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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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Einheimischen wissen es, und die Suche danach macht den halben Reiz dieses Ortes aus. Sobald wir an einer Höhle vorbeikommen, in der wahlweise eine Hexe oder ein japanischer Hippie gelebt hat, sind wir richtig.«
    »Okay«, sagte Liane und ging hinter ihm, um für den Notfall aufgefangen zu werden. Ob Marius diesen sagenhaften Platz überhaupt finden würde?
    Gut, dass sie keine Flipflops trug, das wäre tödlich gewesen. Ihre Sneakers hatten einen guten Grip, und trotzdem kam sie ein paarmal fast ins Straucheln. Dafür klopfte Oliver auf seinen kleinen Rucksack, den er sich locker über die Schulter geworfen hatte, und versprach eine Belohnung, wenn sie unten ankamen. An den Rückweg mochte Liane gar nicht denken. Dafür hörte sie plötzlich sphärische Musik.
    Liane griff Oliver an die Schulter. »Hörst du das?«
    »Gespenster aus dem Meer«, sagte er nach hinten, und sie hörte sein Lachen in der Stimme. »Wahrscheinlich die Geister derjenigen, die hier im 16. Jahrhundert die Steine für Ibizas Befestigungsmauer herausschlagen mussten.«
    »Du kennst dich gut aus …«
    »Ich bin ja auch schon lang genug hier. Aber ehrlich, wenn da unten wirklich was los ist, ist das auch für einen Halbeinheimischen wie mich ein Glücksfall.«
    Sie stiegen weiter hinab, bis Oliver unvermittelt stehen blieb. Liane spähte an ihm vorbei. Die Steinquader unter ihr sahen wirklich wie die verlassenen Gebäude einer uralten Stadt aus. Gespenstisch schön, Oliver hatte recht. Und es schien tatsächlich, als wären die Steinbruchsklaven von einst wieder auferstanden. Wallende weiße Gewänder, Gestalten, die einen großen Kreis bildeten und sich in einem geheimnisvollen Rhythmus bewegten, aus dem Kreis ausbrachen, aber immer wieder zusammenfanden. Um diesen Zirkel herum standen weiß gekleidete Menschen, die die Hüften wiegten und rhythmisch klatschten.
    »Darf ich vorstellen, die Tanzformation Weißer Hippie.« Oliver deutete mit einer kleinen Verbeugung nach unten.
    »Phantastisch!« Liane fasste ihm von hinten in den schweißnassen Nacken. »Dürfen wir mittanzen?«
    »Untersteh dich!« Er nahm ihre Hand von seinem Nacken. »Ich kann nicht tanzen!«
    »Das gibt’s doch gar nicht!«
    »Na ja, zumindest nicht so einen Tanz. Ich kenne die Regeln einfach nicht.«
    »Dann lernen wir sie halt kennen … los jetzt!« Liane gab ihm einen kleinen Schubs und kam selbst ins Rutschen. »Sind die da etwa in ihren Jesuslatschen runtermarschiert?«
    »Die schweben. Sind doch in höheren Sphären!«
    Da sie selbst weiß angezogen waren, fielen sie offensichtlich nicht weiter auf. Oder es war eine offene Gruppe, die gern Neulinge aufnahm. Liane hielt sich mit Oliver etwas am Rand des Geschehens und beobachtete mit einer Mischung aus Faszination und Ungläubigkeit das Treiben um sie herum, bis Oliver auf einen Steinblock zeigte, der etwas abseits stand und die Form eines Opfertischs hatte.
    »Komm«, sagte er und griff nach ihrer Hand.
    Liane wollte erst nicht weg, so etwas hatte sie noch nie gesehen, nicht einmal im Film. Frauen und Männer, die irgendwie beseelt schienen von etwas, das sich ihr nicht erschloss, aber Oliver klopfte vielsagend auf seinen Rucksack.
    »Das, die Stimmung, das Meer, die Menschen, das Leben muss man mit einem Schluck Rotwein feiern.«
    Liane war es mehr nach einem Schluck Wasser, und glücklicherweise packte Oliver sowohl das eine als auch das andere aus. Sogar zwei Gläser und einen Becher mit Oliven und Nüssen hatte er die Klippen hinuntergetragen.
    »Du bist ja phantastisch!«, sagte Liane begeistert.
    Er zuckte lächelnd mit den Schultern. »Ein Strand ohne Getränk ist wie Liebe ohne … na ja, lassen wir das.«
    »Ohne Sex?«
    »Wenn du es sagst …«
    Dabei fiel ihr wieder Marius ein, und sie sah auf die Uhr. Nach sieben. Würden die beiden noch kommen?
    Oliver reichte Liane die Wasserflasche und schenkte Wein in die beiden Wassergläser ein. Liane nahm ein paar durstige Züge. Dann sah sie, dass eine Flasche Wein hier offensichtlich Gemeingut war. Wie aus dem Nichts tauchte der Geisterzug neben ihnen auf und schwebte vorbei, nicht ohne die Flasche mitzunehmen.
    »Okay!« Oliver hob die beiden Gläser. »Wenigstens die haben wir gerettet – und ein Opfer stimmt die Götter vielleicht gnädig.«
    Sie stießen an, und Liane fühlte sich wie in einem surrealistischen Film. Um sie herum Traumgestalten, das dunkle Meer und der Felsen, dem immerzu gehuldigt wurde. Dazu der betörende Duft von Blütenblättern und

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