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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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zerstören. Es lag ohnehin zu viel Spannung in der Luft, ganz unterschiedlicher Natur.
    »Klar.«
    Der Intendant warf einen letzten Blick auf die Computer und auf Pico, der die anderen schon gar nicht mehr bemerkte und seine Finger über die Tastatur gleiten ließ, ganz aufgeregt bei dem Gedanken an diese neue Herausforderung. Sie verließen die Computerecke und gingen zu Raquels Schreibtisch, als Jean-Loup und Laurent durch die Tür kamen.
    Frank musterte den DJ. Jean-Loup wirkte im Vergleich zum Morgen ziemlich zuversichtlich, dennoch lauerte in seinen Augen die unauslöschliche Spur eines dunklen Schattens. Frank kannte diese dunklen Schatten. Wenn alles vorbei war, würden noch viel Licht und viel Sonne nötig sein, um sie zu vertreiben.
    »Hallo, Leute. Seid ihr so weit?«
    Laurent antwortete gleich für beide.
    »Ja, das Konzept steht schon. Das Problem ist, wir dürfen nicht vergessen, dass die Sendung auf jeden Fall weitergehen muss und dass es abgesehen von den Anrufen immer und garantiert auch die normalen Hörertelefonate gibt. Wie läuft es denn hier?«
    Die Eingangstür öffnete sich erneut, und die Gestalt von Kommissar Hulot blieb einen Moment lang im Rahmen stehen wie ein verschwommenes Foto. Frank dachte, dass er seit seiner Ankunft in Monte Carlo um zehn Jahre gealtert schien.
    »Ach, hier seid ihr. Guten Abend allerseits. Frank, kann ich kurz mit dir sprechen?«
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    Jean-Loup, Laurent und Bikjalo entfernten sich ein wenig, damit Frank und der Kommissar ungestört reden konnten.
    »Was ist los?«
    Die beiden gingen zur Wand gegenüber, zu den beiden Glaskästen, hinter denen sich die Telefonleitungen und die Satellitenanschlüsse verbargen, ebenso wie die ISDN-Verbindungen für den Fall eines Blackouts der Relaisstation.
    »Alles in Ordnung. Die Eingreiftruppe ist in Alarmbereitschaft.
    Zwölf Männer stehen im Polizeipräsidium zur sofortigen Verfügung.
    Die können blitzschnell überall sein. Die Straßen sind voller Zivilpolizei. Ein ganz harmloses Volk. Männer mit Hund, Pärchen mit Kinderwagen und so was. Die Stadt ist weiträumig abgedeckt. Im Notfall können wir sie in null Komma nichts von einem Punkt zum anderen beordern. Das für den Fall, dass er sein Opfer hier in Monte Carlo sucht. Sollte Herr Keiner beschlossen haben, sich das Opfer von wer weiß woher zu schnappen, dann sind alle Polizeikräfte der Küste alarmiert. Vollständig. Jetzt können wir nur versuchen, flinker als unser Freund zu sein. Der Rest liegt in Gottes Hand.«
    Frank wies auf zwei Personen, die gerade in diesem Moment zur Tür hereinkamen, zusammen mit Morelli.
    »Und in Pierrots Hand, den Gott so schlecht behandelt hat …«
    Pierrot und seine Mutter kamen näher und blieben stehen. Die Frau umklammerte die Hand ihres Sohnes wie einen Rettungsanker.
    Statt ihm Sicherheit zu geben, schien sie Halt in der unschuldigen Gestalt ihres Sohnes zu suchen, der sich höchstpersönlich an etwas beteiligt fühlte, das ihm für gewöhnlich verwehrt blieb.
    Da war er, nur er, Pierrot, der clevere Junge, jener, der die Musik kannte, die in dem Zimmer war. Es hatte ihm gefallen, das letzte Mal, als ihn all die Erwachsenen mit angespannter Miene beobachtet und darauf gewartet hatten, dass er sagte, ob sie da sei oder ob sie nicht da sei, und dass er aufstand, um die Schallplatte zu holen. Es gefiel ihm, jeden Abend hier zu sein, beim Sender, mit Jean-Loup, ihm durch die Scheibe zuzusehen, dem Mann, der mit dem Teufel sprach, zu warten, anstatt zu Hause zu sitzen und nur die Stimme aus den Boxen zu hören.
    Ihm gefiel dieses Spiel, auch wenn er verstanden hatte, dass es sich nicht unbedingt um ein Spiel handelte.
    Manchmal träumte er nachts davon. Zum ersten Mal war er dankbar dafür, dass er in dem kleinen Haus, wo sie wohnten, kein eigenes Zimmer hatte, sondern bei seiner Mutter in dem großen Bett 250

    schlief. Sie wachten auf, und beide hatten sie Angst und konnten nicht wieder einschlafen, bis das rosa Licht des Morgengrauens durch die Rollläden drang.
    Pierrot löste sich von der Hand der Mutter und rannte zu Jean-Loup, seinem Idol, seinem besten Freund. Der DJ zerzauste ihm das Haar.
    »Salut. Na, du Held, wie geht es?«
    »Gut, Jean-Loup. Weißt du schon, dass ich morgen vielleicht im Streifenwagen mitfahre?«
    »Stark. Dann bist du jetzt auch ein Polizist.«
    »Klar, ein ehrenwerter Polizist …«
    Als Jean-Loup Pierrots neue, unfreiwillige Wortschöpfung hörte, lächelte er und zog ihn aus einem Impuls heraus an

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