Ich schenk dir was von Tiffany's
einen Tag mit ihren Eltern zu verbringen, musste Vanessa gestern nach ihrem Streit den nächsten Flieger nach Heathrow genommen haben. Sie hatte nicht lange gebraucht, um die paar Kartons, die sie bei ihrem Einzug mitgebracht hatte, aus dem Haus zu schaffen. Im Nachhinein erkannte Ethan, dass ihre Entscheidung, ihre Wohnung und ihre gesamten Möbel zu behalten, vielleicht der erste Hinweis darauf gewesen war, dass dieses Arrangement nicht für immer war.
«Sie ist weg», stellte Daisy fest. «Vanessa ist weg.»
«Ich weiß», antwortete Ethan. «Sieht so aus, als wären wir beide wieder allein.»
«Es tut mir leid, Dad», sagte Daisy und schluchzte plötzlich laut auf. «Ich bin an allem schuld, weil ich den Ring verloren habe, oder?» Nun fing sie hemmungslos an zu weinen, und es tat Ethan im Herzen weh. Seine achtjährige Tochter fühlte sich für so vieles verantwortlich, obwohl es gar nichts mit ihr zu tun hatte.
Er zog sie an sich und führte sie zum Sofa. «Nein, nein, natürlich nicht. Du kannst überhaupt nichts dafür. So was passiert einfach manchmal, und niemand kann etwas dafür.»
Daisy vergrub den Kopf an seiner Schulter. «Es tut mir leid, dass ich nicht besser auf ihn aufgepasst habe», murmelte sie unter Tränen.
«Schätzchen, das macht nichts. Das hat alles gar nichts mit dem Ring zu tun.» Aber das stimmte nicht ganz, oder? Nur dieser verdammte Ring war schuld, dass das alles passiert war.
«Bist du böse auf mich?»
«Nein, natürlich nicht, Mäuschen.»
«Aber du und Vanessa, ihr heiratet jetzt nicht, oder?»
«Nein. Und dieser Test, den du gefunden hast – also, sie kriegt kein Baby. Sie wollte nur testen, ob sie vielleicht schwanger ist.»
Daisy nickte nachdenklich. «Das ist schade. Ich glaube, ich hätte gern ein Brüderchen oder ein Schwesterchen gehabt.»
«Ich weiß, Zuckermaus.» Ethan seufzte. «Und ich hätte dir auch ein Geschwisterchen gewünscht.»
«Vanessa kommt nie mehr wieder.» Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
«Nein. Aber das macht nichts, Daisy. Du und ich, wir sind ein Team. Das weißt du doch. Wir brauchen sonst niemanden, stimmt’s?»
Daisy schniefte. «Hat Vanessa dir den Ring zurückgegeben?»
«Ja.» Sie hatte den Ring abgestreift und ihn auf den Tisch gelegt, bevor sie das Restaurant verlassen hatte. Nach allem, was geschehen war, hatte Ethan gezögert, ihn in die Hand zu nehmen, so als könne er sich an dem verfluchten Ding verbrennen.
«Darf ich ihn sehen?»
Ethan zog den Ring aus der Tasche und legte ihn Daisy in die Hand.
«Dad?»
«Ja, Schatz?»
«Magst du Rachel?»
«Rachel aus dem Bistro? Ja, natürlich.»
Eine Frau, die Brot für dich backt …
Ethan wusste nicht mehr, was er von dieser Anweisung halten sollte, und er hatte Rachel gegenüber immer noch ein schlechtes Gewissen. Das lag jedoch nicht daran, dass er Gefühle für sie hegte, so viel war ihm jetzt klar. Vermutlich war seine kleine Schwärmerei eine Nebenwirkung seiner verzweifelten Bemühungen gewesen, den Ring zurückzubekommen. Wenn er darüber nachdachte, war er kein bisschen rationaler als Daisy, denn auch er schuf sich Sinn und Bedeutung, wo beide nicht vorhanden waren.
«Mag sie dich auch?»
Ethan wusste, worauf seine Tochter hinauswollte. Sie war immer noch darauf fixiert, dass der Ring Rachel gepasst hatte. Ausweichend sagte er: «Ach, Rachel ist im Moment leider sehr böse auf mich.»
«Warum?»
Ethan erklärte Daisy, dass Rachel gedacht hatte, ihr Freund habe den Ring für sie gekauft, und dass sie natürlich traurig war, als sie herausgefunden hatte, dass das nicht stimmte.
Daisy dachte einen Moment nach. «Aber das war ja nicht deine Schuld.»
«Nein, das stimmt. Aber sie ist trotzdem wütend.»
«Du musst sie anrufen und ihr noch mal sagen, dass es dir leidtut. Bestimmt verzeiht sie dir dann.»
Ethan lächelte. «Ich fürchte, in diesem Fall ist das nicht so einfach.»
«Nein, nein! Ruf sie an, Dad. Ruf sie gleich an und sag ihr, dass es dir leidtut. Dann hat sie dich wieder gern, und ihr könnt glücklich …»
«Bitte, hör auf, Daisy. Ich muss Rachel jetzt in Ruhe lassen. Ich habe ihr weiß Gott genug Probleme bereitet.»
Daisy verzog das Gesicht. «Aber sie ist die Richtige, Dad. Ich weiß es.»
«Daisy, dass der Ring Rachel zufällig passt, heißt noch gar nichts.»
«Aber –»
«Daisy», wiederholte Ethan streng, und plötzlich fühlte er sich müde. Er hatte genug von dem Ring, von Rachel, von allem. «Bitte, lass das jetzt.
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