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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Verhältnis. Sie sollte sich also lieber nicht
beklagen. Was machte es schon, dass sie jetzt mit einer Schrottkarre
durch die Lande zuckeln mussten? Als Bankräuber auf der Flucht konnte
man schließlich nicht wählerisch sein.
    Da fiel ihr ein …
    »Kennst du den?«, fragte sie lächelnd. »Warum gab es in der
DDR früher bloß ganz wenige Banküberfälle?«
    »Ich will's gar nicht wissen.« Der Motor tuckerte inzwischen
etwas lauter, so, als wollte er es sich noch überlegen mit dem
Anspringen.
    Flora kicherte. »Weil die Bankräuber mindestens zehn Jahre auf
ihr Fluchtauto warten mussten!«
    Anton verzog keine Miene. Mit wachsender Wut widmete er sich
der störrischen Zündung. Er würde dieses Ding zum Laufen bringen. Wenn
es sein musste, mit einem Vorschlaghammer!
    Da, endlich sprang der Motor mit ohrenbetäubendem Knattern an!
Es klang, fand Flora, wie eine Kreuzung aus einem sterbenden Elefanten
und einem antiken Traktor, doch sie behielt es wohlweislich für sich,
um Anton nicht zusätzlich zu demütigen.
    Anton hingegen war ausgesprochen erpicht darauf, Flora zu
demütigen. Ihre offen zur Schau getragene Erheiterung nagte an ihm. Und
ihn ärgerte bereits seine ritterliche Anwandlung von vorhin, als er ihr
die Robe um die Schultern gelegt hatte, weil ihr Frösteln ihm nicht
entgangen war. Wie kam er eigentlich dazu, sich Sorgen um sie zu
machen? Das fehlte gerade noch! Eben erst hatte sich der größte
Autoschieber der Stadt mit seinem BMW davongemacht (Anton war so gut
wie sicher, dass er von den fehlenden dreißigtausend keinen Pfennig
sehen würde) und ihm dafür ein schrottreifes Wrack hinterlassen, und
was tat Madame? Saß da und riss Witzchen!
    »So, das mit dem Wagen hätten wir also erledigt«, sagte er
betont gleichmütig. »Jetzt können wir uns eine Zeit lang relativ
ungefährdet bewegen. Fragt sich also, wohin ich dich bringen soll.«
    »Bitte?« Flora hoffte eine atemlose Sekunde lang, ihn nicht
richtig verstanden zu haben. Doch ganz offensichtlich meinte er genau
das, was sie gehört zu haben glaubte.
    »Ich möchte dich irgendwo absetzen. Es gibt keinen einzigen
vernünftigen Grund, warum wir beide zusammenbleiben sollten.«
    »Doch«, widersprach Flora sofort. »Wir werden zum Beispiel
beide polizeilich gesucht. Allein aus diesem Grund bietet sich an, dass
wir zusammenbleiben. Zu zweit können wir wesentlich besser planen als
allein.«
    So schnell und kampflos wie beim letzten unglückseligen Mal,
als er sie buchstäblich im Regen hatte stehen lassen, würde sie nicht
aufgeben!
    »Das ist in meinen Augen keineswegs ein
ausreichender …«
    »Vergiss es«, sagte Flora schlicht.
    »Was?«, fragte Anton konsterniert.
    Sie wandte sich ihm empört zu. Ihre inzwischen wieder
trockenen Löckchen wippten in unregelmäßigen Intervallen auf und ab,
synchron zum Gehoppel des Trabants über den mit Schlaglöchern übersäten
Waldweg. »Du willst mich loswerden. Stimmt doch, oder?«
    »Wenn du es so nennen willst – bitte.«
    »Okay. Also willst du allein weitermachen. Verstehe ich.
Versteh ich sogar sehr gut. Aber dass du die Frechheit hast,
anzunehmen, ich würde Bekannte oder Freunde von mir in diese Situation
bringen – das ist einfach der Gipfel!«
    »In welche Situation?«
    »Tu doch nicht so dämlich! Ich meine das, was sich vor ein
paar Stunden auf der Straße vor deiner Wohnung abgespielt hat!«
    »Das konnte doch nur deshalb passieren, weil
Tamara …« Anton suchte krampfhaft nach einer Umschreibung, die
Tamaras Handeln in einem etwas milderen Licht erscheinen ließ, doch auf
die Schnelle wollte ihm kein passender Euphemismus einfallen.
    »Sprich es doch ruhig aus!«, schäumte Flora. »Sie hat dich
verraten! Dir den Judaskuss gegeben! Dich den Wölfen ausgeliefert! Dich
den Haien zum Fraß vorgeworfen! Dir das Messer in den Rücken gestoßen!
Dir den Boden unter den Füßen weggezogen …«
    »Ist ja gut!«, fuhr Anton ihr über den Mund. »Ich hab's schon
kapiert! Was ich sagen wollte: Es gibt wirklich keinen Grund, warum
sich das wiederholen sollte!«
    »Es gibt immer neugierige Nachbarn!«, konterte Flora mit
zornbebender Stimme.
    Er kehrte den Anwalt heraus und versuchte es mit
unwiderlegbaren Argumenten. »Du vergisst, dass du jeden Moment ein Kind
kriegen kannst.«
    »Das ist maßlos übertrieben.«
    »Wieso? Du bist doch hochschwanger, oder nicht?«
    »Ja, und?«
    »Siehst du«, sagte Anton triumphierend.
    »Mein Termin ist in zwei Wochen.«
    »Das Kind könnte aber auch eher

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