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Ich lebe lieber hier und jetzt

Ich lebe lieber hier und jetzt

Titel: Ich lebe lieber hier und jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Vater.
    Dan riss den Umschlag auf. Er
sah in ihre erwartungsvollen Gesichter. »Drin«, verkündete er gleichmütig.
    »Whooo-hoo!«, jodelte Rufus und trommelte
sich auf die Brust wie ein stolzer Gorilla. »Mein Prachtjunge!«
    Jenny schnappte sich den
dritten Umschlag. »Darf ich den aufmachen?«
    Dan verdrehte die Augen. Blieb
ihm denn eine Wahl? »Klar.«
    »Colby College«, las Jenny laut
vor. »Wo soll das denn sein?«
    »In Maine, du ungebildetes
Ding!«, antwortete ihr
    Vater. »Würdest du ihn
freundlicherweise auch mal aufmachen?«
    Jenny schob kichernd den
Zeigefinger unter die Lasche. Das machte richtig Spaß. Sie fühlte sich wie bei
der Oscarverleihung. »And the winner is... Dan! Du bist drin!«
    Dan zuckte mit den Schultern.
»Cool.« Er war noch nicht einmal in Maine gewesen, um sich das College
anzuschauen. Sein Englischlehrer hatte nur geschwärmt, das Colby sei an der
gesamten Ostküste für seine ausgezeichneten Autorenseminare bekannt.
    Jenny griff nach dem nächsten
Umschlag und riss ihn auf, ohne überhaupt um Erlaubnis zu fragen. »Columbia
University. Oops. Die haben dich abgelehnt.«
    »Bastarde!«, grummelte Rufus.
    Dan zuckte wieder mit den
Achseln. Die Columbia hatte einen tollen Kurs für kreatives Schreiben, und die
Uni lag ganz in der Nähe, sodass er noch nicht mal von zu Hause hätte wegziehen
müssen. Aber in Anbetracht der klaustrophobischen Atmosphäre, die er gerade erlebte,
erschienen ihm weitere vier Jahre in dieser Wohnung nicht sehr verlockend.
    Der letzte Brief kam vom
Evergreen College im Bundesstaat Washington an der Westküste, was so
romantisch weit von New York entfernt lag, dass es Dan fast schon wieder
reizte. Er schob seinem Vater den Umschlag hin und griff nach seinem
Kaffeebecher. »Mach du ihn auf, Dad.«
    »Das Evergeen!«, bellte sein
Vater. »Willst du uns etwa verlassen und an die Pazifikküste ziehen? Machst du
dir überhaupt einen Begriff davon, wie oft es dort regnet?«
    »Da-ad!«, nölte Jenny.
    »Schon gut, schon gut.« Rufus
machte den Umschlag so ungeduldig auf, dass er gleichzeitig den Brief zerriss.
Er blickte mit zusammengekniffenen Augen auf das geschändete Papier. »Drin!« Er
nahm sich einen zweiten Donut, zwängte ihn sich zwischen die Kiefer und schob
Dan die Schachtel rüber. »Vier von fünf- gar nicht übel!«
    Jenny applaudierte. »Ich finde,
wir sollten zur Feier des Tages essen gehen«, quietschte sie. »Auf der Orchard
Street hat ein neues Restaurant aufgemacht, das echt voll cool sein soll. Da
gehen auch die ganzen Models hin.«
    Rufus schnitt eine Grimasse.
»Bevor du nach Hause gekommen bist«, erzählte er Dan, »hat deine Schwester mir
angekündigt, dass sie jetzt Supermodel werden will. Spätestens Ende des Monats
werde ich in unserem Privatjet herumfliegen und mit den Kröten, die sie
verdient, Rennpferde und Jachten kaufen.« Er deutete mit schokoschmierigem
Finger auf Jenny. »Du übernimmst dann ja sicher auch die Studiengebühren für
Dan, stimmt's?«
    Jenny verdrehte die Augen.
»Da-ad!«
    Rufus schien sie zum ersten Mal
genauer zu betrachten. »Wo hast du überhaupt diesen Fetzen her?« Seine Stirn
färbte sich rot, und es bildeten sich feine Schweißperlen darauf, wie immer,
wenn er sich aufregte. »Wenn du nicht aufhörst, meine Kreditkarte zu
missbrauchen, schicke ich dich ins Internat. Verstanden?«
    Jenny verdrehte wieder die
Augen. »Da musst du mich gar nicht hinschicken. Ich gehe freiwillig.«
    Dan räusperte sich und stand
auf. »Das reicht, Kinder. Nachher geh ich noch auf eine Party, aber vorher
dürft ihr mich in mein Lieblingsrestaurant einladen. Den Chinesen auf der
Columbus Avenue.«
    Jenny verzog das Gesicht. »Voll
langweilig!«
    »Wie du willst.« Rufus
zwinkerte Dan zu. »Übrigens plädiere ich für die NYU. Dann kannst du zu Hause
wohnen bleiben. Ich helfe dir beim Studium und im Gegenzug machst du mich mit
deinen schlauen Englischdozentinnen bekannt.«
    Dan fragte sich seufzend, seit
wann er in einer dämlichen Disney-Schmonzette über einsame, notgeile allein
erziehende Väter mitspielte. Er nahm sich einen Donut aus der Schachtel,
sammelte die Briefe ein und schlurfte in sein Zimmer. Auf dem ungemachten Bett
lag ein noch unberührtes schwarzes Notizbuch und wartete darauf, mit düsteren,
gequälten Versen gefüllt zu werden. Aber Dan war zu glücklich zum Dichten. Er
war an vier der fünf Unis, an denen er sich beworben hatte, angenommen worden!
Wahnsinn! Er freute sich schon darauf, das

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