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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Quote stimmte.
    »Ich bin keine Geisel!«, rief Flora gegen das laute
Prasselgeräusch des Regens an. »Und er ist auch keine!«
    Bei diesen letzten Worten zeigte sie auf Anton, wie dieser
voller Dankbarkeit registrierte. Das Mikro wanderte wieder zu ihr
herüber, und eine Frage jagte die nächste.
    »Also sind die Meldungen zutreffend, nach denen Sie beide
Komplizen sind?«
    »Haben Sie das erbeutete Geld schon versteckt?«
    »Können Sie unseren Zuschauern etwas darüber erzählen, anhand
welcher Kriterien Sie den Bankraub vorbereitet haben?«
    »Haben Sie das alles gemeinsam geplant?«
    »Oder war es eher eine spontane Aktion?«
    »Das war völlig spontan«, sagte Flora. »Aber das Geld ist weg.
Ich meine, es war überhaupt keins in dem Koffer. Er hat uns reingelegt.«
    Schartenbrink roch Blut. »Also ist es wahr!«, rief er aus.
    »Ja, sicher«, sagte Flora.
    »Es ist also wirklich wahr, dass Sie mit Ziggy dem Zigeuner
zusammenarbeiten! Und jetzt hat er Sie bei der Teilung der Beute
übervorteilt? Hat er das ganze Geld an sich gebracht?«
    Flora blinzelte verblüfft in die Runde.
    Um sie herum herrschte atemloses, nur durch das Geräusch des
Regens unterbrochenes Schweigen.
    Alle starrten und warteten auf die Antwort, an vorderster
Stelle Schartenbrink. Dieser Abend würde ihm gehören, ihm allein!
    Einer der Zeitungsreporter (der Mann von der Stoßstange)
suchte sich exakt diesen hochbrisanten Augenblick aus, um sich mit zwei
an Dämlichkeit nicht zu übertreffenden Fragen einzumischen.
Schartenbrink juckte es in den Fingern, den Kerl mit seinem
Kamerariemen zu garrottieren.
    »Junge Frau«, rief der Reporter, »welchen Namen wollen Sie
Ihrem Kind geben? Wie soll Ihr neues Buch heißen?«
    Flora gefielen diese Fragen von allen bisher gestellten mit
Abstand am besten. Ihr Herz klopfte vor Aufregung. Ihr erstes
Interview! So fingen die großen Autorenkarrieren an! Sie würde in allen
Zeitungen zu sehen sein, im Fernsehen … Und das war erst der
Anfang! Lesungen würden folgen, Signierstunden, Rezensionen in allen
wichtigen Feuilletons. Das war der Stoff, aus dem Bestseller entstanden!
    »Ihr schnappt uns nie!«, rief sie strahlend.
    »Äh … Was?«
    »Ihr schnappt uns nie! So soll das Buch heißen. Und das
Kind … weiß ich noch nicht. Kommt drauf an, ob es ein Junge
oder ein Mädchen wird. Hauptsache, es ist gesund.« Sie legte beide
Hände auf ihren Bauch und lächelte glücklich in die Kameras.
    Schartenbrink war spontan von ihr begeistert. Die Frau war ein
Naturtalent! Sie war geistreich, schlagfertig, sah blendend aus, war
jung, schwanger und hatte irgendwie mit dem Bankraub zu tun. Das war
nicht zu toppen. Besser ging's einfach nicht mehr.
    Aus nicht allzu weiter Entfernung klangen Polizeisirenen
herüber.
    Anton machte sich keine Illusionen darüber, was das bedeutete.
    »Quatschen Sie nicht so viel!«, schrie er Flora an. »Steigen
Sie lieber ein!«
    Es gelang ihm ohne größere Mühe, einen der Reporter
wegzuschubsen, die Tür aufzureißen und hinters Steuer zu springen. Er
stieß von innen die Beifahrertür auf, und Flora drängte ihren dicken
Bauch mit entschuldigendem Lächeln an Schartenbrink vorbei.
    »Wiedersehen!«, rief sie höflich, bevor sie ihm die Tür vor
der Nase zuschlug.
    Dann schoss der Wagen vorwärts und fegte im nächsten
Augenblick mit heulenden Reifen rechts um die Ecke, gefolgt von
zuckenden Blitzlichtern.
    Schartenbrinks Kameramann filmte, was das Zeug hielt.
    Zwanzig Sekunden später war der Streifenwagen da. Er raste mit
rotierendem Blaulicht an den Medienleuten vorbei und nahm die
Verfolgung des BMW auf.
    Schartenbrink starrte ihm hinterher, bis er weg war. Leider
war er links abgebogen statt rechts. Ein unbeachtlicher dramaturgischer
Fehler. Die letzten zwei, drei Sekunden dieses Takes musste der Cutter
sich vornehmen.
    »Hast du das?«, fragte Schartenbrink. »Hast du das drin?«
    »Alles im Kasten«, sagte der Kameramann.
    »Wahnsinn«, stöhnte Schartenbrink ekstatisch. »Das ist der
echte Wahnsinn!«

Ihr
schnappt uns nie!
    D ie Sirenen waren kurz nach ihrem
überstürzten Aufbruch in der Ferne verklungen. Anton blickte alle drei
Sekunden in den Rückspiegel, doch er konnte keine Verfolger ausmachen.
Vielleicht war es – buchstäblich – falscher Alarm
gewesen.
    Flora strich sich aufgekratzt die feuchten Locken aus dem
Gesicht. Ihr runder Bauch und ihre vollen Brüste zeichneten sich
deutlich unter dem durchnässten Umstandskleid ab, und Anton schaute
verlegen

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