Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
meiner Frage, mit meinen Gefühlen zu tun?«, fragte Oliver.
»Nichts.« Liane suchte seinen Blick. »Es war eine phantastische Begegnung, und es sind wunderschöne Stunden hier. Aber irgendetwas in mir ist total unruhig. Das hat nicht nur mit den Fotos zu tun, da gibt es auch noch einen Engländer, von dem ich seit einiger Zeit nichts gehört habe. Ich weiß nicht, ob ihm etwas passiert ist. Ich weiß nicht, wie die Fotos zur Zeitung kamen. Ich weiß überhaupt nichts, und all das bewirkt, dass ich schnellstmöglich nach Hause will.«
Bisher hatte er sich auf seinem Ellenbogen aufgestützt, jetzt ließ er sich nach hinten auf das Kissen sinken. »Ich habe es befürchtet«, sagte er leise. »Wenn mir die Frau begegnet, in die ich mich nach Jahren wieder einmal richtig verlieben könnte, dann will sie nichts von mir.«
»Tut mir leid!«
Sie schliefen nebeneinander im Bett, Oliver auf dem Rücken, und Liane hatte sich im Schlaf in seinen Arm gekuschelt. Als sie am frühen Morgen erwachte, spähte Liane vorsichtig in sein schlafendes Gesicht. Konnte sie aufstehen, ohne ihn zu wecken? Wie spät war es überhaupt? Durch die Vorhänge fiel helles Licht, aber es wurde ja früh hell, es konnte sieben Uhr oder neun Uhr sein. Neun Uhr, der Schreck fuhr ihr in die Glieder. Sie brauchte eine Flugverbindung nach Hause. Neun Uhr wäre viel zu spät. Jetzt konnte sie leider keine Rücksicht mehr nehmen, auch nicht auf Olivers Morgenerektion, die sich deutlich abzeichnete. Sie schälte sich vorsichtig aus der Decke heraus, warf einen Blick auf ihr Handy und ging ins Bad. Acht Uhr zwanzig, das ging gerade noch, um die Dinge in die Wege zu leiten. Sie duschte, schminkte sich rasch und schlang sich auf dem Weg ins Schlafzimmer ein Badetuch um. Das Bett war verlassen, und sie blieb kurz irritiert stehen. Hatte sie ihn doch geweckt? Wo war er hin?
Aus ihrem geöffneten Koffer suchte sie sich Unterwäsche, Poloshirt und Jeans heraus und ging ins Badezimmer zurück. Sie zog sich schnell an, und als sie heraustrat, öffnete Oliver gerade die Bungalowtür und balancierte auf einem kleinen Tablett einen Espresso und einen Cappuccino herein.
»Es ist wirklich schade, dass du gehst«, sagte er, stellte das Tablett ab und zog sie an sich.
Liane legte ihre Hände um seinen Hals. »Es ist wirklich schade, dich hier zurückzulassen«, sagte sie und küsste ihn auf den Mund. »Du wärst einen Versuch wert.«
»Einen Versuch?« Er hielt sie von sich weg, um ihr in die Augen schauen zu können. »Ein Versuch? Ich bin dir doch tatsächlich einen Versuch wert?«
Sie musste lachen. »Entschuldige. Unglücklich ausgedrückt, ich gebe es zu. Aber …«, sie stockte, »ich kann meine derzeitige Gemütsverfassung nicht erklären. Ich stehe total neben mir. Ich brauch jetzt erst mal einen Rückflug. Dann muss ich mit dem Chaos in meiner Wohnung kämpfen … ich bin in Gedanken schon drei Stunden weiter, verzeih.«
»Trink erst einmal einen Kaffee. Und zwar draußen in der Sonne auf deiner Terrasse. Das Mädel an der Rezeption kümmert sich schon um den nächsten Flug nach Zürich. Sie wird sich melden, sobald sie einen Platz gefunden hat.«
»Und das hast du …«
»Ja, während du dich hübsch gemacht hast, habe ich aufs Hübschsein verzichtet und einfach ein bisschen für dich organisiert.«
Liane küsste ihn noch einmal, diesmal heftiger. Seine Bartstoppeln und die Fünf-Finger-Frisur standen ihm gut, er hatte etwas Freches, Verwegenes an sich. »Du machst dich gut, wenn du wie ein Easy Rider daherkommst«, bemerkte sie.
»Du solltest mich erst mal im Smoking sehen.« Er nahm das Tablett und ging ihr voraus.
Der Cappuccino war noch heiß und tat gut. Liane lehnte sich in dem Korbstuhl zurück. »Woher wusstest du, dass ich von Zürich geflogen bin?«
»Du kommst aus Konstanz. Friedrichshafen und Stuttgart wären die Alternative gewesen, aber mir war, als hättest du Zürich gesagt.«
Liane nickte. »Ja, das sind nur achtzig Kilometer Autobahn. Ich fliege meistens von Zürich.«
»Verrätst du mir deine Adresse? Ich meine, selbst wenn bei dir zu Hause so ein Chaos herrscht, wie du eben gesagt hast?«
»Das soll ich gesagt haben?«
»Macht nichts. Meine Exfrau war auch ein ziemlicher Chaot, und trotzdem habe ich sie geliebt. Ich denke, ich kann mit Chaos umgehen.«
»Wo ich bin, ist Chaos, aber ich kann nicht überall sein«, sagte Liane gedankenverloren.
»Bitte?«
»Das ist ein Satz von Lia Wöhr, sie ist schon lange tot, aber dieser
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