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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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den »Tatakten« vertraut gemacht hatten, wurden ihnen zwei ortskundige Beamte zur Seite gestellt. Vom Präsidium aus ging die Fahrt über Bergisch-Born in Richtung des Bahnhofs »Krähwinkler Brücke«. Dann bog man auf die Kreisstraße 48 ein. Etwa 300 Meter vor dem Ort Oberfeldbach zweigte nach rechts ein unbefestigter Wiesenweg ab, der das Feldbach teilte. 50 Meter vor der Einmündung bremsten die Wagen.
    Kontermann wandte sich Kroll zu, der schräg links hinter ihm saß: »Achim, du steigst jetzt aus und schaust dich hier mal um.« Kroll nickte. Er verließ den Wagen, zwei Beamte folgten ihm. Kroll bog in den Wiesenweg ein, schlurfte dort einige hundert Meter entlang, sah sich mehrmals um. Dann erklärte er den Beamten: »Bin hier schon mal gewesen. Kann mich erinnern. War hier spazieren.«
    »Prima, Achim, mach weiter.«
    Kroll ging wieder vor den Ermittlern her, bis er eine Gabelung erreichte. Links des Weges lag ein Waldgebiet. Er stutzte einen Moment, inspizierte die Umgebung und entschied sich nach einer Weile für den Waldweg. Etwa fünf Minuten später blieb er bei einigen offenbar neu angelegten Fischteichen stehen. Er drehte sich um und schüttelte mit dem Kopf.
    »Achim, was ist denn?«
    Er zeigte auf die Fischteiche. »Kann mich nich’ dran erinnern. Die war’n nich’ hier.«
    »Kommt dir die Gegend denn bekannt vor?«
    »Ja. Bin hier rumgelaufen. Da war Wasser am Wald. Mehr am Rand vom Wald. Es lief da lang.«
    »Was ist denn hier passiert?«
    Kroll kratzte sich am Hinterkopf. Er versuchte sich zu erinnern. Doch die Beamten spürten auch, dass es ihm nicht leicht fiel, dass er sich zu all dem überwinden musste. Sie versuchten ihm zu helfen: »Bleib ruhig, Achim. Ganz langsam. Du hast Zeit.« Wortfetzen, die den körperlich ausgelaugten und seelisch überanstrengten Mann beruhigen sollten.
    »War’n kleines Mädchen.« Dann wieder Schweigen.
    »Achim, was war mit dem Mädchen?«
    »Die hatt’ dunkle Haare gehabt. Hab’ ihr den Hals zugedrückt und se ins Wasser geschmissen.«
    »Was hast du denn mit dem Mädchen vorher gemacht?«
    Er stierte auf den Waldboden. Minutenlang. Dann flüsterte er: »Hab’ da unten bei ihr geguckt.«
    Mehr war von ihm zu diesem Zeitpunkt nicht zu erfahren. Ohne weiter nachzufragen, wurde die Exkursion abgebrochen. Man kehrte nach Duisburg zurück.

41
                        
                       Wo und wie er das kleine Mädchen aufgelesen und auf welche Weise und warum er die kleine Bettina umgebracht hatte, sollte noch am selben Tag geklärt werden. Nach dem Mittagessen schilderte Kroll ungerührt alle Einzelheiten; wie immer bruchstückhaft, zusammenhanglos, zögerlich. Schlussendlich wurden es nach mehr als fünf Stunden 24 DIN-A4-Seiten – ein Protokoll des Grauens:
                       »(…) Ich hatte wieder dieses komische Gefühl und wollte eine Frau haben.«
    Frage:      War das Gefühl schon auf der Fahrt, als du von Duisburg weggefahren bist?
    Antwort: Ja.
    Frage:      Was ist denn auf der Straße weiter gewesen?
    Antwort: Ich bin dann unter die Eisenbahnbrücke gegangen, von der ich vorhin gesprochen habe. Dann kam ich an dem Bauernhof vorbei.
    Frage:      Warum bist du von der Straße abgebogen?
    Antwort: Ich wollte durch den Wald spazieren.
    Frage:      Meintest du denn, daß du in dem Wald eine Frau triffst?
    Antwort: Ja.
    Frage:      Woher konntest du das denn damals wissen? Du warst doch das erste Mal da!
    Antwort: Ich bin schon mal einsame Wege gegangen, wo dann auch Frauen kamen.
    Frage:      Wann bist du denn mit dem Mädchen zusammengetroffen?
    Antwort: In der Kurve am Waldrand, wo der Feldweg hinging und wo der Wassergraben war.
    Frage:      Wo war das Mädchen denn da?
    Antwort: Es stand hinter dem Strauch genau am Bach.
    Frage:      Achim, wir haben vorhin die Gegend gesehen. Dort ist es sehr einsam. Häuser stehen nicht in der Nähe. Wo sollte das Mädchen herkommen? Wir können uns nicht vorstellen, daß du ein kleines Mädchen dort zufällig treffen kannst!
    (Vermerk: Kroll hat zu dieser Frage etwa 8 Minuten überlegt, bis er antwortet. In dieser Zeit hat niemand von den Vernehmungsbeamten gesprochen.)
    Antwort: Habe ich die mitgenommen?
    Frage:      Achim, du mußt uns nicht fragen, das kannst nur du wissen, wir nicht. Fällt dir denn noch mehr dazu ein?
    Antwort: War das denn in Wuppertal, wo ich das Mädchen getroffen habe?

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