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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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Hälfte Chloe. Sie redete und kaute gleichzeitig.
    »Du kannst von mir Kippen haben«, sagte Emma. »Ich werde meinem Bruder eine Schachtel klauen. Er war letzten Monat auf Ibiza, und er hat ein paar Stangen aus dem Duty-free-Shop unter dem Bett. Er wird es gar nicht merken.«
    Chloes Gesicht erhellte sich.
    »Und entspann dich wegen Carl. Du musst ihn nicht anrufen. Er wird sich bald bei dir melden. Trag einfach immer dein Handy bei dir. Stell es auf Vibrationsalarm, und steck es dir in die Unterhose oder so.« Chloe lachte, und ich konnte sehen, dass es funktionierte – dass Emma meinen Job erledigte und Chloe dazu brachte, vernünftig zu werden. Das war nicht fair.
    »Er weiß nicht, dass deine Eltern Bescheid wissen – er weiß nicht mal, dass du im Krankenhaus warst. Gib ihm ein paar Tage Zeit. Er wird sich melden, und dann kannst du ihn aufklären, und er wird dir Geld geben. Ich kann es bei ihm abholen, oder du schickst Lola, wenn du willst.«
    Chloe seufzte. »Das sollte er besser tun«, stieß sie gereizt hervor und kickte mit dem Fuß gegen die Pralinenschachtel. Sie kippte herunter und landete auf dem Boden. »Heb das auf.«
    Ich wusste, das war an mich gerichtet und nicht an Emma, also hob ich die Schachtel auf und schob sie zurück auf den Tisch zwischen ihre Füße, während ich mir überlegte, was ich sagen sollte. Selbst ich konnte mir denken, dass es eine schlechte Idee wäre, ihr zu erzählen, dass ich gestern Abend Carl getroffen hatte.
    »Wenigstens bist du nicht schwanger«, sagte ich. »Carl wird darüber froh sein, nicht?«
    Chloe schüttelte den Kopf und sah mich mit geschürzten Lippen an. »Verfluchte Scheiße«, sagte sie in gedämpftem Ton. »Kannst du nichts für dich behalten? Wenn man dir was anvertraut, läuft es garantiert hinterher in den Nachrichten.«
    Ich warf einen Blick zu Emma, die die Stirn runzelte.
    »Vergiss es«, sagte Chloe. »Hau einfach ab, ja? Ich habe dich nicht gebeten herzukommen. Ich soll mich ausruhen. Wir sehen uns, wenn ich wieder in die Schule komme.«
    Ich stand auf und drehte mich um, bevor ich langsam zurück durch den Durchgang in das Wohnzimmer und hinaus zur Eingangstür ging – so langsam wie möglich, um Chloe die Chance zu geben, ihre Meinung zu ändern und mir lachend hinterherzurufen, das sei nur ein Witz gewesen. Ich war nicht einmal dazu gekommen, meine Jacke auszuziehen. Sie hätte mich zurückrufen können, und ich hätte zusammen mit ihr und Emma gelacht und so getan, als fände ich es lustig. Das einzige Geräusch, das ich hören konnte, als ich hinaus auf die Straße trat und die Tür mit einem Klicken hinter mir zuzog, war das leise Murmeln ihrer Stimmen, die sich über etwas unterhielten, was ich nicht hören durfte.

18
    Donald und ich schauten Video. Auf dem Couchtisch lagen Streichholzstapel und Karten von einem unterbrochenen Crazy-Eight-Spiel. Barbara war nicht dabei – sie war draußen und werkelte mit Jacke und Kopftuch im Garten, oder sie war oben und machte die Bettwäsche mit Schlägen gefügig. Ich war nicht mit dem Herzen beim Spiel an diesem Abend.
    Donald und ich hatten eine Routine, nachmittags nach der Schule. Wir ließen seine Blockbusters -Videos laufen und spielten Karten. Tranken Erkältungstee während der Nachrichten und warteten darauf, dass das Essen fertig war. Ich war heute spät dran, weil ich den Abstecher zu Chloe gemacht hatte und danach zuerst mein Gesicht mit kaltem Wasser waschen musste, damit er nicht sah, dass ich auf dem Nachhauseweg geheult hatte. Selbst Crazy Eights, ein Kartenspiel, das ich normalerweise liebte und in dem ich Donald regelmäßig schlug, fesselte meine Aufmerksamkeit nicht lange.
    »Schalt das Video aus, Lola. Die Nachrichten fangen gleich an.«
    »Dad? Warum schauen wir nicht einfach weiter?«
    »Lola, komm schon.« Er stocherte auf der Fernbedienung herum, bevor er aufgab und sie mir in den Schoß warf. »Du weißt genau, dass ich damit nicht umgehen kann.«
    Ich wollte die Nachrichten nicht sehen – weil ich ahnte, dass sie was über Wilson bringen würden. Aber Donald wollte nichts davon wissen. Die Nachrichten waren für ihn Routine – wenn sie zu Ende waren, wusste er, dass es für uns Zeit war, zum Abendessen in die Küche hinüberzuwandern. Er legte Wert darauf, die Namen aller Kabinettsmitglieder zu kennen, und testete sein Gedächtnis, indem er Listen von den Ländern machte, die sich im Krieg befanden. Er stellte Barbara und mir oft Fragen zu aktuellen Ereignissen und

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