. Carl versuchte nicht, mich aufzuhalten, und er startete nicht den Wagen und fuhr mir hinterher, als ich unter der Brücke davonlief und weiter durch den Park nach Hause.

17
    Am nächsten Tag ging ich nach der Schule zu Chloe. Nathan ließ mich ins Haus, und ich war froh, dass er an die Tür gegangen war und nicht ihre Mutter. Amanda hätte mir eine heiße Schokolade gemacht und mich über Carl ausgefragt. Sie hätte mir und Chloe Gesellschaft geleistet, unsere Zeitschriften gelesen und unsere Parfümproben geschnuppert und versucht, sich an unseren Gesprächen zu beteiligen. Nathan nickte nur und deutete mit dem Daumen auf den Wintergarten.
    »Hier entlang zum Heartbreak Hotel«, sagte er. »Sag ihr, sie soll den Ton ein bisschen leiser machen, ja?«
    Ich konnte das blecherne Geräusch von Top of the Pops hören, das auf dem tragbaren Farbfernseher lief, und ich ging darauf zu. Der Kaminsims im Wohnzimmer war mit Genesungskarten von den anderen Mädchen geschmückt, und bevor ich die Chance hatte, mich zu wundern, wer sie vorbeigebracht hatte, hörte ich Emmas Stimme.
    »Shanks wird dich eine Weile vom Sport befreien, wenn du zurückkommst. Du hast vielleicht ein Schwein«, sagte sie, und beide lachten, als ich hineinging.
    »Wer hat dich denn reingelassen?«, fragte Chloe giftig.
    Sie und Emma saßen auf der kleinen Korbcouch, die Füße in den gleichen pinkfarbenen Hausschuhsocken auf den Korbtisch hochgelegt. Chloe hatte ihre Weihnachtspralinenauswahl geöffnet, und der Boden um sie herum war übersät mit zerknüllten Mini-Crunchie-Papierchen.
    Ich lächelte und setzte mich auf den Lederhocker.
    »Du versperrst uns die Sicht auf den Fernseher.«
    »Sei nicht so«, sagte ich kleinlaut. »Ich wollte nur sehen, wie es dir geht. Die haben dich aus dem Krankenhaus entlassen?«
    »Sieht wohl so aus.«
    Emma blieb still. Um meinen guten Willen zu zeigen, suchte ich ihren Blick und schenkte ihr ein Lächeln, während ich mir wertlos und klein und kriecherisch vorkam. Der Plan, Chloe und Carl auseinanderzubringen, war also nach hinten losgegangen. Gut. Aber ich brauchte jetzt dringender Freunde als je zuvor, und wenn das bedeutete, dass ich lernen musste, Emma zu mögen, dann sollte es so

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