Ich mach mir Sorgen, Mama
Karstadt -Filiale in Wilmersdorf. Sie kaufte dort preiswert eine Jacke aus Lederimitat. Anschließend gingen sie in den vierten Stock, wo sich das Restaurant befindet. Um dahin zu gelangen, musste man durch die zoologische Abteilung der Filiale gehen. Dort saßen hinter Glas Hunderte von Kaninchen, die sich kaum bewegten und nur mit ihren roten Augen vor sich hinstarrten. Das vorbeigehende Publikum schienen sie nicht wahrzunehmen. Ein Kaninchen aber hoppelte auf Katja zu und kratzte am Glas. Es hatte als Einziges sehr große Ohren, die auf dem Boden schleiften.
Katja blieb stehen, das Kaninchen auch, es schaute sie an und richtete dabei seine Ohren auf. Das Tier gehörte zur edlen Rasse der Langohrkaninchen, es sah sehr gut aus und kostete neunundzwanzig Euro und neunzig Cent.
Das kann doch nicht wahr sein, dass eine Lederimitatjacke hundertneunzig Euro kostet und ein lebendiges Wesen neunundzwanzig neunzig!, dachte Katja und kaufte kurz entschlossen das Kaninchen. Am nächsten Tag ging sie mit ihm zum Tierarzt, der sich sehr über das Tier freute:
»Ach, diese Kaninschen, meine Lieblingstierschen!«, rief er und attestierte es als weiblich, jung und gesund. Also wurde das Tierchen nach Katjas bester Freundin Irinchen genannt.
Eines Abends kam Katjas Freund spät und leicht angetrunken nach Hause und meinte, das gehe doch nicht, dass Irinchen keinen Freund habe. Alle hätten Freunde, und es sei Irinchens gutes Recht, auch jemanden zu haben. Gleich am nächsten Tag wurde ein Wasja für fünfzehn Euro in einem Laden in Mitte gekauft und sofort bei dem lieben Veterinär kastriert.
»Macht fuffzich Euro beim Kaninschen«, meinte er anschließend.
Eine Woche später meldete sich eine alte Bekannte von Katja mit der Bitte, ihr Kaninchen Lisa für zehn Tage bei sich aufzunehmen, weil sie in Urlaub fahren wolle. »Ihr habt ja eh schon zwei, eins mehr macht da doch keinen großen Unterschied.«
Nach vierzehn Tagen hatte sie sich noch immer nicht gemeldet. Entweder kam sie nicht aus dem Urlaub zurück, oder sie wollte Lisa einfach loswerden, vielleicht auch beides. Auf jeden Fall war Katja plötzlich Besitzerin von drei Kaninchen, die alle aufeinander hockten und die Wohnung versauten.
»Hätte mir jemand vor einem Monat erzählt, dass ich innerhalb weniger Wochen zu einer Kaninchentante werden würde, hätte ich ihm nicht geglaubt«, meinte Katja.
Doch nach einer Weile fanden sich alle Beteiligten damit ab. Die beiden Mädels Irinchen und Lisa spielten miteinander, der kastrierte Wasja saß da, aß und kackte für drei. Dann wurde Irinchen schwanger. Ein Wunder!, dachte Katja. Der kastrierte Wasja kam nicht in Frage. Der einzig dazu fähige Mann in der Wohnung, der mit den Kaninchen in Berührung kam, war ihr Freund, der aber auch nicht in Frage kam. Also blieb nur Lisa übrig. Katja nahm sie und ging erneut zum Tierarzt. Er untersuchte Lisa noch einmal und lachte.
»Ach nee, das hab isch nisch gleich erkannt, Lisa ist ein schlaues Kaninschen – ein Hermaphroditschen. Die weiblichen Organe, die konnte ich gleisch mit dem Finger finden, aber die männlischen hat Lischen versteckt, kluge Bestie!«, freute sich der Tierarzt. »Das kommt bei Kaninschen oft vor, dass sie Hermaphroditschen sind.«
»Wie kann man das wieder gutmachen?«, fragte ihn Katja.
»Es kommt darauf an, was Sie haben wollen«, meinte der Tierarzt. »Männschen oder Weibschen. Ist mir egal, ob wir das eine Zunähen oder das andere Abschneiden – das eine wie das andere kostet fuffzich Euro.«
Man sah dem Arzt an, dass er unter Umständen für einen Fünfziger dem Kaninschen auch die Ohren abschneiden und an den Hintern nähen würde, so egal waren ihm die Kaninschen. Katja traute sich nicht, irgendeine Operation an Hermaphroditschen Lisa vornehmen zu lassen. Sie schenkte Lisa einer Minderjährigen zum Geburtstag. Das Kaninchen Irinchen wurde trotzdem noch einmal von Papa Lisa schwanger – in seiner Abwesenheit. Das sei bei Kaninschen durchaus möglich, erklärte der Tierarzt. Dann wurde Papa Lisa auch noch selbst schwanger, wahrscheinlich hat er sich selbst befruchtet. Echte Witzbeutelschen, diese Kaninschen.
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Diese frisch gebackenen Schulkinder werden schnell arrogant. Seit meine Tochter zur Schule geht, schleppt sie jeden Tag ranzenweise neues Wissen nach Hause. Oft und gerne erzählt sie uns nun, wie es in der Welt eigentlich zugeht. Zum Beispiel, dass man Jungs allesamt in den Mülleimer schmeißen
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