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Ich schenk dir was von Tiffany's

Ich schenk dir was von Tiffany's

Titel: Ich schenk dir was von Tiffany's Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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Snug gewesen. Außerdem hat das Essen da von der
Times
neulich vier oder fünf Sterne bekommen, und vielleicht kriegen wir sogar ein paar Politiker zu sehen.» Ethan hoffte, dass diese Hintergrundinformationen Vanessa überzeugten.
    Sie lachte ungläubig. «Du hast über das Snug recherchiert?»
    «Na ja, ich würde nicht sagen, dass ich wirklich Recherche betrieben habe, aber ich bin zufällig auf einen Bericht gestoßen – gestern erst.» Ethan bemühte sich, eine Erklärung zustande zu bringen. «Lass dich nicht vom Äußeren abschrecken. Ich weiß, es wirkt ein bisschen schäbig, aber die Speisekarte ist beeindruckend.» Vanessas Gesichtsausdruck war nicht zu entnehmen, ob ihr die Idee gefiel oder eher suspekt war.
    «Ich hätte nicht gedacht, dass du in einen Irish Pub gehst», sagte sie schließlich.
    Die Bemerkung irritierte ihn. Was dachte sie denn über ihn? Während sie noch gegenüber vom Snug auf dem Gehweg standen, wurde aus der frischen Brise plötzlich ein kalter Wind.
    «Also gut, ich muss zugeben, ich bin ein bisschen neugierig geworden», räumte sie ein. «Solange du nicht verlangst, dass ich Guinness schlürfe und Rebellenlieder schmettere, können wir es meinetwegen mal ausprobieren.» Mit einem Lächeln wischte Vanessa sich den Schnee aus dem hellen Haar.
    Ethan warf den Kopf zurück und fing mit der Zunge ein paar Schneeflocken auf. «Toll. Du wirst begeistert sein.»
    «Du bist dir deiner Sache ja anscheinend ganz sicher.»
    Ethan wurde bewusst, dass Vanessa diesen Satz noch nie zu ihm gesagt hatte. Aber er klang gut, denn seit Janes Tod hatte Ethan es nicht für möglich gehalten, dass er sich jemals wieder einer Sache sicher sein könnte. Er nahm Vanessas Hand und führte sie über die Straße ins Snug.
    Als sie an einem weiß eingedeckten Tisch saßen, sagte Vanessa anerkennend: «Also, ich muss ja zugeben, das hatte ich nicht erwartet. Nirgendwo Neon-Kleeblätter an den Wänden. Eigentlich richtig nett.»
    «Schön.» Ethan lächelte. Er hatte fast das Gefühl, eine Prüfung bestanden zu haben. «Dann lag ich ja wohl richtig.»
    Mit Genuss verzehrte Vanessa ein Kartoffel-Lauch-Süppchen nach Art des Hauses und dunkles Brot, während Ethan einen Teller frische Austern verschlang. Nach der ersten Hälfte bestellte er sich noch ein Guinness dazu, und da es erst halb ausgetrunken war, als er den Teller leergeputzt hatte, fand er, dass er etwas zum Abschluss des Mahles brauchte. Und Apple Crumble mit Vanillesoße erfüllte diesen Zweck perfekt.
    «Du meine Güte, Ethan. Hast du diesen Appetit aus New York mitgebracht?», lachte Vanessa. «Denn dann würde ich vorschlagen, dass du ihn ganz schnell wieder zurückschickst. Ich glaube, ich habe dich noch nie so reinhauen sehen.»
    Ethan lachte leise. «Ich weiß. Nicht schlecht, was?» Aber dass sie von einem Mitbringsel aus New York sprach, erinnerte ihn an das, was er nicht mitgebracht hatte, nämlich den Ring.
    Eine Weile schwieg er, und auch Vanessa sagte nichts. Es war, als hingen durch die Erwähnung New Yorks wieder viele unausgesprochene Fragen in der Luft. Seit ihrer Rückkehr hatten sie kaum über die Reise gesprochen. Vanessa hatte zwar einmal betont, dass sie die Tage genossen hatte, doch bestimmt spürte sie, dass sich in New York etwas in ihrer Beziehung verändert hatte. Ethan ahnte, wie seine Zerstreutheit und seine Ausweichmanöver seit dem Weihnachtstag auf sie gewirkt haben mussten.
    Vanessa hatte ihn natürlich gefragt, wie die Besprechung mit der «Literaturagentin» verlaufen war, und Ethan hatte absichtlich uneindeutig geantwortet. Er hatte behauptet, es sei eigentlich keine Besprechung gewesen, sondern sie hätten bloß bei einer Tasse Kaffee ein bisschen geplaudert, und dann hätte die Agentin einen Anruf gekriegt und ganz dringend weggemusst.
    «Und was hat sie zu dem Exposé gesagt, das du ihr geschickt hattest? Wird sie dir anbieten, dich zu vertreten?»
    «Ich bin nicht sicher. Sie möchte eine Textprobe lesen, bevor sie sich entscheidet.»
    «Na, dann solltest du wohl Gas geben, was?», hatte Vanessa neckend gesagt, und Ethan hatte sie vom Thema abgelenkt, indem er ihr noch etwas schenkte: einen kleinen silbernen Apfel für das Bettelarmband.
    Er hatte den Anhänger bei Tiffany’s gekauft, auf dem Rückweg vom Krankenhaus, nach dem Treffen mit Rachel Conti. Er sollte eine Art Friedensgabe sein. Oder vielleicht, wie Ethan vor sich selbst zugeben musste, war der silberne Apfel auch ein schwacher Versuch gewesen, sein

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