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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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das ist wichtig«, sagte ich, und ich hörte mich selber im schummrigen Hohlraum des Wagens jammern, über das Rauschen des Gebläses hinweg, obwohl ich, als ich mir die Worte im Geist zurechtgelegt hatte, wollte, dass sie cool und vernünftig klangen.
    »Oh, das weiß ich«, erwiderte Carl, aber statt von mir zurückzuweichen, kam er sogar noch näher, bis sein Arm gegen meinen drückte. Er hielt sich an dem Rand meines Sitzes fest. Im Wagen wurde es heißer, und die warme Luft schlug mir ins Gesicht und wirbelte meine Ponyfransen durcheinander, und am liebsten hätte ich mir die Augen gerieben, die sich klebrig anfühlten, aber ich hielt die Hände still.
    »Du hast was Dämliches getan«, sagte er, und ich nickte. »Aber es ist ja nicht so, als hättest du es absichtlich getan. Du hast ihn ja schließlich nicht mit deinen eigenen Händen aufs Eis geschubst, oder? Du hast ihn überhaupt nicht angefasst.«
    Ich fing wieder von dem Fußball an und was er bedeutete, aber Carl streifte mit seinen nach Kippen und Curry riechenden Fingern über meine Lippen, und ich verstummte.
    »Ich weiß, du bist nicht wie Chloe«, sagte er und berührte meine Hand. »Sie ist manchmal ein bisschen … theatralisch. Das liegt am Alter. Wobei … du bist viel vernünftiger.«
    »Vernünftiger. Toll. Danke.«
    »So meinte ich das nicht. Ich meine … « Er machte eine kurze Pause. »Du überlegst erst gründlich, bevor du dich in etwas hineinstürzt. Du passt auf, dass du dir nichts einbrockst, aus dem du dich nicht wieder herausreden kannst.« Er lächelte mich an.
    »Wir müssen es ihnen sagen«, beharrte ich. »Wenn sie es von jemand anderem erfahren, wird es so aussehen, als hätten wir was zu verbergen.«
    »Keiner hat uns mit ihm gesehen. Wer soll also was sagen?«, entgegnete Carl. »Meiner Meinung nach wäre es sinnlos, uns unnötig einzumischen.«
    »Aber … «
    »Es war wie ausgestorben. Alle hockten zu Hause in der warmen Stube und haben ihr Weihnachtsessen verdaut.«
    »Und was ist mit den Typen vor dem Asda? Die Bürgerwehr?«
    Carl seufzte mit übertriebener Geduld. »Also schön, und wenn uns jemand gesehen hat und zur Polizei geht und denen eine Beschreibung von uns gibt? Das ist ein Rohrkrepierer. Du warst bei Chloe. Chloe war bei dir. Ich war ganz woanders. Ausgeklügelt, nicht?«
    Ich nickte langsam.
    »Aber ich kann es nicht beweisen«, sagte Carl leichthin. »Und wenn ich genauer darüber nachdenke – Chloe auch nicht. Und du auch nicht, wenn wir hier schon Haarspaltereien betreiben.« Er lächelte mich an. »Aber selbst das dürfte kein Problem sein. Hör zu, nehmen wir an, die Polizei kommt heute Abend zu euch. Nehmen wir an, du biegst um die Ecke, und da steht der Streifenwagen, vor dem Haus. Du gehst hinein, und zwei Bullen sitzen bei deiner Mutter auf der Couch, und sie waren so schnell da, dass sie keine Zeit hatte, deinen Vater aus dem Weg zu schaffen.«
    Er machte eine Pause, damit ich es mir bildlich vorstellen konnte, und das tat ich.
    »Du gehst also hinein, und sie fragen dich, was du an dem und dem Tag gemacht hast. Wo warst du überall? Mit wem warst du zusammen? Mit wem hast du gesprochen? Normalerweise könntest du dich wahrscheinlich aus der Affäre ziehen, indem du behauptest, du kannst dich nicht erinnern. Aber es geht hier um den zweiten Weihnachtstag, zu dem sie dir Fragen stellen. Jeder weiß, was er an Weihnachten gemacht hat. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja, aber … «
    Er unterbrach mich. »Du kannst deine Mutter darauf einschwören, dass sie bezeugt, dass du den ganzen Tag und den ganzen Abend zu Hause warst. Sie muss direkt damit rausrücken, ohne dich anzusehen. Sie werden bohren. Sie muss darauf vorbereitet sein, die Fernsehsendungen aufzuzählen, die du dir angesehen hast, ihnen zu erzählen, was du zum Abendessen hattest, um wie viel Uhr du ins Bett bist, ob du nachts aufgestanden bist, um zu pinkeln. Denkst du, deine Mutter würde das für dich tun?« Er wartete nicht auf eine Antwort von mir. »Meine würde das tun«, fügte er hinzu. »Darum mache ich mir keine Sorgen.«
    Die Vorstellung, dass Barbara überhaupt jemanden anlog (die Wahrheit tut weh, nicht wahr?), ganz zu schweigen von der Polizei, schien mir völlig absurd. Barbara brachte den Politessen, die die Anwohner-Parkausweise auf unserer Straße kontrollierten, Tee. Sie war nicht wie Carls Mutter. Sie war anständig. Was würde Amanda sagen? Chloe schaffte es immer, ihren Willen durchzusetzen. Sie würde sich etwas

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