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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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Rhein in die Duisburger Altstadt. Wenn sie an der Theke einen traf, der sie mit ins Bett nahm, dann ging sie mit. Wenn es sogar noch Geld gab, war es noch besser.«
    Letztmals war sie am 17. Juni 1959, in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, lebend gesehen worden, als sie in der Duisburger Altstadt die Kneipe »Sonne« etwa gegen 1 Uhr verließ; allerdings nicht allein, sondern in Begleitung eines Mannes, mit dem sie zuvor mehrere Stunden am Tresen gestanden und sich »lebhaft« unterhalten hatte. Als Tatzeit wurde »zwischen 2 und 3.30 Uhr« angenommen. Demnach war der letzte Begleiter Frieda Pfundners dringend verdächtig.
    Eine Reihe von Zeugen konnte sich an den Begleiter des Opfers erinnern. Jetzt wurde fieberhaft nach einem Mann gefahndet, auf den folgende Beschreibung passte: »Etwa 28 Jahre alt, zirka 1,75 Meter groß, schlank, breite Schultern, volles dunkelblondes Haar, schmales Gesicht, trägt am rechten Ringfinger einen goldenen Siegelring mit schwarzer Platte, spricht Berliner Dialekt.« Einem Zeugen sollte der Verdächtige sich als »Günther« vorgestellt haben. Die Täterbeschreibung wurde sofort an die Presse weitergereicht.
    Unterdessen lag das Ergebnis der Obduktion vor. Die vermutete Todesursache wurde bestätigt: »Gewaltsame Einwirkung gegen den Hals mittels Würgen.« Die Gutachter stellten überdies an der rechten Kopfseite »eine flächenhafte, stumpfe Gewalteinwirkung« fest. In der Vagina des Opfers konnte Sperma nachgewiesen werden. Weitere Spermaspuren fanden sich an der Schambehaarung, im Gras unterhalb der Vagina, am linken Oberschenkel, am linken Hosenbein und im Schlüpfer des Opfers. Aber lediglich die im Stoffgewebe des Schlüpfers gesicherten Spermien waren für eine Untersuchung auf blutgruppenspezifische Eigenschaften geeignet. Sie enthielten »Substanzen der Blutgruppe A«.
    Die Kripo vermutete nun, dass der Täter Frieda Pfundner an den Tatort gelockt, sie dort mit einem überraschenden Schlag auf den Hinterkopf niedergestreckt, vergewaltigt und anschließend erwürgt hatte. Und »Günther« war der Verdächtige Nummer 1.
    Sechs Tage nach dem Mord standen nur 13 Menschen hinter dem Sarg von Frieda Pfundner: Die Wirtsleute der Gaststätte »Kronenburg«, das Personal aus dem Lokal und der Pfarrer. Sie nahmen Abschied von einer jungen Frau, die sich in der gesellschaftlichen Grauzone bewegt hatte und deren Leben dort von einer sozialen Randfigur ausgelöscht worden war.
    Am 26. Juni erschien bei der Rheinhausener Kripo eine junge Frau, die von dem Mord an Frieda Pfundner gelesen hatte. Christel Glatzek war fest davon überzeugt, dem Mörder bereits begegnet zu sein. Die 22-Jährige erschien den Ermittlern zunächst wenig glaubwürdig: eine arbeitslose Herumtreiberin ohne feste Bleibe, wegen »gewerbsmäßiger Unzucht« vorbestraft, die zudem für ein paar Gläser Schnaps alles tat.
    Aber man ließ die junge Frau erzählen: »Ich habe vor einer ganzen Weile, ist vielleicht zwei Monate her, mit so einem Typen gezecht. Nicht weit von hier in der »Schultheiß-Quelle«. Er gefiel mir, sah auch ganz manierlich aus. Als es schon spät geworden war, bot er mir an, bei ihm zu übernachten. Dafür sollte ich mit ihm Geschlechtsverkehr haben. Ich war einverstanden, da ich sonst nicht gewusst hätte, wo ich bleiben sollte. Mit einem Taxi sind wir dann zum Rheinuferpark gefahren und dort ausgestiegen. Er hatte mir vorher erzählt, dass er dort in der Nähe wohnen würde. Die Adresse hat er mir aber nicht gesagt. Nachdem wir ausgestiegen sind und das Taxi weg war, schlug er mir mit einem Mal mit der Faust auf den Hinterkopf. Ich war total benommen. Dann hat er mich am Kragen meines Mantels gepackt und zu Boden gezerrt und angebrüllt: Zieh deine Hose aus! Ich habe mich aber geweigert. Da hat er mir noch ein paar Mal ins Gesicht geschlagen. Anschließend hat er mir den Rock hochgeschoben und den Schlüpfer heruntergerissen. Ich hatte furchtbare Angst und habe mich nicht mehr gewehrt. Als er fertig war, hat er sofort zugedrückt. Dann bin ich bewusstlos geworden.«
    Nachdem Christel Glatzek den Mann detailliert beschrieben hatte, erkannten die Beamten durchaus Parallelen zum Mord an Frieda Pfundner und begannen nachzufragen. Dabei stellte sich heraus, dass Christel Glatzek sogar den Namen ihres Peinigers kannte. Den hatte sie nämlich auf seinem Personalausweis abgelesen, als sich die beiden in der Kneipe näher gekommen waren: Hans-Günther Vogel. Der Name war ihr nicht mehr aus dem Kopf

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