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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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»Warum hat mir das keiner gesagt? Warum habt ihr mich angelogen? Warum habt ihr mich alle in dem Glauben gelassen, dass ich meinen Vater verloren habe?«
    »Aber Tamara, George
war
doch dein Vater! Er hat dich über alles geliebt. Er hat dich großgezogen. Er –«
    » ER IST TOT !«, unterbrach ich sie. »Und alle haben mich glauben lassen, ich hätte meinen Dad verloren. Er hat mich angelogen. Ihr habt mich allesamt angelogen. Das ist wirklich unglaublich!« Ich war aufgesprungen, mein Kopf schwirrte.
    »Deine Mutter dachte, Laurie wäre tot, Tamara. Du warst damals erst ein Jahr alt. Sie hatte die Chance, ein neues Leben zu beginnen. George hat deine Mutter geliebt, und er hat dich geliebt. Sie wollte noch einmal von vorn anfangen. Sie wollte dir diesen Schmerz ersparen.«
    »Und dadurch wird der ganze Rest okay?«, fragte ich, jetzt direkt an Mum gewandt.
    »Nein, nein, ich war nie damit einverstanden«, antwortete Schwester Ignatius weiter an ihrer Stelle. »Aber sie hat es verdient, glücklich zu sein. Sie war am Boden zerstört, als Laurie gestorben ist.«
    »Aber er ist nicht tot!«, rief ich. »Er lebt im Bungalow und kriegt jeden Tag einen Berg Sandwiches und Apfelkuchen gebracht. Rosaleen hat die ganze Zeit gewusst, dass er lebt.«
    Das war zu viel für Mum, und sie brach zusammen. Schwester Ignatius hielt sie fest im Arm, und ihrem Gesicht sah man deutlich an, wie bekümmert sie war. Ich geriet ins Stocken. Auf einmal wurde mir klar, dass nicht nur ich angelogen worden war. Auch Mum hatte gerade erst erfahren, dass der Mann, den sie einmal geliebt hatte, noch lebte. Was für ein krankes Spiel hatten sie da alle miteinander gespielt?
    »Mum, es tut mir leid«, sagte ich leise.
    »Ach, Schätzchen«, seufzte sie, »vielleicht hab ich es ja verdient. Dafür, dass ich dir das alles angetan habe.«
    »Nein. Nein, das hast du nicht verdient. Aber er verdient dich auch nicht. Wie schräg muss man denn drauf sein, um so zu tun, als wäre man tot?«
    »Ich denke, er hat versucht, deine Mum zu schützen«, meinte Schwester Ignatius. »Er wollte euch beiden ein besseres Leben ermöglichen, ein Leben, das er euch nicht geben konnte.«
    »Arthur hat gesagt, er wäre schwer entstellt«, sagte Mum und sah mich an. »Wie … wie sieht er denn aus? War er freundlich zu dir?«
    »Arthur?« Ich horchte auf. »Arthur Kilsaney? Ist er Lauries Bruder?«
    Mum nickte, und wieder rollte eine Träne über ihre Wange.
    »Ihr setzt immer noch eins drauf«, sagte ich, aber auf einmal war ich nicht mehr wütend – meine Energie war verbraucht.
    »Arthur wollte nicht mitmachen«, sagte Mum. Sie klang ebenfalls erschöpft. »Jetzt verstehe ich auch, warum er so vehement dagegen war. Er wollte einfach nur immer dein Onkel bleiben. Wir haben dir nie ausdrücklich gesagt, dass er mein Bruder ist. Irgendwann bist du einfach davon ausgegangen, und dann …« Sie gestikulierte hilflos, als wäre ihr plötzlich die Absurdität der Situation bewusst geworden.
    In diesem Moment trat Weseley ins Zimmer. »Okay, die Polizei ist unterwegs. Alles klar bei dir?«, fragte er und sah mich an. »Hat er dich schlimm verletzt?«
    »Nein, nein, er hat mir gar nichts getan.« Ich rieb mir die Augen. »Er wollte mich nur vor Rosaleen beschützen.«
    »Aber ich dachte …«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Aber ich hab ihn in sein Zimmer eingeschlossen«, sagte Weseley schuldbewusst und holte den Schlüssel aus der Tasche. »Weil ich dachte, dass er dir etwas tun wollte.«
    »Nein, nein.« Laurie tat mir leid. Er hatte mich verteidigt, er hatte Kontakt zu mir aufgenommen und mir Geschenke gemacht. Er hatte an meinen Geburtstag gedacht. Meinen achtzehnten Geburtstag. Klar, dass er den nicht vergessen hatte. Und wie hatte ich es ihm gedankt? Ich hatte nicht verhindert, dass Weseley ihn in diesem Zimmer eingesperrt hatte.
    »Wo ist Arthur?«, fragte Schwester Ignatius plötzlich.
    »Er wollte zum Bungalow, zu Rosaleen.«
    Und da fiel bei mir endlich der Groschen. Das Tagebuch! »Nein!« Ich sprang vom Bett.
    »Schätzchen, du solltest dich wirklich ausruhen«, rief Mum und versuchte, mich zum Hinlegen zu bewegen, aber ich ließ mich nicht mehr umstimmen.
    »Er darf da nicht bleiben«, erklärte ich panisch. »Wie konnte ich bloß die ganze Zeit hier rumliegen? Weseley, ruf bitte die Feuerwehr, schnell!«
    »Warum?«
    »Schätzchen, jetzt entspann dich doch erst mal«, sagte Mum besorgt. »Leg dich hin und …«
    »Nein, hört mir bitte zu.

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