Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
steinalt zu werden, kamen nur die Sportkanonen, Trendsetter, Mitläufer und Schleimer. Auch diese evolutionsbedingten Strategien haben sich bis heute gehalten, obwohl sie nicht nur von der Mafia praktiziert werden.
Zurück ins Hier und Jetzt: Auch wir Gegenwartsmenschen wollen von den anderen gemocht werden – selbst wenn die Überlebenschancen heutzutage auch bei Nichterreichen dieses Ziels immer noch ausgesprochen gut sind. Aber mit Lob geht’s halt besser: Es macht Beine, erfolgreich und glücklich. Der klitzekleine Haken: Heute zahlt sich stärker als in der Urzeit aus, dass wir Lob nicht nur kassieren, sondern gelegentlich auch verteilen. Dass die Welt sich nicht nur ausschließlich um sie selbst dreht, vergessen einige Vertreter des starken Geschlechts dann doch hin und wieder gern. Sie träumen sich halt immer noch mit Vorliebe in der Superman-Rolle die Welt schön. Da ist es gut, wenn ihre Frauen den einen oder anderen He-Man-Hype mit Humor nehmen können. Gerade kürzlich wurde ich zufällig Zeuge eines Gesprächs zwischen Isi und Sabine:
»Kennst du das auch?«, so Isi: »Ich rackere mich den ganzen Tag ab. Und wenn Torben einmal seine Tasse selbstständig in den Geschirrspüler räumt, erwartet er gleich, dass ich Lobgesänge anstimme.«
»Klar kenn ich das«, erwiderte Sabine lachend: »Für jeden halbwegs gerade eingeschlagenen Nagel will Andreas gleich die Nationalhymne hören.«
»Mit Kotau!« – Isi kriegte sich kaum noch ein. »Mein Held, du hast nach nur dreimaliger Aufforderung den Müll runtergebracht. – Wie wunderbar du doch bist.«
»Und die Krönung? – Wenn ich mal >Ich hatte einen harten Tag< sage, bekomme ich als Antwort >Ich auch, mein Schatz, ich bin fix und fertig. Kannst du mir mal den Nacken kraulen?< zu hören«, berichtete Sabine.
Unter dem schadenfrohen Gekicher der beiden schlich ich mich unentdeckt zurück in die Runde der ehrlichen, gradlinigen, sensiblen
Männer, die meine Freunde sind. Ich brachte es nicht übers Herz, sie an meinem Wissen teilhaben zu lassen. Manchmal ist es besser, nicht alles zu wissen …
Apropos »Heimlichtuerei«. Im Beautybereich sind versiegelte Lippen ein Feld, das vor allem von den Mädels gern beackert wird. Bevor sie nämlich allen stecken, dass sie eine Zeitschrift nur wegen, sagen wir: der ultimativen Bikini-Diät gekauft haben, pfeifen viele lieber auf die bei uns Männern so beliebte Lobkassier-Masche und probieren erst einmal im stillen Kämmerlein, ob die Pfunde dieses Mal tatsächlich purzeln. Motto: »Wer schön sein will, muss schweigen.«
Dafür präsentieren sie sich dann nach dem Undercover-Abspecken wie Kai aus der Kiste in neuen Klamotten mit schlanker Silhouette. Wenn jetzt auch dem letzten Abnehm-Skeptiker die Kinnlade herunterfällt, geht ihnen das runter wie Butter und toppt alle bis dahin versäumten Lobhudeleien um ein Vielfaches. Potenziellen Nachahmerinnen wird, damit sie den Triumph nicht verwässern können, selbstverständlich gleich der Wind aus den Segeln genommen: »Ich? Abgenommen? Ach ja, ein wenig vielleicht. Hab’ einfach ein-, zweimal die Schokolade weggelassen.«
38. »Süßer die Schwarten nie schwingen …«
Von Neujahr bis Advent hat’s einigermaßen geklappt. Doch dann kam Weihnachten dazwischen. Gegen Gefühls-Essen in der Kerzen-Kuschelzeit ist kaum ein Kraut gewachsen
Ja, es war ein schweres Jahr. Alle haben wieder irgendetwas ausprobiert, haben an Ansprüchen und Essplänen herumgeschraubt, Fitnessstudios durchgeschnuppert, Kurse belegt, neue Rezepte gekocht, mit Zucker-Entzügen angefangen, wieder aufgehört und wieder angefangen. Alle haben kleine Gewohnheiten verändert und tageweise beim Bewegen tatsächlich einen Hauch von Spaß empfunden. Nicht immer, aber immer öfter.
Matti, Isi, Andreas, Sabine oder Markus – sie alle haben gemerkt, dass zumindest ein bisschen möglich ist. Sie träumen nicht mehr von Revolutionen und Wampe-weg-Wundern in einer Woche. Sie wollen den Kampf mit dem eigenen Körper jetzt einfach etwas friedlicher angehen. Sie sind auf einem guten Weg.
Vom Sommerurlaub bis zum ersten Advent ging‘s einigermaßen: Das Wetter stand unseren Körper-Kämpfern von September bis November freundlich zur Seite; es war kalt draußen, das bedeutet mehr Energieverbrennung. Der eigene Körper muss dann anheizen gegen Regen, Sturm und Schnee – vor allem der von Sabine, weil Andreas gern die Heizung runterdreht, um Kosten zu sparen. Doch dann kam Weihnachten
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