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Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Titel: Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babak Rafati
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Stadien für die Unerbittlichkeit seiner Entscheidungen berüchtigt war. Und schon war ich wieder in der alten Spur und dachte immer nur, dass andere schlecht von mir denken würden.
    ■ ■ ■
    Mit der Zeit nahm Dr. Hettich mich immer häufiger mit auf seine »Was-wäre-wenn-Ausflüge«, bei denen man nach Herzenslust träumen durfte. Er verstand es, mich in kurzer Zeit für diese gedanklichen Ausflüge zu begeistern. Es begann immer damit, dass er mich aufforderte, an etwas zu denken, was mich erfreuen würde. Mir fiel spontan unser Urlaub in Dubai im vergangenen Jahr ein, als ich Rouja auf der Dachterrasse des Hotels einen Heiratsantrag gemacht hatte – mit zwei Colaverschlüssen als Verlobungsringen. Die Colaverschlüsse, sagte ich stolz, würde Rouja heute noch aufbewahren, die Erinnerung an diesen Abend sei für sie wertvoller als jedes Gold. Dr. Hettich hatte meiner Schilderung begeistert zugehört. Er fragte mich anschließend, wie ich mich nunmehr fühle. »Einfach nur gut!«, antwortete ich verblüfft.
    Dr. Hettich hatte mich mit dieser Zeitreise geschickt für drei Minuten aus meiner dunklen Welt herausgerissen und meine Erinnerungen an eine hoffnungsvollere, zukunftsprächtigere Welt freigelegt. In diesem Moment sah ich neben mir auch Rouja endlich wieder mit glücklichen Gefühlen, das war die Frau, die ich liebte, und tiefe, warme Erinnerungen füllten mich aus. Ich hatte einen Eingang zu meinem verschütteten Herz wiederentdeckt. Da waren plötzlich wieder zwei Menschen und nicht nur einer, um den sich alles drehte. Was Gedanken bewirken können, unfassbar! Es fühlte sich verdammt gut an und ich wollte mehr von diesem Gefühl. Ich merkte mir diesen Trick für kleine Fluchten.
    Nach jeder Therapiestunde bekam ich eine Hausaufgabe zum Weiterdenken, wie ein Hund einen Knochen zum Knabbern. Das Ziel war, meine selbstzerstörerische Beschäftigung mit den negativen Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Ich sollte üben, mich mit meinen Stressfaktoren rational und nicht nur emotional auseinanderzusetzen. Immer wenn ich schlimme Gedanken bekam, sollte ich sie mir bewusst machen, dabei nichts beschönigen oder in seiner Bedeutung herunterspielen, sondern mich im Umgang mit meiner Situation vertraut machen. Rauslassen, visualisieren – im wahrsten Sinne begreifbar machen.
    Wenn man einmal genau in sich hineinhört, stellt man fest, dass wir mit einem permanenten Hintergrundrauschen unendlich vieler Gedanken leben – nicht denken können wir praktisch nicht. Die oft banalen Gedankenketten lenken uns ab, wenn wir krank sind, können sie zerstörerische Kräfte entfalten. Dr. Hettich zeigte mir aber einen Trick, wie ich meinem negativen Gedankengeplapper einfach den Saft abdrehen konnte, wenn ich wieder in meine Wiederholungsschlaufe geraten würde. Ich sollte mir all meine negativen Gedanken als unsympathische Wesen vorstellen, die in meinem Wohnzimmer herumlümmeln. Ich sollte meinen Gedanken ganz freundlich sagen, dass ich sie bereits ausreichend kennen würde und dass sie mein imaginäres »Wohnzimmer« umgehend verlassen sollten. Miese Gäste einfach rausschmeißen.
    Diese Gedankenreisen machten mir langsam Spaß. Und der Trick, abstrakte Gedanken als Bilder in eine veränderte Umgebung zu stellen, klappte bei mir ausgezeichnet.
    In meiner Zeit als Schiedsrichter war ich viel geflogen und Dr. Hettich regte an, ich solle mir vorstellen, ich würde durch eine schwarze Gewitterfront fliegen, mit meinen negativen Gedanken als Wolken. Im Flugzeug würde alles durchruckeln. Das Anschnallzeichen würde aufleuchten. Sauerstoffmasken könnten herausfallen – aber plötzlich würde wieder die Sonne durch die Kabinenfenster fallen und den Blick auf einen freien, blauen Himmel und die Alpenketten unter mir freigeben. Das Unwetter wäre vorüber. Ich sollte mich an diesem Anblick erfreuen und die Gewitterfront als etwas Vorübergehendes ansehen. Darin liege die Kunst, nicht abzustürzen.
    Ein anderes Mal gab er mir die Hausaufgabe, statt 24 Stunden am Tag zu grübeln, fünf Stunden strikt lösungsorientiert zu denken, meine negativen Gedanken aufzuschreiben und ihr Gegenteil. Ich erwiderte ihm, dass das eine recht lange Zeit sei, woraufhin er mir vorschlug, zumindest 3 mal 30 Minuten diesen Vorgang durchzuführen. Dr. Hettich war mein Trainer, der meine Konzentrationsfähigkeit mit Wohlwollen und Interesse immer weiter verbesserte. Ich erlebte aber genau mit dieser Übung einen Rückschlag, wie ich meinte.
    Nachdem

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