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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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Ich konnte Zigaretten riechen und etwas Scharfes in seinem Atem oder in seinen Klamotten. Sein Gesicht war so bleich, es sah fast blau aus im Dunkeln.
    Es ist nie richtig dunkel in einer Stadt. Die Straßenlampen und Schaufenster werfen ihr Licht hoch in die Luft wie mit hunderttausend Nadelstichen, die die Nacht grün und gelb einfärben.
    Die Ampel wurde grün, und wir fuhren weiter. Er verließ die Hauptstraße, bevor er das hätte tun sollen, und parkte nach wenigen Minuten unter dem Bogen der Brücke, die über den Ribble führt.
    »Ich fahre dich gleich nach Hause.«
    Er wartete, dass ich aufhörte zu weinen, und machte sich ein paar Minuten später eine Zigarette an, zündete an ihrer Glut eine zweite an, tippte mir auf die Schulter und gab sie mir.
    »Erzähl«, sagte er. »Langsam.«
    Ich schluckte den Rauch herunter, der in meiner Kehle brannte, und unterdrückte ein Husten, damit Carl mich nicht auslachte.
    »Ich habe was getan«, sagte ich. »Ich habe was Schreckliches getan. Ich muss zur Polizei gehen. Die werden mich einsperren.«
    Mir fiel es immer noch schwer, mich unter Kontrolle zu halten. Ich sog weiter an der Zigarette, und der Wagen füllte sich langsam mit Qualm. Carl rieb mit Daumen und Zeigefinger über seine Augenbrauen.
    »Herrgott noch mal, dann zeig halt deinen Wisch her«, sagte er.
    Ich wollte nach Hause. Selbst wenn das bedeutete, dass ich ein Taxi nehmen musste in der Hoffnung, dass Donald noch auf war, und nicht Barbara, um die Fahrt zu bezahlen, wenn ich zurückkam. Aber das hier war wichtig. Es ging um Wilson, nicht um mich. Ich würde das Richtige tun, selbst wenn Carl mich anbrüllte und sich wie ein Arsch aufführte – was nicht ungewöhnlich oder überraschend war, schließlich war er immer so zu mir, und sogar noch schlimmer zu Chloe.
    Carl streckte die Hand aus. Seine Fingerspitzen waren so breit wie seine Knöchel, und seine Nägel waren abgekaut. Ich gab ihm das Plakat und sagte nichts, ließ ihn in Ruhe einen Blick darauf werfen. Carls Lippen bewegten sich, als er den Text las, und nachdem er ihn durchhatte, klappte er das Blatt zusammen, als wäre es ein Stadtplan.
    »Ich habe schon davon gehört«, sagte er. Er legte seine Hände auf das Lenkrad, als würde der Wagen rollen und wir würden irgendwohin fahren, während er die Ellenbogen aus- und einfuhr. »Das kam im Fernsehen.«
    »Das ist der Typ, den wir an Weihnachten getroffen haben«, sagte ich. »Der, den du verfolgt hast.«
    Ich versuchte, nicht vorwurfsvoll zu klingen, aber es kam unweigerlich so heraus.
    »Nein, das ist er nicht«, sagte Carl. »Das ist bloß irgendein Mongo. Die sehen alle gleich aus.«
    »Doch, das ist er«, beharrte ich. »Er hat mir seinen Namen gesagt.«
    »Ich habe ganz vergessen, dass du dich mit ihm unterhalten hast«, erwiderte Carl. Er sagte lange Zeit nichts mehr.
    »Ja«, sagte ich. »Ich habe mich mit ihm unterhalten, und wir haben über den Weiher gequatscht und über das Eis – über die zugefrorene Oberfläche. Weißt du, dass von unserer Schule alle rauskommen, um übers Eis zu rutschen und so?«
    Carl gab keine Antwort. Ich ertappte mich dabei, dass ich an meinen Haaren knabberte, und ich streifte sie hinter das Ohr und spürte die nassen Spitzen an meiner Wange kleben.
    »Ich habe ihm gesagt, er soll aufs Eis gehen – nur so zum Spaß. Ich dachte, es gefällt ihm vielleicht. Und dann hast du ihn gejagt – und er hatte wahrscheinlich Schiss, weil du gesagt hast, du würdest ihn verprügeln, und er ist zum Weiher gerannt und … « – ich nahm einen Zug, und Carl bedeutete mir, die Kippe in eine leere Coladose zu werfen, die er zwischen den Oberschenkeln hielt – »… er ist drübergelaufen. Sein Ball ist da, mitten im Eis. Festgefroren. Ich habe ihn gesehen.«
    Eine Zeit lang sagte Carl nichts. Ich fragte mich, was er dachte. Vielleicht überlegte er sich einen Plan.
    »Was hast du überhaupt im Wald zu suchen? Um diese Uhrzeit?«
    Ich zuckte mit den Achseln, und Carl schien es zu akzeptieren.
    »Ich denke, wir sollten das alles erklären«, sagte ich. »Ich denke, wir sollten die Nummer anrufen, die auf dem Plakat steht.«
    »Wir? Nee«, erwiderte er und lachte. Er näherte sein Gesicht meinem, und ich konnte die Feuchtigkeit seiner Augäpfel sehen und den Glanz der Goldkette um seinen Hals. Ich folgte ihr mit den Augen abwärts, wo sie unter seinem T-Shirt verschwand. Chloe hat mir erzählt, dass er sie nie abnahm, nicht einmal im Bad. Als würde sie das wissen.
    »Aber

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