Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
undicht werden? »Tja, da können wir doch nichts dafür. Naturgewalten. Da zahlt nicht einmal eine Versicherung. Also dann: Bis nächste Woche.« – Allein wäre man natürlich losgewetzt, aber dass der sonst so wetterfeste Kumpel jetzt kneift, das gibt einem den Rest. Dann mal ab aufs Sofa und Wunden lecken, bis die Sonne wieder scheint.
Ganz prima Schuld-Abladeplätze sind auch Büros: Kurz vor Feierabend, an dem eigentlich die Visite im Fitti auf dem Plan steht, hat der Chef noch was ganz Wichtiges; ein Blick in die E-Mails macht zwar deutlich, dass der Outlook-Stau mit Morgen-fünf-Minuten-früher-Kommen abzuarbeiten wäre, aber wo der Nährboden fürs Absagen schon gesät ist, genügen ein paar Tropfen, um die Pflanze namens »Dann eben doch nicht« sprießen zu lassen. Arbeit ist immer wichtiger. »Welcher erfolgreiche Manager hat schon Zeit für Sport?« – Diese Absage hat sogar einen Schmeichelfaktor fürs Ego.
Wir sind von Saboteuren umringt. Also doch besser die Flucht nach vorn antreten? Abschied von allem nehmen, was uns lieb ist, um endlich weiterzukommen? Familie, Freunde, Job – alles Rücksichtnehmen
auf alte Seilschaften streichen? Raus aus den gewohnten Bahnen, rein in ein frischeres Leben? Weit weg von all denen, die schuld sind an unserem unbefriedigenden Zustand? – Das wäre zwar eine Lösung, würfe aber die Frage nach dem »Wohin« auf: »Wo gibt es noch menschenleere Inseln? Wie komme ich dahin?« Und vor allem: »Was mache ich da den ganzen Tag?« – Na klar, endlich die ersehnte Kohlsuppendiät …
… aber für wen, wenn hinterher keiner guckt, weil keiner da ist?
Wir brauchen sie doch, die lieben Mitmenschen – und zwar nicht nur zum Schuldabwälzen. Auch wenn’s noch so viel Spaß macht, menschlich ist und das Gewissen erleichtert – irgendwie wissen wir, dass es am Ende zu nichts führt. Und das macht schon wieder unzufrieden.
Nur der Schweinehund grunzt erst einmal glücklich vor sich hin: »Perfekt! Es bleibt alles beim Alten, ich habe mich durchgesetzt!« Aber dann spürt er, dass Herrchen und Frauchen ein bisschen zerknirscht wirken: »Sehen die das mit dem Abwälzen der Verantwortung auf andere nicht etwas einseitig? Vielleicht sollte ich doch was tun, damit sie sich wohler fühlen? Erst mal nur was Winziges. Denn so, wie die im Moment drauf sind, nehmen sie alles dankbar an.« Ein kleiner Schritt Richtung größere Veränderung wäre getan.
Und wie könnte ein kleiner Schritt aussehen, wenn die Brachiallösung schon hundertmal gescheitert ist? Krabbeln Sie einfach mal kurz raus aus der legendären Komfortzone. Keine Angst, das ist jetzt keine Drohung wie im Managementseminar (»Wer den Hintern nicht hoch kriegt, fliegt!«), sondern nur ein kleiner Plan für Veränderungen. Hier geht es nicht darum, Mauern einzureißen, sondern nur um kleine Löcher zum Durchschlüpfen und darum, sich anschließend stolz auf die Schulter zu klopfen.
Machen Sie Schluss mit den Schuldzuweisungen und fangen Sie an mit dem Selbermachen:
1. Heute habe ich zuckerfrei –
klingt fast so toll wie schulfrei. Ob im Kaffee, im Müsli, in der Schokolade, im Kuchen, im Himbeerjoghurt oder in der Cola – der weiße Gesundheitskiller hat Kühlschrank und Speisekammer längst unterwandert. Ein Tag ohne schärft das Bewusstsein und die Figur.
2. Ich bin ein Auto –
jedenfalls bei den Nahzielen. Was die umweltverpestende Kiste kann, das schaffe ich auch ohne Abgase. Ich nehme beinmuckifreundlich das Fahrrad und verbrauche Kalorien statt CO2.
3. Mit Gurkentruppe vor die Glotze
Fernsehgucken und Salziges in den Mund schieben – das gehört einfach zusammen? Dann bleiben die Paprika-Chips mal im Schrank und saure Gurken kommen vor die Kiste. Die befriedigen die Lust auf Herzhaftes, hemmen aber den »Immer mehr«-Trieb.
4. Erfolgsprovision: Zahlen statt zugreifen
Mit der Anti-Lust-Kauf-Strategie landet erst weniger im Einkaufswagen und dann im Magen. Wandern Sie im Supermarkt von einem Regal zum nächsten und notieren Sie die Preise von allem Ungesund-Kram, den Sie gerne kaufen würden, aber heute liegen lassen. Die Summe, die dabei herauskommt, ist Ihre Erfolgsprovision fürs Tapferbleiben.
5. Der Salat danach
Es ist wieder einmal um Sie geschehen. Sie haben zugegriffen, als würden Sie morgen eine Diät beginnen, und jetzt tut alles weh. Ihr Bauch plagt Sie genauso wie Ihre Gewissensbisse. Statt gegen den Frust anzuessen, heißt es nun: Schnippeln statt Schluchzen. Die nächste
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