Ich muss dir etwas sagen
kann
und die man auch nicht gerne hört, deshalb angst, weil man befürchtet, die eigene Welt werde auf den Kopf gestellt oder man selbst als minderwertig eingeschätzt. Daraus folgt das Bedürfnis, zu hören, daß man geachtet und alles auch weiterhin seinen Gang gehen wird.
Etwas sehr Persönliches mitteilen
Wann sagt man jemandem, der einem gefällt, daß man
zuckerkrank ist? Nicht beim ersten Rendezvous. Beim zweiten Rendezvous läßt man sich vielleicht etwas mehr aufeinander ein, aber man ist noch in einer unsicheren Phase. Beim dritten
Rendezvous treten die Gefühle zutage, die man füreinander
entwickelt hat, und man möchte das nicht in Gefahr bringen.
Wenn man sich jedoch zu oft getroffen hat, bevor man darüber redet, sieht es so aus, als wolle man etwas verbergen. Das alles ist Ihnen sicher nicht neu. Sie wissen auch, daß durch die Enthüllung Ihrer Krankheit das Ganze ins Wanken geraten oder es gar zum Abbruch der Beziehung kommen kann. Wie bringen
Sie die Sache also auf den Tisch?
Was braucht Ihr Gegenüber? Sie meinen, er befürchte, an
einem kranken Partner hängenzubleiben - und auch das
Unbekannte in dieser Situation. Statt nun Ihre Diabetes am Rande zu erwähnen, erklären Sie die Krankheit samt aller
Konsequenzen ganz ausführlich, auch wie wahrscheinlich es ist, daß Sie ein gutes, gesundes Leben führen können, ohne dabei
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die Risiken zu verheimlichen. Und so wird Ihre Enthüllung ohne Probleme akzeptiert.
Meistens werfen sehr persönliche Informationen den anderen aus der Bahn, weil er nicht weiß, was sie für ihn bedeuten. Es ist also notwendig, daß Sie es ganz genau erklären: „Dadurch wird sich… ändern, und… bleibt genau so, wie es ist.”
Schlechte Nachrichten überbringen
Angenommen, Sie arbeiten an einem Projekt. Nach und nach
wird Ihnen klar, daß es nicht zu dem Zeitpunkt abgeschlossen sein wird, zu dem Ihr Chef es braucht. Sie hätten es schon eher sagen können und Ihrem Chef somit mehr Zeit gegeben,
entsprechend zu reagieren, aber Sie hofften, die verlorene Zeit noch irgendwie wettmachen zu können. Jetzt ist es allerdings höchste Eisenbahn, und Sie sind sicher, daß es ihn ziemlich nerven wird, also haben Sie Angst, es ihm zu erzählen. Nun: Wer die Wahrheit äußert, sollte die dadurch geweckten
Bedürfnisse befriedigen.
Aber welche Bedürfnisse hat der Chef? Er möchte das Projekt rechtzeitig unter Dach und Fach haben, und genau das können Sie ihm nicht geben. Also fragen Sie sich: Was muß er
befürchten?
Vielleicht wird Ihnen klar, daß er sich am meisten davor
fürchtet, selbst Schwierigkeiten mit seinem Chef zu bekommen.
Wenn Sie ihm also die schlechte Nachricht überbringen, so
machen Sie ihm deutlich, daß Sie Ihren Kopf dafür hinhalten werden und die ganze Schuld auf sich nehmen. Ihr Chef reagiert vermutlich weitaus besser auf die schlechte Nachricht, als Sie es für möglich halten.
Schlechte Nachrichten führen oft dazu, daß der andere die
Hoffnung verliert und in Panik gerät. Die Reaktion darauf, daß eine wichtige Angelegenheit abgeschmettert wurde,
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unterscheidet sich nur graduell von der auf die Nachricht, daß ein geliebter Mensch krank ist. Also wird man den Bedürfnissen des anderen im allgemeinen am besten gerecht, wenn man ihm Hoffnung macht, insbesondere hinsichtlich seiner schlimmsten Befürchtungen, und wenn man klar aufzeigt, was als nächstes zu tun ist.
Immer mit der Ruhe!
So leicht kann es sein. Allerdings weist jedes Beispiel nur einen Lösungsweg auf. Vielleicht würde jemand anderes sich auf ein weiteres Bedürfnis richten und es daher anders angehen, aber der Schlüssel ist nach wie vor: Achten Sie auf die
Bedürfnisse Ihres Gegenübers, wenn Sie Ihre Wahrheit äußern.
Es stehen Ihnen also zwei Wege offen:
Der Weg in die Katastrophe: Sie platzen mit der Wahrheit
heraus, das weckt bestimmte Befürchtungen in Ihrem
Gegenüber, die zu Bedürfnissen führen, die Sie keineswegs
befriedigen; das Desaster folgt unter Garantie.
Der Weg, der Aufrichtigkeit mit Harmonie kombiniert: Sie
äußern die Wahrheit, indem sie dem anderen zugleich konkret etwas bieten, was seine Befürchtungen ausräumt; es bleiben keine wesentlichen Bedürfnisse, denen Sie nicht gerecht
wurden; am Ende haben beide Beteiligte das Gefühl, daß die Wahrheit zu sagen die Dinge immer zum Besseren wendet.
Die Wahrheit zu äußern und sich dabei auch um die
Bedürfnisse des Gegenübers kümmern, schafft Nähe - einen
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