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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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immer ein bisschen unwohl, wenn ich an die körperliche Vereinigung der beiden frisch verliebten Körper denke, weil ich mir dann vorstelle, dass Salmonellen (Mona) und EHEC (Pätrick) einen neuen, absolut tödlich verlaufenden Supererreger erschaffen und ihn dann via Tröpfcheninfektion in die Welt hinausentlassen.
    Mona ist jetzt Pärchen und will bei den Großen mitspielen. Tine und Cora haben schon begeistert zugesagt. Ich kann Mona nur dringend warnen.
    Beziehung. Das klingt nach Friede, Freude, Eierkuchen, nach Wochenend und Sonnenschein, nach All mein Hoffen, all mein Sehnen. Und dann? Willkommen im Leben! Es wird nach einem Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt.
    Als ich letztes Jahr wie eine Wahnsinnige einen Freund gesucht habe, da konnte ich mir tatsächlich nicht vorstellen, dass Paarsein nicht » nur« schön ist, und ich setze das » nur« bewusst in Anführungszeichen. Ich hatte keine Vorstellung davon, welch nachhaltig verstörenden Einfluss Maulwurfshügel, Grünkernbratlinge und Telefonterror auf das Leben einer bis dato normal entwickelten jungen Frau nehmen können. Ich stellte mir das immer paradiesisch vor: Man wäre nicht mehr allein. Da wäre jemand, der dir bei der Steuererklärung, beim Bilderaufhängen, beim Wochenendeinkauf, beim Alltag und beim Leben zur Seite stünde, jemand, der dich morgens mit einem Kuss in den Nacken begrüßte und abends das Licht ausknipste, wenn dir über den letzten Buchseiten die Augen zugefallen wären. Jemand, der im Winter den Weg für dich frei schippte und im Sommer den Palmwedel hielte.
    Ich war ja so doof!
    Die Beziehung mit Konrad ist schön, erfüllend, unterhaltsam und abwechslungsreich. Meistens. Aber auch ganz schön anstrengend.
    Wieso hat mir das eigentlich nie jemand gesagt? Wo waren sie, die Spötter, die Heuchler, die Lästermäuler, die sich doch eigentlich nie zu schade sind, ihre ungefragte und undifferenzierte Meinung von der Loge aus auf die Bühne zu krähen und damit alle Darsteller ganz wuselig zu machen? Na? Ja? Fühlt sich gerade zufällig jemand angesprochen?
    Ich möchte diese Beziehung ja nicht zurückgeben. Den Kassenzettel habe ich ohnehin schon am ersten Tag verloren. Ich fände es nur nett und angebracht, wenn ich mal zu jemandem aus der Marketingabteilung durchgestellt werden würde. Ich möchte mich nämlich beschweren. Auf der Packung waren nur glückliche Menschen abgebildet, und die Werbung glänzte mit schmierigen Slogans. Der Inhalt ist, wenn zwar auch nicht so superkalifragilistischexpialigetisch wie vom Marktschreier angepriesen, dem Preis entsprechend ganz okay, die Werbung dafür war allerdings wirklich irreführend und weckte in mir Erwartungen, die nicht gänzlich erfüllt werden.
    Um eines klarzustellen: Ich gehöre nicht zu den Personen, die eine Mikrowellenfirma verklagen, weil in der Gebrauchsanweisung nicht ausdrücklich davon abgeraten wurde, die Katze im Gerät zu trocknen. Also in unserem Fall: den Kater.
    Ich bin kein Korinthenkacker. Ich fühle mich nur falsch beraten.
    Habe ich da irgendwas missverstanden? Ich dachte immer, eine Beziehung sei das höchste anzunehmende Gut, das Übertreten der Ziellinie, die emotionale Mondlandung des Lebens.
    Ich krame in meiner Erinnerung. Vor meinem inneren Auge sehe ich die Werbeplakate und darauf ausnahmslos glückliche und schöne Menschen, die sich ihr Leben gegenseitig noch schöner machen, als es vorher ohnehin schon war. Ich lese die schmissige Überschrift in Blockbuchstaben: SUPERBEZIEHUNG – nur echt mit sechsundvierzig Zähnen! Daneben ein kleiner Infokasten, der über die Inhaltsstoffe aufklärt: Liebe, Sex, Spaß und gute Unterhaltung. Das war’s.
    Wieso krieg ich nicht das, was mir die Werbung verspricht? Ich will auch zu den ausnahmslos glücklichen Menschen auf dem Plakat gehören, mit weißen Zähnen und Willewallehaar. Das ist doch die sprichwörtliche Mogelpackung, die mir hier angedreht wurde!
    Ach nein, da unten, da steht noch was. Moment, ich brauch die Lupe… In winziger Schrift, ganz klein, fast unlesbar, steht da ein einziges Wort, das meiner Nörgelei schlagartig ein Ende bereitet: Serviervorschlag.
    Na super.

Bonjour tristesse
    Donnerstag, 23 . Juni, um 16 : 58 Uhr
    Wieso bin ich eigentlich gerade so meckrig? Ich habe erst vor ein paar Tagen festgestellt, dass ich Konrad nicht nur mit, sondern zu großen Teilen auch wegen seiner Fehler liebe, ich habe es ihm (wenn in der Situation auch eher unfreiwillig) gesagt und danach sogar gemerkt,

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