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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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stockte.
    »Ja. Das kommt hin. Ich hatte am 16. Oktober einen Gerichtstermin, den ich wegen ihr versäumt habe.«
    Christina hatte hier übernachtet? Vorletzten Monat? Behringer kritzelte etwas auf seinen Block. Sie wagte nicht zu atmen.
    »Können Sie sich daran erinnern, warum Sie nicht rechtzeitig im Gericht erschienen sind?« König stellte seine Frage so beiläufig, als würde er sich nach dem Wetter erkundigen.
    »Natürlich.« Michaels Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Ich kann mich erinnern, und Sie wissen es auch, sonst wären Sie nicht hier. Was soll das?«
    »Ich würde es gerne von Ihnen hören.« Das joviale Lächeln auf Königs Gesicht war undurchdringlich. Michael stand stocksteif.
    »Er, also Paul, stand plötzlich da. Er hat … randaliert. Wie verrückt hat er auf Christina eingeschlagen. Ich bin dazwischen, und wir haben uns geprügelt. Die Nachbarn haben die Polizei geholt, und ich habe Anzeige erstattet.«
    Behringer schrieb hastig mit. Zum ersten Mal richtete er das Wort an Michael. »Warum hat Herr Denk seine Frau angegriffen – hier, in Ihrer Wohnung?«
    »Er hat sie beschuldigt, ein Verhältnis mit mir zu haben.«
    Sara rang nach Luft.
    »Und, haben Sie ein Verhältnis mit Frau Denk?«, bohrte König nach.
    »Nein.« Die Schärfe in Michaels Stimme war neu. Keine Spur mehr von Sanftheit und Wärme. Sara versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, konnte jedoch das Karussell in ihrem Kopf nicht stoppen. Tini. Übernachtet. Warum? Paul. Prügelei. Geliebte. Keine Geliebte? Mühsam folgte sie der sonoren Stimme des Hauptkommissars.
    »Frau Denk behauptet, Sie wollten ihre Schulden begleichen. Über sechstausend Euro.«
    Die Stille, die folgte, war ohrenbetäubend. Er! Dann stimmte es also doch. Er, der ominöse Geliebte! Du verrennst dich da in etwas, hatte er gesagt, als sie ihre Liebhabertheorie vor ihm ausgebreitet hatte. Nein, sie hatte sich nicht verrannt, im Gegenteil, sie war in die richtige Richtung gelaufen. Und er hatte sie mühelos auf eine falsche Fährte gelenkt. Weil sie ihm vertraut hatte. Sie sah Michael und Tini vor sich, wie sie nach seiner Hand griff, sich daran festhielt, wie er zärtlich eine Strähne aus ihrem Gesicht strich.
    »Frau Denk und ich sind befreundet.«
    Wie überzeugend er klang.
    »Sind Sie mit all Ihren Freunden so großzügig? Kommen Sie, verkaufen Sie uns nicht für blöd. Sie waren ein Paar!«
    Michael und Christina. Selbst Ronnie hatte es gesehen!
    »Nein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich habe Paul in Aktion erlebt. Er hat sie geschlagen. Gedemütigt. Was hätten Sie denn getan? Weggeschaut?« Er wischte hektisch mit den Händen über seine Jeans. »Am nächsten Tag habe ich Christina vor dem Jugendamt abgefangen und sie gebeten, sich von mir helfen zu lassen.«
    König kratzte sich am Kopf. Er sah nachdenklich aus. »Warum hat Frau Denk bei Ihnen übernachtet, wenn Sie kein Verhältnis mit ihr hatten?«
    Sara neigte sich zur Tür, strengte sich an, jede Silbe seiner Antwort zu verstehen.
    »Sie brauchte jemand zum Reden. Nachdem sie das mit dem Geld herausgefunden hatte. Sie war verzweifelt.« Michael stockte. »Wir hatten uns länger nicht gesehen. An jenem Mittwoch habe ich sie angerufen, wegen einer Bekannten. Ich wollte eine Empfehlung. Eine Therapeutin für meine Bekannte. Sie hat mir Dr. Rosen empfohlen. Bei der Gelegenheit haben wir uns spontan verabredet. Ich wusste nicht, wie schrecklich sich ihre Ehe entwickelt hatte. Ich habe eine Flasche Wein geöffnet, und sie fing an zu erzählen. Irgendwann war es vier Uhr morgens und sie ist geblieben. Hier unten, auf dem Sofa.«
    Er deutete auf die Wendeltreppe. »Mein Schlafzimmer ist oben.«
    König nickte zustimmend, dann fragte er: »Herr Seitz, wo waren Sie am Sonntag, dem 7. Dezember zwischen 19 und 22 Uhr?«
    Sara krallte sich am Küchentisch fest.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich zu Hause, wie meistens sonntagabends.« Michael erhob seine Stimme. »Jetzt machen Sie aber einen Punkt. Sie verdächtigen mich nicht ernsthaft des Mordes an Paul Denk, oder? Das ist ja lächerlich!«
    »Ist es das, Herr Seitz?« Herr König trat einen Schritt auf ihn zu. Richtete seinen Zeigefinger auf ihn. »Hatten Sie nicht vielmehr ein starkes Motiv?«
    »Ach ja? Welches denn bitte?«
    »Liebe. Hass.« König zählte die Motive an seinen Fingern auf. »Herr Denk stand zwischen Ihnen und der Frau, die Sie lieben. Jetzt waren Sie sogar Zeuge seiner Gewalttätigkeiten geworden. Das allein sind schon

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