Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben
ich entzückt.
Er zuckt die Achseln. »Ich sag’s, wie’s ist.«
»Wann hat Ihre Beziehung mit Dr. Marx begonnen?«, fragt Hicks. Nur ein angedeutetes Lächeln umspielt seine Mundwinkel.
Ich weiß es schon,
denkt er,
aber es macht viel mehr Spaß, es noch mal von Ihnen zu hören.
»Sie meinen unsere berufliche Beziehung?« Diese Frau ist kugelsicher.
Hicks hat angebissen,
denkt sie.
»Mrs. Joseph, reden wir nicht um den heißen Brei herum.«
»Ms.«, korrigiert sie mit routiniert glutvollem Tonfall. »Mr. Joseph war mein Vater, nicht mein Exmann.«
»Ms. Joseph, wir sind beide vielbeschäftigte Menschen. Verlieren wir also keine Zeit.« Hicks braucht einen Durchbruch in diesem Fall, und er hat es irgendwie im Gefühl, dass er von Stephanie etwas Nützliches erfahren kann. »Wann haben Barry Marx und Sie etwas miteinander angefangen?« Hicks zieht sein Notizbuch und seinen Stift hervor.
Ja, wann eigentlich? »Nach dem Tod von Dr. Marx’ Frau.«
Mein Bullshit-Detektor springt an – piep, piep,
piep!
–, aber ich will Hicks’ Reaktion nicht verpassen.
Diese Puppe lächelt mir ein bisschen zu viel,
denkt der Detective. »Dr. Marx und Sie telefonieren seit dem letzten Herbst regelmäßig miteinander.« Es war eine ganze Serie von Anrufen.
Warum glaubt eine so kluge Frau, davon wüsste ich nichts?
»Er ist mein Arzt«, sagt Stephanie und streicht mit einer einstudiert wirkenden Bewegung ihr glänzendes braunes Haar mit den verschiedenfarbigen Strähnchen zurück. »Das waren keine Privatgespräche.«
»Und warum haben sie dann hauptsächlich abends und am Wochenende stattgefunden?«
»Ich weiß ja nicht, wie Ihre Ärzte das halten, Detective, aber ich freue mich über einen Rückruf meines Arztes, wann immer er Zeit dafür findet.«
»Welcher gesundheitliche Zustand erfordert sieben bis neun Anrufe pro Woche?«, fragt Hicks weiter und lässt seine Ungedulderkennen. »Es gibt keine Unterlagen darüber, dass Sie bei ihm in Behandlung waren.«
»In Behandlung?«,
sage ich zu Bob.
»Schsch«, macht Bob. »Hör zu.«
»Okay, wir treffen uns seit dem letzten Jahr«, gibt Stephanie zu.
Eine Kreissäge fährt durch die Stelle, an der früher mein Herz war.
»Gelegentlich«, fügt sie hinzu und sieht Hicks trotzig an. »Nachdem seine Mutter uns miteinander bekannt gemacht hatte, traf ich Barry in einem Restaurant wieder, und eins führte zum anderen. Es hat Monate gedauert, bis er zugab, dass er verheiratet ist.«
Immer noch schneller als manch anderer,
höre ich sie denken.
»Hat er Sie gebeten, ihn zu heiraten?«
»Das ist ja absurd.« Sie lacht, aber ich höre ihr kleines Stoßgebet, dass er das eines Tages hoffentlich tun wird.
»Dann ist es also eine rein sexuelle Beziehung?« Hicks hat beschlossen, den nicht ganz so netten Polizisten zu geben.
»Er ist Single und ich bin Single. Haben Sie eine Vorstellung davon, wie schwer es ist, in New York einen anständigen Menschen kennenzulernen?«
Erzählen Sie mir was Neues,
denkt Hicks.
Ich habe seit zwei Jahren keine wirkliche Beziehung mehr gehabt.
»Ich habe eine Chance gesehen und sie ergriffen«, sagt Stephanie. »Ich bin nicht besonders stolz darauf, verzehre mich aber auch nicht vor Schuldgefühl. Wir fühlten uns zueinander hingezogen. Ich bin nicht die erste Frau, die etwas mit einem verheirateten Mann anfängt, und ich werde auch nicht die letzte sein. Und soweit ich weiß, ist es auch nicht rechtswidrig. Es hat vor Mrs. Marx’ Tod begonnen, aber –« Sie bedauert, mit dem Rauchen aufgehört zu haben, eine Zigarette würde ihr jetzt so einen gewissen verruchten Touch geben. »Aber was heißt das schon?«
»Na also, war doch gar nicht so schwer«, sagt Hicks.
Für mich schon. Jede Frau, die ihren Ehemann der Untreue verdächtigt, hofft, dass sie sich in eine Paranoia hineingesteigerthat. Mein Mann hat wirklich sieben Geschäftsreisen nach Long Boat Key gemacht. Die alte Freundin von der Highschool, mit der er sich auf einen Drink getroffen hat,
ist
so dick wie eine Tonne. Das Buch ›Ehebruch für Anfänger‹ gehört seinem Kollegen. Und dann platschen ihr die Beweise auf den Kopf wie Taubenscheiße. »Ich ertrage das nicht«, sage ich zu Bob.
»Reiß dich zusammen«, flüstert Bob. Selbstmitleid hat noch keinem geholfen, sagt er immer. In der Ewigkeit lernt man, dass es nirgendwohin führt, sich im eigenen Schmerz zu suhlen. Hätte ich Barry mit diesen Dingen konfrontiert, als ich noch lebte, wäre jetzt alles
Weitere Kostenlose Bücher