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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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wäre, sie zum Gehen zu zwingen, damit er im Haus wohnen könnte, dann würde er vermeiden, dass die Polizei mit hineingezogen wird. Nach allem, was passiert ist, könnte er mittlerweile ohnehin nicht mehr hier wohnen.«
    »Und welchen Plan verfolgt er nun?«, fragte Tessa.
    Seine Finger krampften sich so fest um die Stuhllehne, dass sie zu schmerzen begannen. »Wenn ich das nur wüsste.«

16
    Madison drehte den Kopf auf dem Kissen hin und her. Vorsichtig öffnete sie die Augen und blinzelte, als sie von der hellen Deckenleuchte geblendet wurde.
    Mit einem Ruck fuhr sich hoch und musste sich mit der Hand abstützen, um nicht wieder auf die weiche Oberfläche zurückzufallen, auf der sie saß: eine Matratze ohne Laken, die auf dem nackten Betonboden eines kleinen Zimmers lag. Ihre Haare waren feucht und rochen nach Shampoo, als hätte jemand sie gewaschen. Sie trug Jeans und ein Hemd.
    Doch es war nicht ihre Kleidung.
    Bei dem Gedanken, dass ein Fremder sich ihr auf so intime Weise genähert hatte, wurde ihr übel. Ein Fremder hatte sie gebadet und eingekleidet. Mühsam schluckte sie, um den Brechreiz zu unterdrücken.
    Als sie sich das feuchte Haar aus dem Gesicht strich, wurde ihr plötzlich klar, dass sie nicht mehr gefesselt war. Sie sprang auf, doch ihre Knie gaben unter ihr nach, als das Blut kribbelnd zurück in die Gliedmaßen schoss. Ihr wurde schwindelig und sie musste sich an der Wand abstützen.
    Als die Schwindelgefühle sich gelegt hatten und sie wieder klar sehen konnte, musterte sie ihre Umgebung. Sie befand sich in einem Zimmer, das die Größe eines kleinen Schlafzimmers hatte und das abgesehen von der Matratze leer war. Das einzige Fenster war mit Gitterstäben versehen; ein schwarzes Viereck, das das Licht der Deckenleuchte reflektierte.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers war eine Tür zu sehen. Madison durchquerte den Raum und umfasste den Türknauf. Verschlossen. Sie versuchte es noch einmal, drehte ihn so fest hin und her, wie sie konnte, und rüttelte schließlich daran. Sie hämmerte gegen die Tür. »Hilfe! Ist dort jemand?«
    Wieder und wieder schlug sie mit den Fäusten gegen die Tür und schrie, bis sie heiser war. Nach einer Weile ließ sie sich nach Atem ringend gegen die Wand sinken.
    Reiß dich zusammen. Konzentriere dich, denke nach. Es muss einen Weg nach draußen geben.
    Das Fenster.
    Sie rannte zu der dunklen Fensterscheibe und umgriff mit beiden Händen die Gitterstäbe, während sie versuchte, durch das Glas etwas zu erkennen. Jemand hatte die Scheibe mit Farbe angestrichen. Sie konnte absolut nichts sehen. Der Abstand zwischen den Gitterstäben war groß genug, sodass sie die Hände zwischen ihnen hindurchschieben und das Glas berühren konnte. Sie hämmerte mit aller Macht gegen die Scheibe, um sie zu zerbrechen. Dann zog sie ihren Schuh aus und benutzte ihn wie einen Hammer, doch der Erfolg war gleich null. Das war kein normales Glas, sonst wäre es längst gesplittert.
    Sie saß in der Falle. Absolut und komplett in der Falle.
    Sie wandte sich vom Fenster ab und ließ sich auf die Matratze sinken. Ihre Brust hob und senkte sich vor Anstrengung, und erschöpft ließ sie sich nach hinten fallen. Und riss vor Schreck die Augen auf, als sie sah, was sie zuvor nicht registriert hatte.
    Die Decke des Zimmers war mit Dutzenden von Fotos übersät. Sie rappelte sich hoch und sah sich die Decke aus zusammengekniffenen Augen genauer an, wobei sie ihre Augen gegen das Licht abschirmte.
    Oh Gott, das waren Fotos von ihrer Familie!
    Ihre Mutter, die ihren neuen Ehemann vor einem Haus stehend anlächelte. Das war die Villa in Frankreich, in der ihre Mutter und ihr Mann lebten, wenn sie sich nicht in Manhattan aufhielten – die Villa, in der ihre Mutter zurzeit wohnte.
    Darüber war eine Aufnahme von Logan und Amanda, die sie auf einem Kreuzfahrtschiff zeigte.
    In den Flitterwochen.
    Angst durchzuckte Madison so heftig, dass ihr das Herz wehtat. Sie hatte diese Fotos schon einmal gesehen, in einem dieser sozialen Netzwerke, auf der Webseite ihrer Mutter. Jemand hatte die Bilder ausgedruckt und sie an die Zimmerdecke geklebt. Dieses Gefängnis war eigens für sie hergerichtet worden.
    Aber von wem, von Damon? Warum sollte er so etwas tun?
    Sie erstarrte, als sie einen Schnappschuss sah, der nicht von der Webseite stammte. Es war ein Bild von Pierce, wie er in Jacksonville auf dem Balkon seines Apartments stand und Steaks auf einem Grill briet. Er grinste und sah durch die

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