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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Quadraten und einer anderen in Pflaumenblau mit Silberstreifen nach Hause gekommen – die beide nichtnur elegant waren, sondern auch eindeutig Kittys Geschmack entsprachen. »Warum fragst du?«
    »Du kennst doch Janet, unsere Büroleiterin, die mal zur Beratung in Barrys Sprechstunde gegangen ist?«
    »Die, die so vergrätzt war, weil er ihr vorgeschlagen hat, sich nicht nur die Nase richten, sondern gleich das ganze Gesicht liften zu lassen?«
    »Genau die – und nur der Vollständigkeit halber, Barry hatte recht.«
    »Und?«
    »Barry scheint sie nicht wiedererkannt zu haben.«
    »In seiner Praxis gehen eine Menge Frauen ein und aus.«
Von wegen Praxis,
dachte ich. »Und er wartet auch immer, ob die Patientinnen ihn grüßen. Wegen der Schweigepflicht und so. Worauf willst du hinaus?«
    »Ich habe zufällig gehört, wie Janet einer der Sekretärinnen eine Art Live-Reportage von dem Gespräch gegeben hat, das Barry und Kitty angeblich im Bergdorf geführt haben.«
    Übelkeit stieg in mir auf.
    »Möchtest du es hören?«, fragte Brie. Sie hatte die Stimme gesenkt.
    Nein!
»Klar, heraus damit.«
    »Aber versprich mir, dass du nicht den Boten erschießt.«
    »Mach’s nicht so spannend. Erzähl schon.«
    Brie holte einmal tief Luft. »Kitty hat Barry erzählt, dass sie glaubt,
du
betrügst ihn – es ging um irgendeine abgewetzte Lederjacke, die bei dir zu Hause herumlag.«
    »Sprich weiter«, sagte ich, obwohl ich fürchtete, mich gleich übergeben zu müssen, so schlecht war mir.
    »Barry erwiderte irgendwas wie ›Eilmeldung – gerade vor sechs Stunden hatten wir wilden Sex, es ist also alles in Ordnung‹. Und Kitty sagte: ›Barry Joshua, mein Lieber, ich fürchte, du hast mir nicht zugehört.‹«
    »Und das war’s?«
    »Nein, dann hat sie ihn ausgeschimpft wie einen kleinen Jungen. Das fand Janet überhaupt am komischsten. Kitty sagte, es sei an der Zeit für ihn, erwachsen zu werden und seine Ehe ernst zu nehmen – er habe jetzt eine Ehefrau und ein Kind, und wenn er nicht aufpasse, würde er beide verlieren.«
    »Noch mehr?«
    »Nur noch ›Sei kein Dummkopf‹. Oder irgend so was.«
    Brie wartete auf eine Antwort von mir. Weil ich schwieg, sprach sie weiter. »Molly, vielleicht hat Janet ihn auch verwechselt oder sich das alles nur ausgedacht. Sie ist die Zicke, die das Gerücht in die Welt gesetzt hat, ich hätte was mit einem unserer Geschäftsführer.«
    Brie
hatte
was mit diesem Geschäftsführer. »Na klar«, sagte ich schließlich, »es könnte ein anderer Barry Joshua gewesen sein, der von seiner Mom zurechtgewiesen wird.«
    »Ist da irgendwas dran?«
    »Dazu sage ich nichts.« Mein Synonym für »Schuldig im Sinne der Anklage«.
    »Okay«, erwiderte Brie so langgezogen, als würde sie einen tiefen Zug von einem dicken Joint nehmen. »Falls du irgendwann darüber reden willst, bin ich für dich da, das weißt du. Aber in einem hatte Barry Joshuas Mutter recht: Sei kein Dummkopf.«
     
    An diesem Abend lagen wir nebeneinander im Bett und lasen. Um Mitternacht schaltete Barry seine Lampe aus, ohne auch nur gute Nacht zu murmeln. Ich blätterte noch ein bisschen in meiner Zeitschrift. Aber nach drei Anläufen, eine Kritik zu lesen, schaltete auch ich meine Lampe aus, streckte mich unter der frisch gemangelten Bettwäsche aus und rieb meine kalten Füße an Barrys. Er lag reglos wie eine Leiche da. Ich rückte näher an ihn heran und legte einen Arm über seine Schulter. »Süße Träume«, flüsterte ich und spürte, wie er sich von mir wegdrehte.
    Am Morgen war unser Leben noch völlig in Ordnung gewesen, zumindest an der Oberfläche – an der unsere Beziehung viel zu oftherumdümpelte. Am Sonntagabend war Barry aus San Francisco zurückgekommen und hatte für uns alle Geschenke mitgebracht: ein winziges goldenes Cable Car als ersten Anhänger für Annabels Bettelarmband; einen Alcatraz-Kaffeebecher für Delfina und ein kleines Jadekästchen für mich. Am späteren Abend, nachdem wir Pizza gegessen und eine Flasche Chianti geleert hatten, erzählte Barry mir, wie nervös er wegen seines Vortrags gewesen war – was ich sehr liebenswert fand. Wenn Barry sich verletzlich zeigte, war er mir am allerliebsten, zumal seine Manneskraft nie darunter litt.
    In jener Nacht hatten wir uns geliebt, sehr sanft, und heute Morgen auch, sehr leidenschaftlich. Doch das Einverständnis zwischen uns war auf einmal wie weggewischt.
    »Willst du mir irgendwas sagen?«, fragte ich milde und sah in die

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